0222 - Schlucht der stummen Götter
ein Kannibale!
Das wurde mir in diesen schrecklichen Augenblicken deutlich. Sie hatten keine Chance, er aber wollte die Opfer, und er bekam sie, denn seine Magie arbeitete perfekt.
Als letzte in der langen Reihe aus Menschenleibern befand sich eine Frau. Sie schien irgendwie begriffen zu haben, daß es einem endgültigen Schluß entgegenging, jedenfalls warf sie sich innerhalb des blauen Strahls herum, streckte ihre Arme aus, als wollte sie sich noch festklammern, aber da gab es nichts, woran sie sich hätte halten können, der Sog war zu stark, und er riß sie in den unheimlichen Rachen des Dämons Kalifato.
All diese Vorgänge hatte ich entsetzt mich anschauen müssen und war wie vor den Kopf geschlagen. Aber die ganze Sache war noch nicht beendet. Das blaue Skelett geriet zwar nicht selbst in den Sog, dafür der Stab, den es festhielt.
Wo er und der Strahl sich trafen, blitzte es ein paarmal grünblau auf, gewaltige Kräfte zerrten an dem Schlüssel zur Leichenstadt, bildeten über ihm einen rasanten Wirbel und sorgten dann mit gewaltiger Kraft dafür, daß der Knochenmann den Schlüssel loslassen mußte.
Auch der Kristall nahm den Weg wie zuvor die acht Menschen. Er trudelte in den Sog hinein, wurde weitergerissen und auf das Maul zugeschleudert, wo er schließlich verschwand.
Jetzt hatte Kalifato sein Ziel erreicht. Der Schlüssel zur Leichenstadt befand sich wieder in seiner Obhut. Keinem von uns würde es wohl gelingen, an den Schlüssel heranzukommen, die Chance war vertan.
Das sah ich sehr wohl als Realist ein, und ich fragte mich, was Kalifato jetzt noch alles vorhatte.
Daß ich sein Gegner war, das wußte er. Also wäre es für ihn ein Leichtes, mich auch in den gewaltigen Sog zu schleudern, damit ich in seinem Rachen verschwand.
Allerdings vertraute ich auf mein Kreuz. Es hatte mich bereits mehrmals gegen die unheimliche Magie in Schutz genommen, vielleicht schaffte es dies auch bei dem Wesen aus der Urzeit.
Zunächst einmal wurde ich von einem schaurigen Ereignis abgelenkt. Hatte ich die Menschen noch vor kurzer Zeit in dem Rachen des Unheimlichen verschwinden sehen, so spie er sie jetzt wieder aus.
Als Skelette…
Es war ein Gefühl, das man nicht in Worte fassen kann. Vielleicht paßte ein Begriff.
Entsetzlich…
Dieser gewaltige Rachen spuckte die Knochenteile aus, wobei ich Schädel, Arme, Beine und Gelenke erkannte. Während sie sich noch innerhalb des Scheins befanden, da wurden sie auch mit dessen Farbe übergossen, dann, als sie ihn verließen, sah ich ihre eigentliche Farbe.
Sie waren bleich.
Nicht weit von mir entfernt fielen sie in die dunklen Fluten, wobei sie nicht sofort versanken, sondern auch dicht unter den Wellen schwammen, wobei sie hell durch die Wellen schimmerten.
Das war Kalifatos Rache. Ich hatte erlebt, daß er den Namen Todesbote nicht zu Unrecht trug.
Die anderen waren begeistert. Sie standen dichtgedrängt auf dem Steg, hatten ihre Augen aufgerissen, die Arme ausgestreckt, als wollten sie freiwillig sich dem Dämon hingeben.
Grauenhaft…
Und auf sämtlichen Gesichtern sah ich den grünen Schein. Kalifato hatte sie voll in seiner Gewalt.
Auch Suko. Er stand in der vordersten Reihe. Breitbeinig hatte er sich aufgebaut, mich erinnerte er in seiner Haltung an einen Wettkampfschwimmer, der jeden Augenblick starten konnte.
Das Skelett sagte etwas zu dem Chinesen.
Suko nickte.
Die beiden schienen mir ein Herz und eine Seele zu sein. Suko gehörte zur anderen Seite, davon biß keine Maus den Faden ab, und da machte ich mir auch nichts vor.
Das Skelett leuchtete nicht mehr so stark wie zuvor, als es noch den Kristall gehalten hatte. Die Knochen leuchteten weiterhin blau, aber für mich war das Zurückgehen dieser blauen Aura ein Zeichen der Kraftlosigkeit.
Gern hätte ich meinen Bumerang jetzt gehabt, denn die Chance war günstig, dem Knochenmann den beinernen Schädel abzusensen.
Doch Suko besaß die Waffe.
Als wäre es eine Gedankenübertragung gewesen, so holte er den Bumerang plötzlich hervor und wog ihn in der Hand.
Ein Splitter schien mir ins Herz zu fahren. Plötzlich bekam ich Angst, denn es lag auf der Hand, daß Suko den Bumerang auf ein menschliches Ziel, auf mich, schleudern wollte.
Er fixierte mich.
Obwohl uns eine ziemlich große Entfernung trennte, glaubte ich, seine kalten, gefühllosen Augen zu erkennen, die mich anstarrten.
Der Chinese nahm Maß, holte dann aus, schwang den Arm wieder nach vorn und schleuderte die silberne Banane
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