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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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schürzte Mary sarkastisch die Lippen.
    „Den Enkel eines angelsächsischen Thans. Er könnte mir noch Ehre machen."
    „Ich wette, so viel Ehre wie die kleine Schlampe."
    „Eleanor? Nein, sie ist eine Schönheit, ob du dir das nun eingestehen magst oder nicht, meine Mary. Ich sage dir, ich kann in Bezug auf einen Schwiegersohn hohe Erwartungen haben."
    Gilbert hätte seine Worte nicht sorgfältiger wählen können. Die Gattin war ungeheuer eifersüchtig auf das Aussehen des Mädchens und konnte nicht einmal das mindeste Lob für dessen Schönheit ertragen.
    „Mein lieber Ehegemahl, hast du den Verstand verloren? Diese Schlampe wird dir nur Schande machen! Welchen Wert hat eine Maid, die so wenig Rücksicht auf den Anstand nimmt, dass sie sich in eine gewöhnliche Schlägerei mischt? Lass sie in ein Kloster gehen und such für Margaret einen Mann. Nein, ich habe den Sinn geändert.
    Du wirst Herzog William sagen, dass sie krank ist."
    Gilberts Geduld war aufs Äußerste angespannt. „Bei allen Heiligen! Du bist eine Närrin, Mary. Es war Eleanors Kühnheit, die mir erlaubt, mich jetzt in so hohen Kreisen umzusehen. Der Herzog der Normandie hat Eleanor nun bemerkt und Interesse an ihrer Vermählung bekundet. Und du, du eifersüchtige Närrin, willst mir die Möglichkeit zu profitieren durchkreuzen. Die Söhne großer Familien reiten im Gefolge des Herzogs der Normandie, Söhne, die Eleanor zu einer Gräfin oder noch mehr machen könnten. Ich sage dir, putz das Mädchen heraus, bedeck es mit Juwelen und warte ab, was dabei herauskommt."
    „Wenn du es an unseren Tisch lässt, werde ich nicht da sein", drohte Mary.
    Gilbert öffnete die Faust und schlug der Gattin mit der flachen Hand auf die Wange.
    Sie zuckte unter dem Schlag zusammen, und ihre Miene drückte entsetzte Ungläubigkeit
    aus. Sie hob die Hand an das Gesicht und kreischte: „Du hast mich geschlagen!"
    „Ja, das habe ich, und ich werde es wieder tun, wenn du dich gegen mich auflehnst.
    Hör mir zu, Mary! Seit du zu mir gekommen bist, hast du nichts anderes getan, als mir im Weg zu stehen. Du willst, dass ich meinem Lehnsherrn nicht gehorche, weil du deine Bösartigkeit befriedigen willst, Weib. Und was habe ich je von dir gehabt?"
    Gilbert senkte die Stimme wieder zu einem drohenden Knurren: „Ich sage dir, was!
    Eine Menge Gewinsel im Bett und nichts als drei Mädchen, die du in dreizehn Jahren als meine Frau vorzuweisen hast. Du verspottest Glynis und machst ihr das Leben zur Hölle, aber sie weiß wenigstens, wie sie einen Sohn zu produzieren hat."

    Der Ärger machte Mary leichtsinnig. „Wirklich, Gilbert?" fragte sie herausfordernd.
    „Hat sie einen Sohn für dich produziert? Das bezweifele ich. Das habe ich immer getan. Roger, der Bastard, hat sehr wenig Ähnlichkeit mit dir, mein Herr, und dennoch paradierst du mit ihm hier herum wie ein aufgeplusterter Hahn und protzt mit ihm als Symbol deiner Männlichkeit. Nun, was ist mit mir? Ich habe drei lebende und vier tot geborene Mädchen bekommen, Gilbert, und wenn ich dir keinen Sohn geboren habe, dann liegt das daran, dass du keinen gezeugt hast." Sie senkte die Stimme zu einem verächtlichem Flüstern: „Nein, mein lieber Eheherr, du hast es nicht in dir, ein männliches Kind zu machen."
    Er streckte die Hand aus und umfasste schmerzhaft ihr Kinn. „Pass auf, was du zu mir sagst, Weib, denn sonst verstoße ich dich. Hast du gehört, Frau?" Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück. „Also! Eleanor wird mit uns zu Abend speisen, und du wirst dich als stolzes Elternteil geben. Und falls du das Kind schlägst und verunstaltest, werde ich meine Spuren bei dir hinterlassen. Und was Roger betrifft, so wirst du dafür sorgen, dass er anständig gekleidet ist, und wenn du deswegen einen deiner kriecherischen Verwandten bis auf die Haut ausziehen müsstest. Ich schicke ihn nicht in Lumpen zum Herzog der Normandie. Falls du nicht erscheinst, wirst du aus meinem Haus vertrieben."
    Gilbert hatte gewonnen. Mary stand mit weiß gewordenem Gesicht und großen, verängstigten Augen vor ihm. Abrupt wandte er sich auf dem Absatz um, ging aus dem Raum und
    drängte sich auf der Wendeltreppe an seiner ältesten Tochter vorbei.
    Eleanor hatte alles gehört und versuchte, unschlüssig verweilend, zu entscheiden, ob sie zu ihrer erschütterten Mutter gehen oder dem verärgerten Vater folgen solle.
    Sie schritt die wenigen Stufen zum Solar hinauf, in dem sie die schöne Mutter immer noch zitternd antraf,

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