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022 - Ich der Vampir

022 - Ich der Vampir

Titel: 022 - Ich der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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nach elf. War das nur ein Traum gewesen?
    „Sie versprachen auf mich zu warten“, meinte Katalin lächelnd.
    Er sah sie verblüfft an. „Ich habe nur zwei Stunden geschlafen?“
    Sie nickte.
    „Es erschien mir endlos“, murmelte er kopfschüttelnd. „Ich wollte aufwachen und konnte nicht. Ich hörte Stimmen.“
    „Es gab ein Gewitter“, erklärte sie, „und der Wind in den alten Mauern hört sich manchmal wie Geflüster an.“
    „Wo ist Fräulein Schneider?“
    „Ich glaube, sie schläft jetzt. Sie hatte furchtbare Angst während des Gewitters.“
    Unwillkürlich wanderte sein Blick an der Wand entlang zu den Vorhängen. Sie waren zugezogen, das Fenster geschlossen. „Würden Sie mir das Fenster öffnen?“ bat er sie.
    Sie nickte und erhob sich. Sie schob die Vorhänge auseinander und öffnete die Läden – mühelos. Die Stille der Nacht strömte herein und vermittelte ein Gefühl der Weite und Frische.
    War alles wirklich nur ein Traum gewesen?
    Er dachte an Marions Worte über die Illusion. Sie hatte den Eindruck gehabt, Katalin wäre eine alte Hexe, während er sie für eine außergewöhnlich schöne Frau von höchstens fünfundzwanzig Jahren hielt.
    Aber nun schien ihm beides falsch. Vor ihm in den gleichen braunen Kleid, mit demselben braunen Haar und den gleichen regelmäßigen Zügen, stand ein Mädchen von vielleicht sechzehn Jahren. Verwundert betrachtete er sie. Sie wirkte schüchtern.
    „Sind Sie wirklich Katalin?“ fragte er.
    Sie lächelte. „Ja, die bin ich.“
    Er schüttelte den Kopf. „Sie haben sich verändert.“
    „Zum besseren?“
    „Ja“, gab er zögernd zu.
    „Wie können Sie das sagen, Sie sahen mich doch am Abend nur einen Augenblick?“
    „Aber später, als Sie wiederkamen, und wir zusammen …“ Er brach ab. Zusammen schliefen hatte er sagen wollen, aber dann sah er die Unmöglichkeit ein. Wann hätte das stattfinden sollen? Sie behauptete doch, sie wäre nicht hier gewesen.
    War alles ein Traum? War alles ein einziger verdammter Traum?
    Ihre Stimme unterbrach seine Gedanken. „Was taten wir zusammen, Vick?“
    Er konnte nicht verhindern, dass er einen heißen Kopf bekam. Schließlich sagte er: „Wir lagen hier!“
    „Davon haben Sie geträumt?“
    „Es muss wohl so sein“, antwortete Vick und senkte den Kopf.
    Eine Weile schwiegen sie beide. Vick fühlte sich plötzlich gehemmt. Wäre jene selbstbewusste, erwachsene Katalin seines Traumes vor ihm gestanden, er hätte keinen Augenblick lang gezögert, seiner im Traum zu früh erloschenen Leidenschaft freie Bahn zu lassen. Aber dieses wunderschöne Geschöpf vor ihm erschien ihm plötzlich zu zerbrechlich, um es in seine Arme zu reißen, obwohl er das Verlangen verspürte, sie zu berühren.
    „Möchten Sie, dass ich bei Ihnen liege?“ fragte sie leise.
    Er nickte.
    Sie drehte sich rasch um und schlüpfte aus ihrem Kleid. Aber wo sie im Traum seine bewundernden Blicke genossen hatte, bedeckte sie sich nun errötend mit den Händen und schlüpfte eilig unter die Decke.
    Erregt wandte er sich ihr zu und nahm ihre Hand, die sie ihm willig ließ.
    „Wie alt sind Sie, Katalin?“ Die Frage war völlig fehl am Platz, aber sie drängte sich förmlich heraus.
    Als sie sich ihm zuwandte, erkannte er, dass ihr Aussehen trog. In ihren Augen lag nichts Kindliches, sondern beinah etwas Greisenhaftes, und er fragte sich, ob es das war, was auch Fräulein Schneider erkannt hatte.
    „Ich weiß es nicht“, erklärte sie ernsthaft. „Die Zeit ist bedeutungslos in diesem Haus.“
    „Das sagten Sie auch im Traum“, entfuhr es ihm verwundert.
    „Erzählen Sie mir den Traum, Vick“, verlangte sie.
    Er wollte erst nicht, aber sie drängte ihn, und schließlich berichtete er ihr, wie es im Traum gewesen war, wie verändert sie war. Als er geendet hatte, sagte das Mädchen: „Möchtest du, dass ich jetzt so bin wie in deinem Traum?“
    „Ja – und nein“, sagte er heiser.
    Sie schob ihre Decke zur Seite. „Aber ich möchte, dass du so bist wie im Traum!“
    Trotz seiner Leidenschaft ergriff das Gefühl einer Kälte von ihm immer mehr Besitz. Es gab Augenblicke, da schmerzten die Liebkosungen des Mädchens, und er glaubte, in Ohnmacht zu sinken. Aber seine aufgewühlten Sinne rissen ihn immer wieder hoch. Nach einer Weile begann er dahinzudämmern, ihre Küsse, ihre Zärtlichkeiten, völlig passiv zu genießen. Da war eine wachsende Schwäche in ihm, die bald alles verlöschen ließ bis auf die wohlige Aktivität des

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