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0217 - Bleigeflüster als Finale

0217 - Bleigeflüster als Finale

Titel: 0217 - Bleigeflüster als Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bleigeflüster als Finale
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doch Shirk so gerne auf dem Elektrischen Stuhl sehen, damit er ihre Geschäfte nicht stören kann.
    Ulkig, so ein Traum, er bringt die schlimmsten Feinde friedlich an einen Tisch.
    Ich bin ein medizinisches Wunder! Andere Leute spüren im Schlaf keine Schmerzen, wenn die Schmerzteufelchen zu fest bohren.
    In meinem Kopf sind diese Kobolde aber mit Preßluftmeißeln und Dampfhämmern am Werk, und dennoch träume ich unentwegt das ungereimteste Zeug, das in der Wirklichkeit…
    »Aha, unser spezieller Freund Cotton kommt allmählich wieder zu sich!« höhnt die mir wohlbekannte Stimme Shirks.
    Ich war perplex, ich hatte gar nicht geträumt! Meine ersten Wahrnehmungen beim Herausdämmern aus der Bewußtlosigkeit waren derart widersinnig gewesen, daß ich sie einfach ins Reich der Träume verwies, obwohl sie den Tatsachen entsprachen.
    Jetzt aber, mit einem Schlag, sausten sämtliche durcheinandergeschüttelten Funktionen meines Gehirns an ihren richtigen Platz. Hol’s der Kuckuck, wieso war Shirk nicht im Zuchthaus? So sehr beeilt sich die Justiz doch im allgemeinen nicht, ein Fehlurteil — wenn es im Fall Shirk überhaupt eines war!
    — zu revidieren. Bevor ich Shirk danach fragen konnte, sagte er:
    »Cotton, ich sehe, du bist baff, mich in Freiheit zu sehen! Tja, G.-man, das ist doch nicht mehr als recht und billig, trotz deines lückenlosen aber falschen Indizienbeweises gegen mich. Diese Gemeinheit wirst du büßen, darüber reden wir nachher noch! Damit hast du sicher nicht gerechnet, daß mich die Jury so schnell laufenlassen würde. Aber mein Advokat ist eben auf Draht, wenn es gilt, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen!«
    »Shirk, brich dir bei dem Wort ›Gerechtigkeit‹ nur nicht die Zunge ab! Wenn es gerecht zuginge, wärest du nicht hier, sondern in einer Zelle! Du hast Sergeant Jones erschossen; das Geständnis der Ulster samt den angeblichen Beweisen ist doch bloß Theater. Von deinen anderen Verbrechen will ich gar nicht reden.«
    Shirk trug einen dunklen Zweireiher, der ihm viel zu groß war. Anscheinend hatte er während seiner Haft gewaltig abgenommen. Zur Feier des Tages prangte eine große Chrysantheme im Knopfloch des Revers, darunter steckte eine Plakette aus zwei gekreuzten Golfschlägern, wohl das Abzeichen irgendeines obskuren Clubs. Shirk strich mit gespielt nachlässiger Geste mehrmals über den Ärmel seines vornehmen Anzugs.
    »Cotton, ich will dir mal was sagen«, seine Stimme klang schläfrig, dennoch war der eiskalte, drohende Unterton nicht zu verkennen, »deine blödsinnige Ansicht hat mich beinahe auf den Elektrischen Stuhl gebracht, und das lasse ich mir nicht gefallen.«
    »Shirk, halte die Luft an, du redest ja nur dummes Zeug! Meine Ansicht ist gar nicht blödsinnig, das weißt du so gut wie ich. Außerdem wurde das Urteil rückgängig gemacht, und ich beuge mich dieser Entscheidung. Es gibt aber Leute, die mit allen Mitteln versuchten, die Revision des Urteils zu sabotieren. Einer dieser Herrschaften sagte wörtlich zu mir: ›Shirk muß auf den Elektrischen Stuhl, gerade weil er von unserer Zunft ist. Er ist uns bei unseren Geschäften im Weg!‹ Du wirst selbst am besten wissen, welche dunklen Geschäfte damit gemeint waren.«
    Shirk starrte mich an.
    »Wer hat das gesagt? Ich drehe dem Kerl den Kragen um!«
    »Das bezweifle ich sehr!« lachte ich. »Dieser Kerl sitzt nämlich direkt neben dir!«
    »Waaas?« Shirk sprang auf und donnerte den Gangster an: »Was höre ich da von dir, Marc? Aha, ich verstehe, ich verstehe sogar sehr gut! Ihr wolltet euch wohl mein mühsam aufgebautes Geschäft unter den Nagel reißen!«
    Shirk gab Marc eine fürchterliche Ohrfeige und setzte sofort eine gestochene Linke hinterher, daß Marc samt dem Sessel hintenüberkippte.
    Bevor die beiden anderen Ganoven begriffen hatten, wie der Hase lief — die geistige Anstrengung prägte sich deutlich in ihren Mienen aus —, hatte Shirk auch sie nacheinander an der Krawatte hochgerissen und ihnen gezeigt, wie wütend er war.
    Shirk war zweifellos ein äußerst gefährlicher Bursche. In Anbetracht dessen fand ich es sehr beruhigend, daß die Gangster es unterlassen hatten, mir meine 38er wegzunehmen.
    Shirk rieb sich die Hände am Taschentuch ab. Dabei knirschte er:
    »Am liebsten hätte ich die Verräter erschossen. Aber mit einem G.-man als Zeugen ist das doch nicht ratsam.«
    Die ganze Geschichte kam mir irgendwie unwirklich vor. Ich fragte lässig: »Was soll der ganze Zauber eigentlich? Du

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