0222 - Schlucht der stummen Götter
schaute in verzerrte Gesichter und spürte auch den Ansturm der fremden Magie in meinem Kopf, die sich wie kleine Nadelstiche in mein Gehirn bohren wollte, um mich zur Aufgabe zu zwingen.
Die Hälfte der Strecke hatte ich etwa geschafft, aber ebensoviel lag noch vor mir.
Plötzlich sah ich eine hünenhafte Gestalt. Zuerst dachte ich an Suko, denn der Mann war ebenso breit wie mein Freund und Partner. Der Bursche hatte den Arm halb erhoben, er wollte seine Faust auf die Reise schicken und tat es auch.
Wenn mich der Schlag getroffen hätte, bei Gott, ich hätte ihn wohl kaum überlebt, doch es gelang mir, noch rechtzeitig den Kopf zur Seite zu nehmen.
Es war ein Reflex, und ich hatte dabei sagenhaftes Glück.
An der rechten Kinnseite spürte ich noch die Knöchel, als sie mich streiften, dann warf ich mich mit gesenktem Kopf vor, ging in den Mann hinein und wuchtete ihn zurück.
Er fiel auf zwei andere Menschen, die sich soeben erheben wollten und deren Körper für mich eine Brücke bildeten, über die ich laufen konnte. Meinem Ziel kam ich so ein Stück näher.
Der Ausgang war nicht mehr weit entfernt. Ich sah schon den kleinen Steg, der sich an das Bootshaus anschloß. Er wirkte für mich wie ein Fanal der Hoffnung. Alles wollte ich daransetzen, um ihn zu erreichen. Ich vergaß die Schmerzen, ich kümmerte mich nicht mehr um diese fremde Magie, sondern war zu einem kämpfenden Roboter geworden, der kein Pardon kannte.
Wie viele Menschen ich zur Seite schleuderte, bekam ich nicht mit. Ich schlug in die Körper, traf Gesichter, führte Rundschläge aus und kämpfte mich verbissen weiter.
Mein Ziel mußte ich erreichen, oder ich ging in diesem verdammten Chaos unter!
Auch meine Füße nahm ich zu Hilfe, trat dabei um mich wie ein bockender Gaul, verschaffte mir durch Rundschläge Platz, fiel hin, kam wieder hoch und wühlte mich weiter.
Plötzlich spürte ich Planken unter meinen Füßen. Ein erster Hoffnungsfunke, daß ich mich dicht vor meinem Ziel befand. Jetzt konnte und durfte mich nichts mehr aufhalten, denn dann wäre alles umsonst und vergebens gewesen.
Ich kam durch.
Verdammt, Freunde, ich schaffte es.
Plötzlich sah ich nur noch einen Gegner vor mir. Inzwischen hatte auch der Lichtschein gewechselt. Mehr Tageslicht fiel gegen mich und den Mann vor mir.
Er kippte mir entgegen.
Dabei erwischte ihn mein fürchterlicher Haken, der ihn auf die rohen Holzplanken warf.
Der Steg!
Schon sah ich ihn vor mir, und er wirkte auf mich wie eine Rettungsplattform. Ich preßte die Lippen zusammen, holte noch einmal den Rest an Kraft aus meinem Körper, schleuderte mich voran, schrie dabei, lief die nächsten Schritte, wobei meine Füße einen harten Rhythmus auf die Bohlen trommelten, sah plötzlich das Wasser vor mir und stieß mich mit einem gewaltigen Sprung ab.
Für eine endlos lange Sekunde, wie mir schien, lag ich in der Luft, bevor der Körper einen Bogen beschrieb, und ich mit meinen ausgestreckten Armen zuerst in die schwarzen Fluten tauchte.
Dunkel und kalt war das Wasser des Sees. Für mich aber wirkte es erfrischend nach diesem verzweifelten Kampf. Bevor ich lossprang, holte ich tief Luft. So lange wie möglich hielt ich sie an und schwamm dabei immer weiter von dem Bootssteg weg, denn ich wollte eine möglichst große Distanz zwischen mich und meine Gegner bringen.
Mit gewaltigen Schwimmstößen kraulte ich unter Wasser weiter, aber irgendwann war Schluß. Ich mußte auftauchen, der Luftmangel zwang mich dazu.
Ich kam wieder hoch, mein Kopf schnellte aus dem Wasser, ich saugte gierig die Luft ein, keuchte, spie Flüssigkeit aus, schleuderte mir die nassen Haare aus der Stirn und schaute mich um.
Ich hatte wirklich ein gutes Stück zurückgelegt und war instinktiv dorthin geschwommen, wo auch die Boote lagen. Die Entfernung zu ihnen und dem Bootshaus, wo ich fast mein Leben verloren hätte, war ungefähr gleich.
Keiner war mir gefolgt. Zahlreiche Menschen drängten sich auf dem Bootssteg, der für sie eigentlich zu schmal war. Auch das Skelett war herausgekommen, und ich sah Suko.
Er stand neben dem blauen Skelett. Selbst aus dieser Entfernung war zu erkennen, daß das Gesicht meines Partners grün schimmerte.
Ihn hatte es voll erwischt.
Es dauerte einige Sekunden, bis ich richtig begriff, daß keiner daran dachte, mir zu folgen. Sie schauten auch kaum zu mir, standen dort wie eine schweigende Wand und blickten von mir aus gesehen schräg nach links zum Himmel hoch.
Ich sah auch den
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