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022 - Ich der Vampir

022 - Ich der Vampir

Titel: 022 - Ich der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Schneider?“ fragte er.
    „Sie ist bereits fort, schon seit dem frühen Morgen.“ Katalins Lächeln vertiefte sich. „Sie hatte es sehr eilig.“
    „Sie hatte Angst“, sagte Vick mit gepresster Stimme.
    „Und du hast keine Angst, Vick?“
    „Nicht mehr“, bekräftigte er, aber er war doch nicht sicher. Die letzten Schleier wichen. Er fühlte sich wie von einem Zwang befreit. Gleichzeitig kam auch die volle Erinnerung an seine Funktion in der Realität. Wie viel Zeit war vergangen? Wenigstens ein Tag! Er sollte längst in München sein. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Es musste bereits sieben oder acht sein. Sie stand auf halb zwei.
    „Wie spät ist es?“ fragte er mit merklich zitternder Stimme.
    „Keine Ahnung“, erwiderte sie beiläufig. „Du weißt, dass Zeit hier keine Bedeutung hat. Außer deiner gibt es keine Uhr im Haus.“
    „Meine steht“, unterbrach er sie ungeduldig. „Katalin, wie lange bin ich hier?“
    „Ich kann es nicht sagen“, erklärte sie achselzuckend. „Weißt du es. denn nicht?“
    „Nein“, rief er. „Nein, ich weiß es nicht. Ich war im Delirium. Das hast du mir gesagt, sonst wüsste ich vielleicht nicht einmal das. Aber du, Katalin, du musst doch wissen, wie viele Tage vergangen sind: einer? oder zwei?“ Er sah sie hilfesuchend an.
    „Ich weiß es nicht“, wiederholte sie. „Zeit hat für mich keine Bedeutung. Ich nehme sie so wenig wahr, wie du im Delirium.“
    „Wie ist das möglich, Katalin?“ fragte er heftig. „Du warst doch bei Sinnen! Du musst doch wenigstens erkennen, wie oft es hell und dunkel draußen war, seit ich hier bin.“
    Sie schüttelte traurig den Kopf. „Ich bin nicht immer wach, mein Liebster. Manchmal bin ich in Trance. Es ist wie der Schlaf. Ich weiß nicht, wie lange er währt. Tage oder nur Minuten. Ein Mann erklärte mir einmal, nachdem er eine Nacht lang geschlafen hatte, es sei ihm wie eine Minute vorgekommen. Er war wie du – er lebte nach seiner Uhr. Er teilte die Zeit ein, und je mehr er sie einteilte, desto schneller verging sie. Er dauerte mich, denn seinem Gefühl nach war doch nur eine Minute vergangen, aber sein zeitverseuchter Verstand überzeugte ihn davon, dass eine ganze Nacht vergangen war. Und so war er wahrhaftig eine ganze Nacht älter geworden. Das Bewusstsein erst machte ihn älter.“
    „Er wäre auch so eine Nacht älter gewesen“, warf Vick kopfschüttelnd ein. „Die Zeit vergeht nämlich, ob es uns nun passt oder nicht. Und alle Dinge stehen in Relation dazu. Wenn ein Jahr vergangen ist, dann sind wir auch ein Jahr älter, selbst wenn wir es verschlafen haben.“
    Sie machte eine abwehrende Handbewegung. „Die Zeit ist nicht mehr als eine Krankheit, eine gefährliche Seuche, und wehe dem, den sie einmal erfasst hat – sie reißt ihn mit, sie rafft ihn dahin, sie lässt ihn die Wahrheit vergessen: dass man so alt ist, wie man sich fühlt. Sieh mich an! Ich fühle mich jung – bin ich es nicht? Ich weiß nicht, wie alt ich bin. Was bedeutet es schon? Die Ewigkeit ist nur so kurz oder lang, wie man möchte, dass sie es ist. Wenn mir nichts gewaltsam ein Ende setzt, werde ich sie durchleben!“
    „Und nun fühlst du dich unsterblich?“ warf Vick ein, mit einer Spur von Spott in der Stimme.
    Sie küsste ihn auf den Mund. „Ich bin es, mein Liebster“, erklärte sie ernst und überzeugt. „Und du wirst es auch bald sein.“
    „Aber noch stehe ich mitten in der Zeit, mein Herz“, unterbrach er sie. „Und das wirft nun ein paar Probleme auf, die auch deine hübsche Privatphilosophie nicht aus der Welt schaffen kann.“
    „Du musst Geduld haben.“
    „Ich muss vor allen Dingen nach München!“
    „Es ist zu gefährlich. Du bist noch zu schwach.“
    Er ließ sie nicht ausreden. „Du hast doch Telefon im Haus, wenn ich mich recht erinnere?“
    Sie nickte zögernd.
    „Kann ich nach München durchwählen?“
    „Nein. Das Gespräch läuft über die Vermittlung im Ort. Vick, was hast du vor?“
    Er stand auf und blieb einen Augenblick schwankend stehen. „Ich hatte eine wichtige Verabredung in München am Dienstag. Am Montag kam ich zu dir, und ich habe das dumpfe Gefühl, dass eine ganze Menge Zeit vergangen ist und dass du es auch weißt. Aber es geht hier um wichtige geschäftliche Dinge, die ich nicht einfach ignorieren kann. Ich muss versuchen, die Dinge zu klären. Wo ist das Telefon?“
    „Unten in der Halle.“ Sie schüttelte entschieden den Kopf. „Es ist nicht gut, was du tust. Es ist noch

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