Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert

0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert

Titel: 0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zum Dinner wird der Tod serviert
Vom Netzwerk:
versicherte: »Doch, doch, Mister Cotton. So unglaublich das klingt. Es ist wahr. Es ist leider wahr. Wir sind viertausend Meter hoch, fliegen im Augenblick noch mit der automatischen Selbststeuerung, aber wir haben keinen Piloten mehr, der die Maschine führen und vor allem landen kann.«
    Ich sah ihn an. Seiner Miene war anzusehen, daß er in der letzten Zeit allerlei mitgemacht hatte. Ich trat von hinten an die Pilotensitze heran und beugte mich seitlich an ihnen vorbei nach vorn.
    Die beiden Männer hingen schlaff in ihren Sitzen. Sie waren flüchtig angeschnallt worden, damit sie nicht herauskippen konnten. Daß sie tot waren, hätte ein Laie auf den ersten Blick erkennen können.
    »Hören Sie mal«, brummte ich. »Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu?«
    »Natürlich nicht. Sie sind vergiftet worden.«
    »Vergiftet?« schnappte ich.
    »Ja. Wir haben einen Arzt an Bord. Keinen amtlich bestellten Arzt, sondern einen Arzt, der sich eben zufällig unter den Passagieren befindet. Der behauptet, das Hühnerfleisch wäre vergiftet.«
    »Was für ein Hühnerfleisch?«
    »Das Fleisch vom Menü I, das heute mittag gereicht wurde.«
    »Haben denn nur die beiden Piloten davon gegessen?«
    Er machte große Augen.
    »Ja, zum Teufel!« fauchte er. »Haben Sie denn die ganze letzte Zeit geschlafen?«
    Ich nickte.
    »Ja. Warum? Ist das verboten?«
    Er stieß ärgerlich die Luft aus. »Himmel, da hat man einen G-man an Bord, einen von diesen Männern, über die Wunderdinge erzählt werden, und dann hat der Kerl geschlafen, während der Teufel los war!«
    Ich nahm eine Zigarette, klopfte sie an dem Schild ›Rauchen verboten‹ ab und schnipste mein Feuerzeug an. Während ich den ersten Rauch ausblies, sagte ich:
    »Jetzt weiß ich immer noch nicht, ob nur die beiden Piloten von dem vergifteten Hühnerfleisch gegessen haben.«
    »Nein! Ein Kind ist daran gestorben! Und rund zwanzig Passagiere sind bis jetzt nur deshalb mit dem Leben davongekommen, weil ihnen der Arzt schnell genug ein Brechmittel eingab, so daß sie das vergiftete Fleisch erbrachen, bevor das Gift in ihre Körper eindringen konnte! Aber während der Arzt alle Hände voll zu tun hatte, um zwanzig Passagiere zu retten, starben diese beiden Männer stumm und mit einer Tapferkeit, die ich bestimmt nicht aufbringen würde!«
    Seine Lider zuckten verräterisch. Auch seine Hände zuckten. Dieser Mann war am Ende mit seinen Nerven. Das konnte man sehen, auch ohne Arzt zu sein. Ich sog den Rauch meiner Zigarette tief ein, verhielt den Atem und ließ den Rauch langsam wieder herausquellen.
    Dies war die unwirklichste Situation, die ich je erlebte. Ich stand im Cockpit einer Maschine, die von Geisterhänden in viertausend Meter Höhe gesteuert wurde. Vor mir hingen zwei Tote angeschnallt in ihren Sitzen. Neben mir saß ein Mann, der jeden Augenblick einen Nervenzusammenbruch erleben konnte. Und ich stand dazwischen und fragte mich, wie weit ein Alptraum die -Züge der Wirklichkeit annehmen könnte. Ich hielt mir die Glut der Zigarette auf den Handrücken, zuckte unter dem Schmerz zusammen und entschied, daß dies wohl doch kein Traum sein könnte.
    »Das ist die unglaublichste Geschichte, die ich je gehört habe«, sagte ich langsam. »Aber ich muß Sie enttäuschen, wenn Sie etwa annehmen, ich könnte irgendwelche Nachforschungen anstellen. Für Giftmorde braucht man Spezialisten. Das bin ich nicht. Tut mir leid, Mister — eh —«
    »Trupperville. Duck Trupperville.«
    »Tja, wie gesagt: Es tut mir leid, Mister Trupperville. Ich kann nicht viel tun, bevor ich nicht weiß, was für Gift es war, wie es dem Hühnerfleisch beigemengt werden konnte, in welcher Menge und eventuell in welcher Konzentration es im Fleisch war — eben lauter Fragen, die nur ein Spezialist beantworten kann.«
    Trupperville fing förmlich an zu lachen. Auf eine lautlose, gespenstische Art lachte er stumm vor sich hin.
    »Nachforschungen!« höhnte er dann. »In anderthalb Stunden ist es jedem Menschen an Bord dieser Maschine vollkommen gleichgültig, ob und wer das Fleisch und warum er es vergiftet hat!«
    »Das glaube ich kaum«, sagte ich. »Nach meinen Erfahrungen interessieren sich die Leute durchaus dafür, warum sie umgebracht werden sollten.«
    »Solange sie leben — sicher. Aber in anderthalb Stunden wird niemand mehr am Leben sein.«
    Ich sah ihn aus leicht zusammengekniffenen Augen an. Er verstand meinen Blick.
    »Ich bin nicht verrückt«, stieß er heiser hervor. »Obgleich es

Weitere Kostenlose Bücher