0217 - Bleigeflüster als Finale
ganz klar an uns. Immerhin haben wir fette Beute gemacht. Ich müßte mich sehr täuschen, wenn nicht der eine oder andere der Gangster oder alle zusammen in den aufgefundenen Listen verzeichnet wären. Die Burschen sind uns also sicher. Es ist nur eine Frage der Zeit. 'Wir haben hier Rauschgift gefunden, und Rauschgift, so scheint mir, riecht irgendwie nach Hell-Bar. Also haben wir einen Grund mehr, diesen Laden mit unserem Besuch zu beehren. Vielleicht treffen wir dort im Nebenzimmer eine sehr illustre Gesellschaft von Rauschgifthändlern, Sprengstoff spezialisten und MP-Musikern bei einer hitzigen Beratung an. Nachdem wir ihre prächtigen Listen haben, müssen sie doch total durchgedreht sein und schleunigst Vorbeugungsmaßnahmen ausknobeln. Die Banditen werden Augen machen, wenn das FBI da mitten ’reinplatzt.«
Phil hatte sich eine Zigarette genommen und sie zwischen die Lippen geklebt. Er brummte:
»Gut, machen wir uns auf.«
Wir packten das ganze Beutegut mangels besserer Transportmöglichkeit in unsere Taschen, den Rest nahmen wir in die Hand.
Während wir ungeduldig auf ein Taxi warteten, sagte ich:
»Phil, wir müssen uns jetzt trennen. Du fährst mit dem Jaguar zum Headquarters und lieferst den erbeuteten Ramsch zur Auswertung ab — halt, keine Widerrede! Der Schlag gegen den Rauschgiftring, insbesondere gegen die Verteiler, muß sofort vorbereitet werden, ehe die Gangster entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten oder gar verschwinden können. Demgegenüber dürfen wir aber auch den Burschen in der Hell-Bar keine Atempause mehr lassen. Folglich fahre ich auf schnellstem Weg mit einem Taxi dorthin. Natürlich kann meine Vermutung falsch sein, aber das wäre nicht weiter schlimm. Wenn du, Phil, Neville das Zeug gegeben hast — er weiß schon, was er damit anfangen soll —, kommst du unverzüglich zur Hell-Bar. Ich schätze, daß du spätestens zehn Minuten nach mir dort eintriffst. So lange kann ich mich auf jeden Fall behaupten. Wenn mir die Verhältnisse aber doch zu mulmig erscheinen, beschränke ich mich darauf, das Lokal zu beobachten, bis du auftauchst. Aber bitte nicht mit-Sirenengeheul ankommen.«
»Geht in Ordnung«, erwiderte Phil.
»Ich werde mich mächtig ’ranhalten. Wenn du nämlich Pech hast, komme ich von diesen zehn Minuten neun zu spät. Halte dich also möglichst zurück! Zur Sicherheit werde ich noch einige Kollegen mitbringen.«
Haben Sie jemals schon erlebt, daß ein unbesetztes Taxi dann vorfährt, wenn Sie es dringend brauchen?
Ich schon, aber an jenem Nachmittag war das nicht der Fall.
Notgedrungen stiefelte ich zur Telefonzelle an der Ecke und bestellte, um keine Zeit zu verlieren, gleich zwei Wagen: einen für Phil (er mußte in der Großgarage den Jaguar abholen) und einen für meinen Ausflug nach Manhattan in die Park Row.
Die New Yorker Taxichaulfeure sind fixe Kerle.
Bereits drei Minuten nach meinem Anruf waren Phil und ich, jeder in einer anderen Richtung, unterwegs.
***
Die Hell-Bar (Höllen-Bar) machte ihrem Namen alle Ehre und dem Geschmack ihres Architekten alle Schande.
Von der Park Row mußte man in eine schmale finstere Gasse, die zur Chinatown führte, hineingehen.
Nach rund hundert Yard wies ein Neon-Teufel mit einer dreigezackten Gabel auf eine Art Tunnel, der zu den Räumen der Bar, die unter der Erde lagen, hinabführte. Zu beiden Seiten des Tunnels, in dem es auch bei Tag ziemlich düster war, stellten flackernde Neonröhren das Höllenfeuer dar.
Die künstlichen Flammen, in denen ebenso künstliche Teufel tanzten, waren recht geschickt installiert. Ängstliche Gemüter konnten hier das Gruseln lernen.
Der Eingang zur »Hölle« wurde von zwei schlimmen Oberteufeln flankiert, deren Fratzen abwechselnd in Blau, Grün und Rot aufleuchteten.
Von außen gab es an der verrückten Bude wirklich nichts zu beobachten. Ich entschloß mich deshalb zu einem Vorstoß in die »Unterwelt«.
Die Ausgestaltung des Barraums erzeugte eine völlig andere Atmosphäre als der düstere Zugang.
Wohl herrschte hier gedämpftes rotes Licht, aber die Bemalung der Wände und der Decke stellte phantasiereiche Höllenszenen dar. Einfach geschmacklos.
Zum Glück hatte sich bei den meisten Gemälden ein Vertreter der modeinen Kunst ausgetobt. So konnte ich, um nur ein Beispiel zu nennen, mir bei einem Bild nicht schlüssig werden, ob es einen zechenden Krieger oder ein Haus nach einem Bombenangriff darstellen sollte, Ich gebe aber zu, daß ich von dieser Art Kunst so
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