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0218 - Generalprobe für einen Mord

0218 - Generalprobe für einen Mord

Titel: 0218 - Generalprobe für einen Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Generalprobe für einen Mord
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Angestellten? Selbstverständlich.«
    Mit sicherem Griff fischte er aus den Papieren ein Blatt, das fünf Namen aufwies. Hinter jedem Namen stand die Berufsbezeichnung.
    »Henry Raswood, Butler«, las ich.
    »Lilian Drasdorn, Zimmermädchen, Ethel Frewer, Köchin; Sarah Landony, Zimmermädchen; Charles Calhoun, Chauffeur…«
    Ich stockte. Calhoun? Der gleiche Name wie der des ermordeten Lieutenants und dazu ein ziemlich seltener Name!
    »Was ist mit diesem Calhoun?«, fragte ich.
    »Mit dem Chauffeur? Nichts Besonderes, Jerry. Er war während der Tatzeit beim Frühstück in der Küche. Die Köchin und das Zimmermädchen Sarah Landony haben seine Aussage bestätigt.«
    »Gib mir bitte das Protokoll seines Verhörs!«
    Wieder griff Murray sicher in seine Papiere und reichte mir das betreffende Blatt.
    Die Aussage Charles Calhouns war nur kurz. Sie enthielt nicht die geringste Besonderheit.
    »Ist der Mann vorbestraft?«
    »Das wurde noch nicht festgestellt.«
    »Ich möchte den Mann sprechen. Wo finde ich ihn?«
    »Im Aufenthaltsraum für das Personal. Geh die Treppe dort hinten hinunter!«
    Die Räume für Duvals Hausangestellten lagen im Souterrain. Ich fand die Köchin und eines der Zimmermädchen. Beide weinten noch immer.
    »Ich möchte Charles Calhoun sprechen.«
    »Er ist in die Garage gegangen, Sir.«
    »Wie komme ich hin? Um das Haus herum?«
    »Nein, Sir, die zweite Tür links führt in einen Gang, der das Haus direkt mit der Garage verbindet.«
    Ich benutzte den Gang. Er endete vor einer gewöhnlichen Tür, die nur angelehnt war. Als ich sie öffnete, stand ich in der Garage.
    Auch an der Garage, bzw. an ihrem Inhalt erkannte man, dass Adam Duval ein reicher Mann war. Ein Lincoln und ein Cadillac standen darin. Auf dem Fahrersitz des Lincoln saß ein Mann. Der Wagenschlag war offen, und der Mann spielte am Radio herum. Als er mich bemerkte, stellte er das Radio ab und kam aus dem Wagen.
    Er war ein etwas mehr als mittelgroßer Mann um die Fünfundzwanzig herum. Er hatte ein hübsches, aber etwas scharfes Gesicht. Seine Augen hatten einen unsteten Blick.
    »Sie sind Charles Calhoun?«, fragte ich.
    Er nickte stumm.
    »Sind Sie mit dem Lieutenant John Calhoun vom 24. Revier verwandt?«
    »Ja«, antwortete er. »John ist mein Stiefbruder.«
    Er sagte: »ist« mein Stiefbruder, und das überraschte mich, aber dann fiel mir ein, dass es gut möglich sein konnte, dass er von dem Mord noch nichts wusste. Die Spätausgaben der Zeitungen hatten nur eine kurze Notiz gebracht, die Morgenzeitungen konnte Calhouns Bruder noch nicht gesehen haben, und es war fraglich, ob sich die Frau des Lieutenants in einem Zustand befand, dass Inspektor Blair sie schon über die Verwandtschaft ihres Mannes hatte befragen können.
    »Sie wissen nicht, dass Ihr Stiefbruder tot ist?«, fragte ich vorsichtig.
    »John soll tot sein?«, fragte er hastig.
    »Ja, er wurde ermordet.«
    Charles Calhoun zeigte keine heftige Reaktion. Einzig die Hände krampfte er zusammen.
    »Weiß man, von wem…?«
    »Nein. Haben Sie keinen Kontakt mit ihm gehalten?«
    »Mit ihm schon, aber nicht mit seiner Frau, und unsere Eltern leben nicht mehr. Woher also sollte ich es erfahren?« Die letzte Frage klang geradezu aggressiv.
    »Wann haben Sie Ihren Bruder zuletzt gesehen?«
    »Irgendwann vor ein paar Wochen.«
    »Sie sahen ihn nicht vor drei Tagen?«
    »Nein!« Seine, Antwort klang hart und bestimmt.
    »Wo waren Sie vor drei Tagen?«
    »Meinen Sie den Dienstag?«
    »Ja, Dienstag. Es war der Tag, an dem ihr Bruder ermordet wurde, und zwar etwa um sechs Uhr nachmittags.«
    »Es war mein freier Tag. Ich fuhr nach Long Island hinaus, und ich blieb den ganzen Tag über draußen. Am Abend war ich am Broadway in zwei oder drei Bars.«
    »Haben Sie eine eigene Wohnung in New York?«
    »Nein, ich habe ein Zimmer hier im Haus.«
    »Um wie viel Uhr kamen Sie an dem Dienstag zurück?«
    »Nicht sehr spät, ungefähr um neun Uhr.«
    »Kennen Sie Sid Krowsky?«, schoss ich eine Frage ins Blaue hinein. Zu meiner Überraschung antwortete Charles Calhoun mit »Ja.«
    »Woher kennen Sie ihn?«
    »Das weiß ich nicht mehr genau. Irgendwann habe ich ihn einmal kennengelernt, aber ich habe nicht viel mit ihm verkehrt.«
    »Wissen Sie, dass auch er ermordet wurde?«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Woher?«
    Er öffnete den Mund zu einer raschen Antwort, stockte aber, zögerte eine Sekunde lang, und fragte dann zurück: »Stand es nicht in den Zeitungen?«
    »Doch«, antwortete ich.

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