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0221 - Der Todessee

0221 - Der Todessee

Titel: 0221 - Der Todessee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Worte des Alten steckten tiefer in ihrem Unterbewußtsein, als sie zugegeben hätte.
    Träume quälten sie. Schwere Alpträume von Geistern, Dämonen und Ungeheuern. Von Wesen, wie sie in den alten Sagen- und Märchenbüchern standen. Sie träumte, daß diese Gestalten auf sie zukommen würden, ihr den Schlafsack aufrissen und sie packten, um sie mit in eine finstere Tiefe zu ziehen, aus der es kein Entrinnen gab.
    Die Träume steigerten sich. Sie wurden zu einem Zerrbild des Schreckens, das tief aus ihrer Seele hervorstieg, das Unterbewußtsein verdrängte und sich in das Bewußtsein schob.
    Jill Livingstone erwachte!
    Das geschah nicht wie sonst, wenn sie in ihrer Studentenbude lag, sondern ruckartig, als hätte ihr jemand einen kalten Eimer Wasser über das Gesicht gegossen.
    Sie setzte sich hin.
    Für wenige Augenblicke starrte sie benommen in die Dunkelheit.
    Sie wußte nicht, wo sie sich befand, mußte erst nachdenken und auch das Gefühl der Leere überwinden, denn sie glaubte, aus einem tiefen Brunnenschacht an die Oberfläche gezerrt zu werden.
    Endlich fiel ihr ein, wo sie und ihre Freundin übernachteten. Am See, am Loch Cumberland, vor den Gemäuern einer alten Ruine.
    Und als sie das Schnarchen ihrer Freundin Karen hörte, da atmete sie direkt auf. Dieser kaum abreißende Laut war so herrlich normal.
    Er hatte überhaupt nichts mit ihrer finsteren Traumwelt zu tun, und so etwas beruhigte sie zu diesem Zeitpunkt ungemein.
    Tief atmete sie durch.
    Erst beim dritten Luftholen ging es ihr besser und sie kam auch dazu, sich den Schweiß von der Stirn zu wischen.
    Zuerst hatte sie überlegt, ob sie Karen wecken sollte, nahm aber doch davon Abstand, denn die Freundin schlief so tief und fest, daß es einer Schandtat gleichkam, sie aus dem Schlummer zu reißen. Nein, Karen brauchte ihren Schlaf. In wenigen Stunden war die Nacht vorbei, ein neuer, für beide anstrengender Tag begann. Denn sie hatten sich vorgenommen, im See nach seltenen Pflanzen zu tauchen.
    Der See lag vor ihr.
    Düster, dunkel, drohend und unheimlich kam ihr die Wasserfläche vor. Sie wurde wieder an die Hand erinnert, die sie aus dem Wasser hatte ragen sehen. Die Hand mit den leicht gekrümmten Fingern und dem Teil eines Armes.
    Ein kaltes Gefühl bemächtigte sich des Mädchens und brachte eine Gänsehaut mit.
    Erst jetzt fiel ihr die Stille auf. Hatten die beiden Mädchen vor dem Einschlafen noch den Geräuschen der Natur gelauscht, so waren diese völlig verstummt.
    Auch der Wind fuhr nicht mehr über den See. Er schien eingeschlafen zu sein, dafür aber war ein anderer hinter den dicken Nachtwolken hervorgekommen.
    Der Mond!
    Eine Kugel, die ein wenig abgenommen hatte. Blaß, fahl und weißgelb leuchtend stand er am Himmel. Jill empfand seinen Anblick nicht als romantisch, auch das Licht nicht, das den See traf und einen breiten Kreis auf die schwarze Fläche malte.
    Es kam ihr irgendwie kalt und nüchtern vor. Nicht warm oder beruhigend, wie sie es gern gehabt hätte und wie der Mondschein von Verliebten interpretiert wurde.
    So eine Nacht hatte sie noch nie erlebt, obwohl sie die Stunden nach der Tageswende schon des öfteren im Freien verbracht hatte. Auch hatte sich die Luft verändert. Sie schien schwerer geworden zu sein und drückte auf das Gemüt der Jill Livingstone.
    Zudem hatte das Girl das Gefühl, beobachtet zu werden.
    Aber von wem? Wer sollte sie hier unter Beobachtung nehmen?
    Vielleicht ein Spanner?
    Jill öffnete den Reißverschluß ihres Schlafsacks noch weiter, so daß sie im Notfall bequem hinaussteigen konnte. Dann drehte sie sich in ihrer sitzenden Stellung und suchte nach irgendwelchen Anzeichen für eine heimliche Beobachtung.
    Jill entdeckte nichts.
    Es war nur wieder ein wenig dunkler, da sich eine gewaltige Wolke vor den Mond schob.
    Ihr Blick glitt über den See, und plötzlich weiteten sich ihre Augen.
    Da hatte sich etwas verändert. Er lag nicht mehr so ruhig da wie noch vor wenigen Minuten, denn genau dort, wo noch ein Rest des Mondlichts hinfiel, bewegte sich die Oberfläche.
    Da kräuselte sich das Wasser zusammen. Es warf Wellen, und direkt über der Oberfläche lag sogar ein dünner Streifen, der Jill Livingstone fatal an Nebel erinnerte.
    Wo kam der nur her?
    Jill schluckte. Sie drehte den Kopf und warf einen hastigen Blick auf ihre Freundin.
    Karen schlief. Ihr Gesicht leuchtete bleich auf dem Schlafsack-Kopfkissen. Manchmal zuckten die Mundwinkel, und dann glitt auch ein Lächeln über ihre Lippen,

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