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0221 - Ein Gangster schreit im Banktresor

0221 - Ein Gangster schreit im Banktresor

Titel: 0221 - Ein Gangster schreit im Banktresor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Gangster schreit im Banktresor
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und schob ihm einen Stuhl hin.
    Phil nahm ihm die Handschellen ab, während ich den Mantel und den Hut an den Garderobenhaken hängte. Ich ließ mich hinter meinem Schreibtisch nieder, telefonierte mit der Kantine um Kaffee kommen zu lassen und bot Morton eine Zigarette an. Er bediente sich und grinste dabei: »Versuchen Sie’s mit der freundlichen Tour, wie?«
    »Das haben wir gar nicht nötig, Morton. Wenn wir bei den Vernehmungen Tricks an wenden, dann werden Sie das entweder gar nicht merken oder erst, wenn Sie darauf hereingefallen sind.«
    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schielte unsicher hinüber zu Phil. Sein während der Fahrt gezeigter Stolz wurde merklich kleiner. Es liegt an der nüchternen Einrichtung eines FBI-Büros. Selbst Gangster kapieren hier, dass sie in eine Maschinerie hineingeraten sind, die stärker ist als sie.
    Wir warteten auf den Kaffee, der uns ziemlich schnell gebracht wurde. Morton hielt das lange Schweigen nicht aus und erkundigte sich: »G-man, tun Sie mir einen Gefallen, ja? Sagen Sie mir, wer mich verpfiffen hat!«
    »Ihre Fingerabdrücke, Morton, das wurde Ihnen schon gesagt.«
    »Unsinn! Fingerabdrücke können Ihnen doch nicht erzählen, in welchem Lokal ich zu welcher Zeit verkehre.«
    »Das allerdings nicht. Aber da haben wir so unsere Quellen. Die können wir Ihnen beim besten Willen nicht auf die Nase binden. Ah, da ist ja der Kaffee.«
    Ich schenkte ein. Wir spürten alle drei so etwas wie Mittagsmüdigkeit. Oder es lag am Wetter.
    »Sie sind mehrere Male vorbestraft, Morton«, sagte ich, während ich mir seine Akte aus der mittleren Schreibtischlade nahm und vor mich hinlegte.
    »Diebstahl, versuchter Raub, Beteiligung am Bandenverbrechen. Langsam werden die Delikte schwerer. Was glauben Sie, wie weit Sie damit kommen? Und jetzt haben Sie sich auch noch mit Rauschgift eingelassen. Die Richter werden davon nicht begeistert sein.«
    Er beugte sich vor. Eindringlich versicherte er: »G-man, Sie täuschen sich! Ich habe mich nicht mit Rauschgift eingelassen. Ich sage Ihnen, wie es wirklich war. Ich weiß, Sie werden den Kopf schütteln und werden mir die Story nicht glauben, aber sie ist wahr!«
    »Was ist wahr?«
    »Ich habe vor ungefähr zehn Tagen ein kleines Päckchen gefunden. Es war in braunem Packpapier eingewickelt.«
    »Wo haben Sie das Päckchen gefunden?«
    »Auf einer Bank im Central Park. Dicht unterhalb des südlichen East-West-Drive, dicht an der Kreuzung mit der westlichen Nord-Süd-Straße. Da stehen fünf oder sechs Bänke zu einem Halbkreis angeordnet. Ich machte morgens gegen elf einen kleinen Bummel. Vorher hatte es ein bisschen geregnet, und als ich den Park betrat, herrschte außergewöhnlich wenig Betrieb. Auf den sechs Bänken saß kein einziger Mensch. Nur ein Eichhörnchen auf der Lehne einer dieser Bänke schien sich dorthin verirrt zu haben.«
    Ich grinste. »Großartig«, sagte ich gedehnt. »Blühten nicht vielleicht ein paar Buschwindröschen? Und kam dann nicht eine Märchenfee und überreichte Ihnen ein Paket Marihuana-Zigaretten?«
    Morton seufzte. »Ich wusste doch, dass Sie es mir nicht glauben würden. Aber ich kann es nicht ändern, G-man. Auf einer Bank lag das Päckchen. Das heißt, es lag nicht direkt auf der Bank, es lag darunter. Jemand muss es dort verloren und nicht gemerkt haben.«
    »Wenigstens keine Märchenfee«, sagte Phil trocken. »Aber trotzdem ein Märchen. Sie können nicht verlangen, Morton, dass wir Ihnen diese Story abkaufen. Jeder Einbrecher, der erwischt wird, hat sich zufällig in der Hausnummer geirrt, und jeder Gangster, den wir mit einem Päckchen Marihuana-Zigaretten oder einem Bündel gefälschter Banknoten antreffen, hat den Kram gerade gefunden. Lasst euch doch wenigstens mal etwas Neues einfallen!«
    »Ich kann Ihnen die Bank zeigen!«, rief Morton entrüstet.
    »Sicher«, nickte ich. »Wir bezweifeln nicht, dass es im Central Park Bänke gibt, und bestimmt gibt es auch die Stelle, die Sie uns beschrieben haben. Aber sie dürfen uns nicht weismachen wollen, Rauschgifthändler gingen mit ihrer wertvollen Ware so leichtsinnig um, dass sie sie im Park liegen ließen.«
    Morton stöhnte, drückte die Zigarette aus und zuckte die Achseln.
    »Ob Sie’s nun glauben oder nicht, ich kann nichts anderes sagen, weil es die Wahrheit ist. Ich mache Ihnen einen Vorschlag, G-man: Lassen Sie sich meine alten Akten kommen. Irgendwo werden die doch sicher rumliegen, nach allem, was man so von euren Archiven hört.

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