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0219 - Lupinas Sohn

0219 - Lupinas Sohn

Titel: 0219 - Lupinas Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Vorsichtig hob ich den Kopf und peilte mit einem Auge über geknickte Grashalme hinweg. Aus meiner Perspektive kam mir die Ruine noch größer und auch drohender vor. Welche Gefahr und wer dort lauerte, das wußte ich nicht. Ich wußte nur, das derjenige bewaffnet war. Mit einer Maschinenpistole!
    So eine Waffe ist in der Hand eines sicheren Schützen tödlich. Wenn er weiterschoß, mußte er uns irgendwann einmal treffen. Wahrscheinlich sparte er mit Munition und war zufrieden, weil er einen von uns erwischt hatte.
    Ob Barry Mason tot war, wußte ich nicht. Alles war viel zu schnell gegangen. Eins jedoch war sicher. Ich mußte ihn so rasch wie möglich aus der Gefahrenzone bringen und alles einsetzen, wozu ich in der Lage war.
    Er lag links von mir. Ich konnte ihn sehen, wenn ich den Kopf drehte. Suko entdeckte ich nicht. Allerdings hatte der Chinese gemerkt, daß ich mich bewegte. In meinem Rücken vernahm ich seine Stimme.
    »John, ich hole mir den Förster. Liege näher dran.«
    »Okay, aber sei vorsichtig.«
    »Lebensmüde bin ich nicht.«
    Ich schaute wieder nach vorn und hörte nur, wie sich der Chinese bewegte. Den Geräuschen nach zu urteilen tat er es wie ein Rekrut in der Grundausbildung, ziemlich flach über dem Boden, damit er ein so kleines Ziel wie möglich bot.
    Als die Geräusche verstummten, hatte er den niedergeschossenen Förster erreicht.
    Schon zwei Atemzüge später hörte ich seinen Kommentar. »Der Mann lebt noch. Zwei Einschüsse, aber nicht tödlich. Ich schaffe ihn zum Bentley.«
    Es war das einzige, was Suko für den Mann tun konnte. Und dann mußte er so rasch wie möglich in die Hände eines Arztes, denn wir selbst konnten für ihn kaum etwas tun. Liegenbleiben wollte ich auch nicht. Ich mußte sehen, wer dieser heimtückische Schütze war. Vorsichtig bewegte ich mich ein Stück weiter, und zwar dorthin, wo eine Kugel blinkte, die in den Boden gefahren war und mir Wasserspritzer ins Gesicht geschleudert hatte.
    Ich sah das Geschoß. Es war in einem spitzen Winkel durch Wasser gebremst worden und lag nun so, daß ich es in die Hand nehmen konnte.
    Mit zwei Fingern pulte ich es hervor und hielt es zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Im nächsten Augenblick wurden meine Augen groß. Das Blinken, das mir vorher aufgefallen war, hatte mich wirklich nicht in die Irre geführt. Was ich zwischen den Fingern hielt, war tatsächlich eine Silberkugel!
    Selten in meinem Leben war ich so überrascht worden. Der Schock verengte mir fast die Atemwege, und ich hörte mein eigenes Herz schlagen.
    Jemand hatte mit einer Silberkugel-MPi geschossen! Aber wer?
    Durch meinen Kopf rasten die Gedanken. Im Augenblick vergaß ich die unmittelbare Gefahr und damit auch die Tatsache, daß ich praktisch wie auf dem Präsentierteller lag. Mich interessierte nur die Kugel. Wer schoß damit?
    Hatte der unbekannte Schütze einen Grund, mit Silberkugeln zu schießen? Eine wahrlich ungewöhnliche und auch teure Munition, davon konnte ich ein Lied singen. Die Rechnungen, die vom Kloster St. Patrick an Scotland Yard gingen, waren nicht zu verachten. Denn im Kloster saß Father Ignatius und drehte die Kugeln in mühsamer Handarbeit. Und jetzt wurde ich mit den Kugeln beschossen, die auch wir immer einsetzten.
    Das gab mir Rätsel auf, das verstand ich nicht. Was steckte nur dahinter? Wer verbarg sich in der verdammten Ruine? Ich drehte den Kopf und warf einen Blick über die Schulter, weil ich Suko zusehen und ihn auch informieren wollte. Der Chinese hatte sich schon zu weit mit dem Verletzten zurückgezogen, also blieb es bei meinem ursprünglichen Plan. Ich drückte meinen Körper hoch, gelangte auf die Knie und holte tief Luft. Es würde eine riskante Sache werden, die ich vorhatte, und ich startete so schnell wie ein Sprinter, um mich im Zickzacklauf der Ruine zu nähern. Meine Füße wirbelten über den Boden. Wasser spritzte hoch, ich rutschte, der Untergrund war seifig, mit den Armen ruderte ich, um mein Gleichgewicht zu behalten, und ich schaffte es tatsächlich, nicht der Länge nach hinzufallen.
    Es griff mich auch niemand an. Keine Silberkugel wurde auf mich abgefeuert, der unbekannte Schütze hielt sich zurück. Alles sah sehr verlassen und still aus. Ich allerdings traute dem Frieden nicht. Ich hatte keinen weglaufen sehen, demnach mußte sich der Schütze noch in der Ruine verbergen. Da er mit Silberkugeln geschossen hatte, ging ich nicht unbedingt davon aus, es mit einem Feind zu tun zu haben. Das alles konnte

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