0217 - Die Hexeninsel
ein.
Nur durch ein Wunder war ich zu retten.
Und das Wunder geschah. Für mich war es ein Wunder, denn damit hätte ich nie gerechnet.
Von außen her warf sich jemand wuchtig gegen die Tür. Sie war nicht verschlossen, ich spürte den Druck, schrie auf, und der Stoß pflanzte sich fort, ging auch auf das Faß über und erreichte sogar Jane Collins.
Sie hatte zustoßen wollen, doch durch den von außen einwirkenden Kraftakt wurde sie nach hinten geworfen und geriet somit aus dem Gleichgewicht. Ihr rechter Arm fuhr zwar noch nach unten, doch die Messerspitze hackte nicht in meinen Körper, sondern in das Faßholz.
Abermals wuchtete jemand von außen gegen die Tür. Ich hörte eine mir vertraute Stimme. Es war Suko.
»John!« keuchte er und drückte gegen das Hindernis. Diesmal half ich mit. Es war mir gelungen, den rechten Arm zu befreien, so konnte ich mich auf dem Boden abstützen und mit den Knien das Faß vorschieben.
Jane Collins war zurückgesprungen. Sie dachte nicht mehr an das Messer, das im Faß steckte, die Detektivin wollte nur noch fliehen. Hastig polterte sie die Stufen der schmalen Stiege hoch und war kaum verschwunden, als Suko ins Haus stürzte. Mit einem Blick übersah er die Lage. Sein Blick wurde allerdings fragend, als er mich erkannte.
Ich war dabei, aufzustehen, und das ging nicht eben flott, denn meine Knochen taten mir weh.
Die Blicke des Chinesen saugten sich an dem Messer fest. »Verdammt, John, wollte sie dich…?«
»Ja, sie wollte mich killen.«
»Und?«
»Jetzt ist sie oben.«
Kaum hatte ich ausgesprochen, als sich Suko an dem Faß und an mir vorbeidrückte. Er nahm den gleichen Weg, den auch Jane gegangen war, und ließ die Treppe schnell hinter sich. Ich blieb für einen Moment stehen und schüttelte den Kopf. Erst einmal mußte ich wieder zu mir finden.
Von oben vernahm ich Stimmen. Zuerst die von Jane. Suko mußte sie erreicht haben. »Rühr mich nicht an, du verfluchter Bastard! Rühr mich nicht an!«
»Jane, sei vernünftig. Ich will dir nur helfen. Wirklich. Nur helfen.«
»Verschwinde!« Das hörte sich an wie das Knurren bei einem wilden Tier.
Ich wußte Bescheid. Man konnte Jane nicht helfen. Nicht so, wie wir es gern getan hätten, deshalb blieb uns nichts anderes übrig, als es auf die harte Tour zu versuchen, sosehr uns dies auch gegen den Strich ging.
»Bist du verrückt? Jane, tu das nicht!«
Sukos Stimme warnte mich und beflügelte gleichzeitig meine Aktionen. Da oben spielte sich irgend etwas ab. Ich konnte nicht bleiben und mußte meinem Partner zu Hilfe eilen. Auf keinen Fall wollte ich, daß Jane da oben durchdrehte.
Diesmal nahm ich die Treppe mit langen Sätzen. Die Stufen bogen sich unter meinem Gewicht durch, sie federten, aber sie hielten, weil sie schließlich auch den Besucherstrom aushalten mußten.
Als ich die erste Etage erreichte, hörte ich ein satt klingendes Platzen und danach ein helles Klirren.
Augenblicklich war mir klar, was dies zu bedeuten hatte. Jane wollte aus dem Fenster.
Das Geräusch hatte mir bewiesen, daß Suko es nicht hatte verhindern können. Deshalb mußte ich alles daransetzen, um Jane nicht entwischen zu lassen.
Als ich das Zimmer betrat, begann sie gellend zu schreien. Suko hatte es doch geschafft. Jane hing zwar mit ihrem Oberkörper im Fensterkreuz fest, aber weiter konnte sie nicht, da der Chinese ihre Beine in Höhe der Knöchel umklammert hielt. Einige Scherbenreste steckten noch im Rahmen. Sie schnitten nicht nur durch Janes Kleidung, sondern auch in ihre Haut. Der Schmerz machte ihr nichts, sie schien ihn kaum zu spüren, da die andere Kraft, die Stärke des unheimlichen Rippers, in ihr wesentlich größer war.
Sie begann zu schreien und toben, doch Suko ließ nicht locker. Er zog Jane aus dem halb zerstörten Fenster, und als sie zu Boden fiel, trommelte sie mit den Fäusten auf die Bohlen, wobei sie wie von Sinnen schrie.
»Das ist eine Raubkatze!« fuhr Suko mich an. »Kannst du sie bändigen?«
Jane warf ihren Körper herum, dabei kam sie auf den Rücken zu liegen und krachte hart auf die Bohlen, was ihr anscheinend nichts ausmachte, denn verletzt war sie nicht. Im Gegenteil, sie präsentierte sich putzmunter und steckte voller Haß. Das bewies sie uns, denn sie spuckte nach Suko und mir. Es gab nur eine Möglichkeit, um Jane ruhig zu stellen. Allerdings kostete es mich Überwindung, sie einzusetzen, doch mir blieb keine andere Wahl.
Ich trat so nahe wie möglich an sie heran, während Suko noch
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