0217 - Die Hexeninsel
auch…?«
Heftig schüttelte ich den Kopf. »Erstens wären zwei zuviel. Und wer bringt den Bentley nach Hause?«
»Das ist das geringste Problem. Allerdings sehe ich ein, daß du recht hast. Gib mir nur Bescheid, in welches Krankenhaus Jane Collins gebracht werden soll.«
»Krankenhaus ist gut«, erwiderte ich. »Das wird wohl auf eine psychiatrische Klinik hinauslaufen. Das wird hart.«
»Noch härter.«
Suko legte mir seine freie Hand auf den Unterarm. »John, ich weiß, was in dir vorgeht, und es ist immer schwer, einen Rat zu geben. Versuche trotzdem, einen klaren Kopf zu behalten. Emotionslos, sagt man doch.«
»Ja, ich werde mich bemühen.«
Wir hatten inzwischen die Rückseite des Wagens erreicht. Einer der Helfer hatte die Trage ausgefahren, auf die Jane Collins gelegt wurde.
»Müssen wir sie festschnallen?« fragte uns der Mann. Ich stimmte zu.
»Ist sonst noch etwas? Ich meine, besteht die Gefahr, daß sie…?«
»Nein, nein, sie hat nur einen Schlag abbekommen, der sie ins Reich der Träume geschickt hat. Das ist alles.«
»Verstehe.«
»Ich fahre übrigens mit«, sagte ich zu dem Sanitäter oder Arzt. Genau wußte ich nicht, was er war.
»Das ist schlecht, Sir. Eigentlich ist es verboten, daß Angehörige oder Freunde…«
»Bei mir werden Sie eine Ausnahme machen, denn dieser Fall ist nicht normal. Sie müssen ihn mit anderen Maßstäben messen.«
»Wie Sie wünschen, Sir.« Die Antwort klang leicht pikiert. Ich konnte den Mann verstehen, doch ich wollte nun mal in Janes Nähe bleiben, das war für unser aller Sicherheit besser.
Mit Handschlag verabschiedete ich mich von meinem Freund und Kollegen. »Mach’s gut.«
»Wohl ist mir ja nicht bei der Sache, John.«
»Mir auch nicht«, erwiderte ich mit belegter Stimme. »Aber mach dir keine Gedanken, das schaffe ich schon.«
»Okay, wie du meinst.« Suko wandte sich ab und stieg in den Bentley. Ich wartete noch, bis er den Wagen gedreht hatte und davonbrauste. Dann nickte ich dem Sani zu. Der gab dem Fahrer Bescheid. Inzwischen hatte er Jane angeschnallt, und sie lag wie eine Tote auf der Trage. Aber sie lebte. Beseelt von einem Geist, der keine Ruhe finden konnte und sich immer neue Wirtskörper aussuchte.
Der Mann im weißen Kittel schlug die Tür zu und verriegelte sie von innen. Die Notbeleuchtung ließ er brennen. Er stellte sich als Dr. Alwin Brenner vor. Auch ich sagte meinen Namen.
Es war eng im Wagen. Umgeben von zahlreichen medizinischen Geräten und kleineren Apparaturen hockte ich an der Rückwand und schaute auf Jane.
Die blasse Notbeleuchtung traf ihr Gesicht und einen Teil des Oberkörpers. Seltsam fahl sah ihre Haut aus, wie die einer Toten. Ich schauderte, als ich daran dachte, wer in diesem Körper steckte. Der Ripper hatte gnadenlos zugeschlagen, und ich fragte mich, wie Jane wohl reagieren würde, wenn sie erwachte.
»Welches Ziel haben Sie eigentlich?« Dr. Brenners Stimme unterbrach meine Gedanken.
Verdammt, das hatte ich vergessen. Ich gab den Namen einer psychiatrischen Klinik durch.
»Nicht ein normales Krankenhaus?«
»Nein.«
Er wollte noch nach dem Grund fragen. Als er jedoch mein Gesicht sah, schwieg er und griff zum Sprechgerät, um dem Fahrer Bescheid zu geben.
Neugierig war er trotzdem. »Was hat sie denn?«
»Sie befindet sich in einer Art Streß«, antwortete ich ausweichend. »Es kann durchaus sein, daß sie erwacht und plötzlich durchdreht.«
»Meinen Sie?«
»Ja.«
Der Arzt hob die Schultern. »Es gibt ja genügend Spezialisten, die sich um sie kümmern. Hat sie die Krankheit schon lange?«
»Erst seit kurzer Zeit.«
»Dann ist sie sicherlich heilbar.«
»Ich hoffe es.«
Das Fahrzeug war gut gefedert. Wir merkten die Unebenheiten der Fahrbahn kaum. Das Fahren über Querrillen oder kleinere Schlaglöcher wurde gut abgefangen.
Ich konnte meinen Blick nicht von Janes Gesicht abwenden. Noch wirkte es entspannt, doch ich hatte einen Horror vor der Minute, wo sie erwachte.
Drei breite Gurte waren um ihren Körper geschlungen. Sie hielten auch die Arme fest. Jane würde sich kaum bewegen können, sollte sie irgendwie nach dem Erwachen durchdrehen. Vielleicht hatten wir bis dahin unser Ziel erreicht. Dr. Brenner räusperte sich. Er wollte meine Aufmerksamkeit, und ich schaute ihn fragend an.
»Die Frau«, stellte er fest. »Sie blutet aus mehreren kleinen Wunden.«
»Glassplitter.«
»Ich werde mich um sie kümmern.«
Dagegen hatte ich nichts. Dr. Brenner holte eine Pinzette,
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