0217 - Die Hexeninsel
ihre Beine festhielt. Dann krümmte ich die Hand. »Sorry«, sagte ich und ließ sie fallen.
Es war ein genau gezielter Schlag. Auch die Stärke hatte ich sehr wohl dosiert. Ich traf genau.
Jane Collins schüttelte sich, als hätte jemand Wasser über sie ausgegossen. Sie zuckte noch hoch, dann fiel sie zurück und blieb einfach liegen. Bewußtlos…
Dagegen hatte auch der Geist des Rippers nichts ausrichten können.
Wir atmeten beide auf und schauten uns an. Suko nickte. »Das war’s dann wohl«, meinte er.
Ich schüttelte den Kopf, denn ich war überhaupt nicht der Meinung des Chinesen. »Nein, das war’s nicht, mein Lieber. Jetzt fängt der Ärger erst an.«
»Möglich.« Er schaute mich an, lächelte dann, bückte sich, hob Jane hoch und warf sie über seine Schulter. »Deine Knochen werden zu angeschlagen sein«, kommentierte er.
»Da hast du recht. Und vielen Dank auch.«
»Schon erledigt.« Suko ging vor und schritt vorsichtig die schmale Stiege hinab. Er hielt sich dabei am Geländer fest. Die Stufen ächzten noch stärker unter dem doppelten Gewicht, aber den Chinesen störte das nicht. Er ließ die Stiege hinter sich, stand schließlich unten im Flur und schaute sich um.
Ich folgte ihm langsamer. Als ich sah, auf welch einem Gegenstand Sukos Blick hängen geblieben war, wurden auch meine Augen groß. Jetzt schauten wir beide das Faß an.
Trotz der schlechten Beleuchtung konnten wir erkennen, daß sich einiges verändert hatte. Und zwar das Wichtigste.
Das Messer war verschwunden!
»Er hat es wieder!« flüsterte mein Partner.
»Der Ripper?«
»Wer sonst?«
Ich war anderer Meinung. »Nein, der Ripper steckt in Jane. Dieses verfluchte Messer ist eine magische Klinge. Ich weiß nicht, wieso und weshalb, aber ich werde es herausfinden.«
»Hoffentlich.«
Da uns das Faß im Weg war, trat ich mit dem Fuß dagegen und rollte es zur Seite. Jetzt konnte Suko die Tür öffnen. Ich folgte meinem Partner in die kühle Nacht und warf einen Blick auf die über Sukos Schulter hängende Jane Collins.
Ihr Gesicht war entspannt. Sie hing dort wie eine Puppe. Nichts wies daraufhin, welch eine unheimliche Kraft in ihr steckte und wie sich die Detektivin verändert hatte. Als ich an die vergangenen Minuten dachte, gab es mir einen Stich. Ich hatte Angst um Jane. Schreckliche Angst darum, daß sie es diesmal nicht mehr schaffen konnte. Und dieses Gefühl war nicht unbegründet. Ich kannte den unheimlichen Ripper und dessen Gefährlichkeit. Sein verfluchter Geist war einfach nicht totzukriegen, denn wir hatten schon alles versucht. Wie sollte es weitergehen?
Über die nahe Zukunft wußte ich Bescheid. Ich würde Jane in eine Klinik bringen lassen. Sie mußte dort eingesperrt werden. Es gab ja Räume, die absolut schalldicht und sicher waren. Die Vision einer Zwangsjacke stieg vor meinem geistigen Auge auf. Auch damit mußte ich rechnen, wahrscheinlich sogar blieb uns keine andere Alternative, als Jane in so ein Gerät zu stecken, obwohl es mir innerlich widerstrebte, doch ich sah einfach keine andere Möglichkeit.
Suko schielte mich von der Seite her an. »Ich kann mir denken, was in deinem Kopf vorgeht«, meinte er.
»Sag nichts.«
»Klar.«
Als wir das Tor erreichten, hatten die Polizisten die große Einfahrt schon geöffnet. Sie mußten mit den Wagen durch und brauchten viel Platz. Wir traten zur Seite, als sie anfuhren. Der große Ambulanzwagen blieb meinen Anordnungen entsprechend stehen.
Aber auch das Dienstfahrzeug des Chiefinspektors stoppte neben uns. Unser Kollege kurbelte die Scheibe nach unten und steckte seinen Kopf durch die Öffnung.
»Wer ist das denn?« wollte er wissen. »Haben Sie das tote Girl geholt?«
»Nein, das ist Jane Collins. Sie ist nur bewußtlos.«
»Dann soll sie wahrscheinlich mit dem Wagen weggebracht werden.«
»Genau.«
»Sie sagen mir später etwas über die Zusammenhänge?«
»Natürlich.«
Der Chiefinspektor fuhr wieder ab. Die hellen Streifen der Scheinwerfer huschten geisterhaft durch den Park und zerstörten ein wenig die unheimliche Atmosphäre der Grusellandschaft. Der kastenförmige Rettungswagen war mit zwei Leuten besetzt. Einer fuhr, der andere kümmerte sich um den zu transportierenden Verletzten. Als die Männer uns sahen, liefen sie uns entgegen. Ein Weißkittel blieb jedoch stehen und öffnete die beiden hinteren Türen, damit wir in den Wagen klettern konnten.
»Du willst mitfahren?« fragte Suko.
»Ja.«
»Soll ich nicht lieber
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