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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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dich, Maggie! Er ist dein Bruder."
    „Halbbruder." Margaret schnaubte verächtlich. „Und er ist ein Bastard."
    „Das ist nicht seine Schuld", nahm Eleanor ihn in Schutz.
    „Roger ist ein Bastard", stimmte die sieben Jahre alte Adelicia zu. „Jeder weiß, dass er ein Bastard ist."
    „Siehst du! Sogar Licia weiß, was er ist. Maman sagt, er tauge nur dazu, die Pferde zu füttern."
    „Sie ist nur eifersüchtig, weil sie nie einen Sohn bekommen hat", entgegnete Eleanor heftig.
    „Hm. Das werde ich Maman sagen", drohte Adelicia.
    „Du wirst nichts dergleichen tun", schaltete sich Herleva ein. „Es sei denn, du willst das Fest im Kinderzimmer verbringen, derweil wir anderen den Festzug sehen. Der Herzog persönlich kommt nach Nantes."
    „Der alte Eroberer?" Sogar Eleanor wurde durch die Neuigkeit abgelenkt. „Ich wähnte ihn an der französischen Grenze. Wird er Englands Krone mitbringen und sie tragen?"
    „Was das angeht, kann ich nichts dazu sagen. Alles, was ich weiß, ist, dass ich gehört habe, er komme her, um den Grafen um die Aushebung von Truppen gegen König Philip zu bitten."
    „Nun, dann verschwendet er seine Zeit", bemerkte Eleanor mit einer Einsicht, die ihre Jahre übertraf. „Wenn er ein Aufgebot von Truppen von Nantes haben will, dann wird er es befehlen müssen. Mein Vater achtet zu sehr auf sein Wohlergehen, als dass er sich am Krieg eines anderen Mannes beteiligen würde. Er wird vorgeben, er könne nicht kämpfen, weil er sowohl Herzog Williams und König Philips Vasall ist."
    „Nichtsdestotrotz kommt der Herzog her, vielleicht heute oder morgen."
    Eleanors Aufmerksamkeit wurde jedoch plötzlich von Geräuschen beansprucht, die von der anderen Seite der Burgmauer herüberdrangen, Geräusche einer Auseinandersetzung, die sich auf dem Feld neben dem Abwasserteich zusammenbraute. Sie konnte schwach die spöttischen Bemerkungen verstehen, die lauteten: „Bastard! Bastard! Deine Mutter ist eine angelsächsische Hure!" Schnell raffte sie die Röcke und näherte sich zielstrebig dem Tor.
    „Demoiselle! Eleanor!" flehte Herleva. „Er kann auf sich selbst Acht geben!"
    Eleanor rannte los, passierte Wachen, die zögerten, das Edelfräulein aufzuhalten.
    Während sie durch das Tor lief, konnte sie die Menschenmenge sehen, die sich am Rand des stinkenden Grabens versammelt hatte. Es hatte den Anschein, dass Roger am Wasserrand von einer Gruppe von jungen Burschen mit Schwertern in die Enge getrieben worden war. Er parierte die Hiebe mit einem dicken Knüppel, den er vor der Brust hielt. Eleanor stürzte sich außer Atem in die überraschte Gruppe und zwängte sich nach vorn. Es störte sie überhaupt nicht, dass diese jungen Männer die Söhne aus den größten Adelsfamilien der Normandie, Maines und der Bretagne waren, denn für sie waren sie nichts anderes als eine Gruppe von Schlägern, die es darauf abgesehen hatten, ihrem Bruder zu schaden.
    „Pfui! Pfui!" rief sie. „Braucht es euch alle, um einen Einzelnen zu schlagen? Schämt euch! Wo ist eure Ehre? Wo ist eure Ritterlichkeit?"
    Rogers Hauptpeiniger, ein hoch gewachsener schwarzhaariger Jüngling, knurrte:
    „Haltet sie! Sie kann zusehen, wie ich den Bastard ertränke."
    Die anderen Burschen zauderten. Angesichts des kostbaren Kleides war es offenkundig, dass Eleanor zu einer vornehmen Familie gehörte. Sie nutzte das Zögern aus und tobte: „Narren! Wagt ihr es, Hand an einen der de Nantes zu legen?
    Ich werde euch auspeitschen lassen, wenn ihr das tut."
    „Lea, verschwinde hier!" rief Roger ihr zu. „Das ist kein Ort für ein Mädchen!"
    „Nein, Bruder, ich will nicht zusehen, wie du in einem ungleichen Kampf verletzt wirst." Sie wandte sich wieder der Gruppe zu und fuhr fort: „Seid alle Feiglinge! Er kann jeden von euch besiegen. Warum muss es einer gegen alle sein?"
    „Nein, Belesme kann er nicht besiegen", rief jemand.
    „Dann soll Belesme allein mit ihm kämpfen."
    Der schwarzhaarige Jüngling feixte höhnisch. „Ich werde meine Ehre nicht besudeln, indem ich mit dem angelsächsischen Bastard kämpfe."
    „Pfui! Sciäm dich! Du nennst es ehrbar, wenn acht oder zehn gegen einen kämpfen?
    Du taugst nicht dazu, das Schwert zu tragen, das du in der Hand hältst."
    Das Mädchen und die Junker waren so miteinander befasst, dass sie die Ankunft mehrerer Reiter nicht bemerkten. Erst als der Anführer, ein untersetzter, ergrauender Krieger, direkt mitten unter sie ritt und absaß, erlangte er ihre Aufmerksamkeit. Schock,

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