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0218 - Generalprobe für einen Mord

0218 - Generalprobe für einen Mord

Titel: 0218 - Generalprobe für einen Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Generalprobe für einen Mord
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»Es stand in den Zeitungen.«
    Er atmete sichtlich erleichtert auf. »Bestimmt habe ich es gelesen, aber ich erinnere mich im Augenblick nicht genau.«
    »Wie standen Sie mit Ihrem Bruder, Calhoun? Hatten Sie Ärger mit ihm?«
    Das Gesicht des jungen Mannes verzerrte sich.
    »Nein«, stieß er gepresst hervor, »ich bin immer gut mit John ausgekommen. Immer hat er die Rolle des fürsorglich großen Bruders gespielt. Schon auf der Straße hat er mich in Schutz genommen, wenn ich in eine Keilerei mit Stärkeren geraten war. Er konnte es einfach nicht lassen, ständig jemanden in Schutz zu nehmen. Darum ist er schließlich auch Polizist geworden.«
    »Hören Sie, Calhoun, das klingt nicht so, als hätten Sie John besonders geschätzt.«
    Er nahm sich zusammen. »Sie irren sich, Mr. G-man. Ich bin John immer sehr dankbar gewesen. Ich verdanke ihm auch diesen Job hier. Ohne seine Fürsprache hätte mich Mr. Duval nicht eingestellt.«
    »Warum?«
    »Wenn Sie es nicht wissen, so werden Sie es früher oder später doch herausbekommen. So kann ich es Ihnen ebenso gut selbst sagen. Ich bin vorbestraft, und ich wurde erst vor etwa einem Jahr aus dem Kittchen entlassen«
    »Warum wurden Sie bestraft?«
    »Bandendiebstahl. Ich bekam drei Jahre, und wenn Sie es genau wissen wollen, so saß ich vorher auch schon ein paar Jugendstrafen ab. Ich war nun einmal nicht so tugendhaft veranlagt wie John, und er hat sich selbstverständlich ständig bemüht, mich wieder auf den rechten Weg zu führen, denn es war natürlich peinlich für einen ehrgeizigen Cop, ’nen Ganoven in der Familie zu haben. Wenn er nicht tot wäre, würde er sicher angesaust kommen und mich verdächtigen, die Hände bei der Entführung des Duval-Jungen im Spiel zu haben, aber ich sage Ihnen, G-man: ich habe nichts damit zu tun. Ich saß beim Frühstück, und ich habe Zeugen dafür.«
    »Ich weiß«, antwortete ich ruhig. »Bisher hat Sie niemand verdächtigt.«
    »Hören Sie schon auf!«, rief er wütend. »Sobald Sie erfahren, dass ich vorbestraft bin, werden Sie alles tun, um mir die Entführung anzuhängen.«
    »Diese Ansicht über die Arbeitsweise der Polizei habe ich schon einmal aus einem anderen Mund gehört. Kennen Sie Allan Bydman?«
    »Nein«, antwortete er prompt - zu prompt.
    »Okay, Calhoun. Das wäre alles für heute. Ich nehme an, dass Sie immer hier im Haus zu erreichen sind?«
    »Klar, der Boss von den G-men hat verboten, dass irgendwer das Haus verlässt.«
    Ich ging in die Halle zurück. Außer ihm und Murray befanden sich nur noch zwei unserer Leute dort. Alle anderen waren verschwunden.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Der Entführer hat angerufen«, erklärte Phil. »Er sagte nur einen einzigen Satz: Schicken Sie die Cops weg, wenn Sie Ihren Jungen lebendig Wiedersehen wollen. Die Leitung wurde schon überwacht, und Sullivan hat alle freien Männer losgejagt, um die Umgebung der Telefonzelle zu überwachen, aus der der Anruf kam. Es ist eine Zelle in der 38th Street.«
    »Besteht Mr. Duval nicht darauf, dass wir unsere Finger aus dem Fall lassen?«
    »Sullivan hat nichts davon gesagt. Der Vater des Jungen sieht offenbar ein, dass die Geschichte mit oder ohne Polizei gleich böse ist. Ob er weiter mit der Polizei arbeiten will oder nicht, entscheidet sich erst, wenn die Kidnapper ihre Forderungen gestellt haben. Sullivan rechnet mit weiteren Anrufen im Laufe des Tages. Sie haben die Leitung angezapft und ein Tonband installiert, um die Anrufe mitschneiden zu können. Außerdem liegt der Abhördienst auf der Leitung, und sie können innerhalb von drei Minuten feststellen, woher der Anruf kommt.«
    »Was hier getan werden kann, unternimmt Sullivan absolut perfekt. Wir sind hier überflüssig. Komm mit, Phil! Ich habe das dringende Bedürfnis, mit einigen Leuten zu sprechen.«
    ***
    Ein großes Verbrechen, hatte Sid Krowsky gesagt, und es geht Sie ganz besonders an, Lieutenant Calhoun.
    Kidnapping war ein schweres Verbrechen, und wenn sein Stiefbruder daran beteiligt war, so musste es John Calhoun »ganz besonders« angehen.
    Hatte der Lieutenant von Anfang an den Verdacht gehabt, dass Charles Calhoun mit Krowskys geheimnisvollen Andeutungen gemeint gewesen war? Hatte er diesen Verdacht bewusst verschwiegen, weil es sich dabei um seinen Stiefbruder handelte?
    Die Tatsache, dass in dem Haus, aus dem ein Kind entführt worden war, der vorbestrafte Stiefbruder des ermordeten Lieutenant als Chauffeur arbeitete, erklärte auf den ersten Blick vieles.

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