0222 - Im Schloß der Riesen
Kopf.
»Ein kleines Kommandounternehmen«, sagte er. »Nicht wir alle, sondern nur einige wenige stoßen zu jenem unbekannten Ort vor.«
»Wer wird das sein?«
Der Fürst sah in die Runde.
»Ritter Erlik von Twerne«, begann er.
Der Barde nickte; mit dem Schwert war er flinker als mit der Sangesstimme. »Ich bin dabei«, sagte er.
»Ferner ich daselbst«, verkündete Fürst Wilhelm.
»Wer noch?« fragte Baron Gregor.
»Der Mann, der uns schon mehrfach half«, erwiderte der Herrscher des Fürstentums. »Professor Zamorra.«
»Und weiter?«
»Niemand mehr«, sagte Wilhelm von Helleb. »Drei Leute, das genügt. Wir machen uns zu Kleinen Riesen, Zamorra besitzt sein Medaillon der Macht - das wird reichen. So sind wir stark und schlagkräftig, behindern uns aber nicht durch Vielzahl. Ihr, Baron Gregor, werdet mit Euren zauberischen Kräften von Helleb aus unser Vorgehen beobachten und uns warnen, falls eine Gefahr auftritt, die wir selbst nicht absehen können.«
»So sei es«, nickte Gregor und rollte die Pergamentkarte zusammen. Einmal noch warf er einen Blick darauf, bevor er sie dem Fürsten reichte.
»Bei Crom«, murmelte er leise, »der Blitz soll mich treffen, wenn mir jener Ort nicht unheimlich bekannt vorkommt… So, als wären wir doch schon öfters dortgewesen…«
***
»Komm«, bat Angelique. »Du hast gesehen, was du sehen wolltest- Nun laß uns umkehren. Diese Ruine flößt mir Angst ein.«
Pierre lachte trocken und starrte weiterhin die Ruine an, die einmal Château Montagne gewesen sein sollte. »Seltsam«, sagte er. »Es ist, als habe außer uns niemand diese Zerstörung bemerkt. Dabei sollte man meinen daß halb Frankreich den Blitz gesehen hat.«
Er stieg wieder in den Peugeot. Auch Angelique ließ sich auf den Sitz sinken. Pierre fuhr an.
»Warum wendest du nicht?« fragte sie.
»Wenden? Warum? Ich will mir diese Ruine einmal ganz aus der Nähe ansehen. Wenn ich weiß, was da passiert ist, informieren wir die Behörden von der Katastrophe.«
»Du bist verrückt!« schrie Angelique. »Ich will da nicht hin! Laß mich aussteigen, oder dreh um! Sofort!«
»Wenn hier jemand verrückt ist, dann bist du es«, sagte er, und in seinen Augen glitzerte es seltsam.
Er ist besessen, dachte Angélique erschrocken. Ja, er ist besessen!
Der Wagen bog von der Straße ab und einen Seitenweg entlang, der durch die Felder zum Cnâteau Montagne hinaufführte. Er war ziemlich gerade, und erst als der Hang steiler wurde, setzten die Serpentinen ein.
»Dreh um, oder halte an!« schrie Angelique. »Ich habe Angst vor dieser Ruine!«
»Warum?« fragte er lachend. »Daß da ein Schloß niedergebrannt ist, ist doch kein Grund, hysterisch zu werden!«
Sie sank auf dem Beifahrersitz zusammen.
Plötzlich schoß der Wagen in einen Tunnel, der Sekunden vorher noch nicht dagewesen war. Er entstand einfach aus dem Nichts und verschluckte den silbergrauen Peugeot. Die Schwärze nahm den Wagen auf.
»Was ist denn das?« schrie Pierre, jetzt selbst erschrocken, auf und trat auf die Bremse. »Wo kommt dieser verdammte Tunnel her? Das ist doch unmöglich!«
Höhnisches Gelächter hallte durch die Röhre, die in ein unbekanntes schwarzes Nichts führte…
***
Nicole konnte nicht verhindern, daß ein leichter Schauer über ihren nackten Körper lief. Zu viele Erinnerungen verbanden sich mit dem Anblick dieses golden funkelnden Schädels.
Ansu Tanaar, die Goldene aus der Geisterstadt…
Sie war eine lemurische Zauberprinzessin gewesen, die jahrtausendelang nach dem Untergang ihres Kontinents in einer weißen Stadt in einer Dimensionsblase neben unserer Welt schlief. Erst Zamorra gelang es, sie aus ihrem Schlaf zu erwecken.
Später wurde die weiße Stadt mit all ihren Bewohnern von den Meeghs, einer mörderischen und eroberungssüchtigen Dämonenrasse aus einer anderen Dimension, zerstört. Seit jener Zeit haßte, verabscheute und bekämpfte Ansu Tanaar, die Frau mit der goldenen Haut, die Meeghs. Ihren letzten Kampf führte sie dann in der Straße der Götter , wobei sie gezwungen wurde, ihr Leben zu opfern, um die in jene Welt eingedrungenen Meeghs zu besiegen. [3]
Und doch war sie nicht tot. Etwas von ihr lebte in ihrem goldenen Schädel weiter. Zamorra hatte auf ihre eigene Empfehlung hin diesen Schädel mit sich genommen und bewahrte ihn seither in seinem Safe auf. Und jetzt wollte er versuchen, mit Ansu Tanaars Geist in Verbindung zu treten.
Nicole betrachtete seine Vorbereitungen mit gemischten
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