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0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert

0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert

Titel: 0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zum Dinner wird der Tod serviert
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versinke er in einem von rotem Brei angefüllten Abgrund, der kein Ende hatte.
    Der Arzt schloß ermattet die Augen. Er war nicht mehr der Jüngste, und was man von ihm innerhalb einer knappen Stunde gefordert hatte, hätte das Leistungsvermögen eines weit jüngeren Kollegen übersteigen können.
    Mit leicht zitternden Händen griff er gleichzeitig seine Westentaschen ab, bis er das Röhrchen mit dem Stärkungsmittel spürte. Er schraubte den Deckel ab, ließ eine der winzigen braunroten Pillen in die hohle Hand fallen und warf sie mit geschickter Bewegung in den Mund. Als er den Deckel wieder festschrauben wollte, besann er sich plötzlich, ließ noch eine Pille herausfallen und hielt sie dem Funker hin.
    »Da«, sagte er. »Nehmen Sie das! Sie können es brauchen!«
    Trupperville rührte sich ein paar Sekunden überhaupt nicht. Dann kroch ein schwacher Seufzer über seine Lippen. Ganz langsam kam sein Kopf hoch. Die Augen blickten stumpf und verständnislos. Ganz langsam nur kehrte der Glanz des wieder einsetzenden Bewußtsein in sie zurück. Mit unsicherer Bewegung tappte er nach der ausgestreckten Hand des Arztes und nahm die Pille.
    Als er sie geschluckt hatte, murmelte er:
    »Verzeihung, Doc! Es — es ist reicht nur die Angst. Ich muß Kreislaufstörungen haben oder so was. Das ist jetzt schon der zweite Schwindelanfall.«
    Der Arzt nickte nur. Da auch Trupperville schwieg, fragte der Doc nach einer Weile:
    »Brauchen Sie mich hier noch? Ich möchte mich um die Passagiere kümmern. Und nach der Mutter des gestorbenen Kindes muß ich auch sehen.«
    Trupperville nickte.
    »Natürlich«, krächzte er. »Natürlich, Doc. Gehen Sie nur…«
    Der Arzt tappte von den Sitzen weg. Noch bevor er die Tür erreicht hatte, drehte er sich noch einmal um und sagte:
    »Den anderen wollen wir noch nichts sagen, was?«
    »Nein!« rief Trupperville lebhaft. »Nein, noch nichts! Ich muß erst einmal nachdenken. Schlimmstenfalls erfahren sie es noch früh genug .. «
    »Ja«, sagte der alte Mann langsam. »Das ist wahr…«
    Er starrte ein paar Sekunden regungslos vor sich hin, dann drehte er sich um und ging zur Tür. Trupperville hörte, wie sie geöffnet und wieder geschlossen wurde. Er stöhnte. Das war zu viel. Das war einfach zu viel. Praktisch war er jetzt allein. Er mußte jetzt ein Flugzeug führen, obgleich er nie etwas damit zu tun gehabt hatte. Vom Fliegen verstand er ebensoviel wie jeder x-beliebige Passagier.
    Er zog sein Mikrofon heran, das er auf den Tisch gelegt hatte, und räusperte sich. Als er die Lippen öffnete, war er selbst gespannt, ob ihm seine Stimme gehorchen würde.
    »Tja«, krächzte er. »Der Arzt ist fertig mit der Untersuchung. Sie sind beide tot.. Die Maschine geriet in ein Luftloch und sackte nach unten weg. Trupperville war so erschrocken, daß er glaubte, sein Herz bleibe stehen. Aber dann fühlte er auch schon, daß sich die Maschine von selbst gefangen hatte und unbeirrbar weiter ihren eingestellten Kurs flog. ,DOXC 10 237!« quarrte eine Stimme in seinen Kopfhörern, die auf dem Tisch lagen. »Hallo, DOXC 10 237! Hier spricht Bodenleitstelle Battlewood! Hören Sie mich?«
    Trupperville war froh,' daß sie sprachen. Es riß ihn aus seiner bleiernen Verzweiflung, die mit Gewichten an ihm hing und mit unbeschreiblichen Lasten auf sein Gemüt drückte. Er stülpte sich mit einer erzwungenen Bewegung die Kopfhörer über.
    »Hier ist DOXC 10 237«, sagte er; routinemäßig. »Ich höre, Battlewood. Bitte, sprechen Sie!«
    »Ich weiß, daß wir jetzt gut reden können«, sagte eine sachliche Männerstimme, die gerade wegen ihrer Sachlichkeit etwas Tröstliches, Ermutigendes hatte. »Trotzdem sollten wir uns Gedanken machen, wie wir Sie heil runterbringen können. Wir wollen nicht auf geben, Trupperville. Wir sind überzeugt, Trupperville, daß Sie kein Waschlappen sind! Sicherlich haben auch Sie sich schon Gedanken gemacht, wie Sie die Maschine heil herunterbringen können?«
    »Ja«, stieß der Funker hervor. »Natürlich hab‘ ich das. Aber ich kann keine Möglichkeit sehen. Ich selbst kann es nicht. Es ist völlig ausgeschlossen, daß ich es könnte. Ich habe zwei Schwindelanfälle hinter mir. Die Aufregung .. es wird mir einfach zuviel. Mein' Herz — ich meine, es ist…«
    Er brach hilflos ab. Einen Augenblick war nur das leise, atmosphärische Knistern in den Kopfhörern, das eigentlich immer zu hören war. Dann ertönte wieder die Stimme des Mannes von der Bodenleitstelle.
    »Passen Sie

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