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022 - Der Sarg der tausend Tode

022 - Der Sarg der tausend Tode

Titel: 022 - Der Sarg der tausend Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Lester war für Geoffrey Pryor bestimmt, und ihm blieb Brenda, mit der er sich irgendwann diskret zurückzuziehen gedachte – vorausgesetzt, es verlief alles nach seinen Wünschen.
    Er streifte Brenda mit einem kurzen Blick. ›Entschuldige‹, sagten seine Augen. ›Aber ich kann nichts dafür.‹
    ›Geh nur‹, erwiderte sie auf die gleiche Weise. Es freute ihn, daß sie sich nur mit Blicken verständigen konnten. Eine wundervolle Sprache – nichts reden, und doch alles sagen.
    Er begab sich in die Küche, und Stephanie begleitete ihn. Er ließ die Tür offen, doch Stephanie versetzte ihr mit dem Po einen Schubs und schlang sofort ihren Arm um seinen Hals.
    »Endlich allein«, flüsterte sie und bot ihm ihre Lippen zum Kuß.
    »Stephanie, ich bitte dich, reiß dich zusammen. Ich möchte keinen Ärger mit Henry kriegen.«
    »Wieso denn mit Henry?«
    »Er denkt doch, du wärst seinetwegen mitgekommen.«
    »Ein Irrtum. Ich bin deinetwegen hier, Errol-Schätzchen. Bedauerlich für Henry, aber ich kann es nicht ändern. Ich bin sicher, er wird sich rasch trösten. Es ist ja noch Brenda Mason hier.« Stephanie preßte sich an ihn und knabberte an seiner Unterlippe. »Ich bin hungrig«, flüsterte sie. »Gib mir, was ich brauche.«
    »Es läßt sich bestimmt noch eine Hühnerkeule im Kühlschrank finden…«
    »Stell dich nicht dumm, Junge. Du weißt, wovon ich rede.«
    »Aber doch nicht hier, Stephanie.«
    »Warum nicht?«
    »Es kann jeden Augenblick jemand hereinkommen.«
    »Mich würde das nicht stören.«
    Geoffrey Pryor erwies sich als Retter in der Not. Er betrat genau im richtigen Moment die Küche. Er kannte Stephanie, hatte vor einem Jahr vier Wochen mit ihr zusammengelebt. In dieser Zeit hatte sie ihn fast täglich betrogen, ohne daß er deshalb zu kurz gekommen wäre.
    Er wußte, daß sie in der Küche über Errol herfallen würde, und er wollte den Freund für Brenda Mason retten. Grinsend öffnete er die Tür. Stephanie ließ nur ungern von Errol ab.
    Ihre dunklen Augen verschossen leidenschaftliche Blitze. »Was willst du hier?« fragte sie Geoffrey spitz. »Siehst du nicht, daß du störst?«
    Er hob grinsend sein Whiskyglas. »Ich hab’ zwar Whisky, aber kein Eis, und du weißt, daß ich Whisky ohne Eis nicht mag.«
    »Dann trink eben Wodka.«
    »Auch niemals ohne Eis. Das Eis ist für mich das Tüpfelchen auf dem I. Darauf kann ich einfach nicht verzichten. Außerdem knurrt mir der Magen. – He! Hat da vorhin nicht jemand von Essen geredet? Laß doch mal sehen, was du im Eisschrank hast, Errol.«
    Stephanie Didier bekam von Geoffrey einen Klaps auf die Kehrseite. Er sagte ihr, sie würde in der Küche nicht mehr gebraucht. Er würde Errol schon helfen.
    Sie rauschte wütend ab, und Errol Lindsay atmete erleichtert auf.
    »Danke, Geoff. Du hast mir einen großen Dienst erwiesen.«
    Pryor lachte. »Ehrensache. Wir Männer müssen doch zusammenhalten. Sonst sind wir bei Mädchen wie Stephanie verkauft. – Zwischen dir und Brenda scheint es gefunkt zu haben, wie?«
    »Ich weiß nicht…«
    »Na hör mal, das sieht doch ein Blinder mit Krückstock. Junge, wenn du dich heute ranhältst, fällt die Festung. Darf ich dir jetzt schon meinen herzlichen Glückwunsch aussprechen?«
    Errol grinste. »Dafür ist es noch ein bißchen zu früh.«
    Geoffrey Pryor schlug dem Freund auf die Schulter. »Du kriegst das schon hin, da bin ich mir nicht bange. So, und nun laß sehen, was du im Kühlschrank hast. Ich habe wirklich Hunger, und es stimmt auch, daß ich Whisky ohne Eis zutiefst verabscheue.«
    Pryor bekam zunächst seine Eiswürfel, und dann legte Errol Lindsay alles Eßbare auf ein riesiges Tablett und brachte es in den Salon. Stephanie saß neben Henry Clarke, wie es von Errol geplant war.
    Clarke bemühte sich um die Französin, doch sie zeigte kein großes Interesse an ihm. Ihr Blick war die meiste Zeit auf Errol gerichtet. Bei allem was sie tat.
    Selbst wenn sie sich von Clarke küssen ließ, blickte sie dabei Errol an. Ihm war das unangenehm. Er befürchtete, daß das Brenda zu dumm werden und sie nach Hause gehen würde.
    »Stephanie weiß, was sie will«, sagte Brenda leise.
    »Ihr Benehmen ist mir peinlich«, erwiderte Errol. »Wenn ich geahnt hätte, daß sie sich nicht beherrschen wird, hätte ich sie nicht mitgenommen.«
    »Sollte dir ihr Interesse nicht schmeicheln? Sie ist ein hübsches Mädchen.«
    »Wir wollen kein Wort mehr über sie verlieren, okay?«
    »Ich möchte tanzen!« rief Stephanie.

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