0223 - Sie würfelten um unser Leben
niemals Sandalen, die sie nur gelegentlich am Strand anziehen kann. Ein Girl, das in Krokodilsandalen herumläuft, hat mindestens drei Paar Schuhe aus Krokodilleder zu Hause. Verstehen Sie, was ich meine? Es hat auch alles andere. Wenn Sie die beiden zusammen gesehen hätten, so wäre auch Ihnen sofort aufgefallen, dass sie nicht zusammenpassten. Melroy in seinem zerdrückten Stadtanzug, die Jacke über die Schulter gehängt, die Schuhe abgelatscht und schlecht geputzt. Das Girl dagegen frisch, sonnengebräunt und im schicken Dress.«
»Wie verlief diese Begegnung weiter?«
»Es passierte nichts Besonderes. Benny erschrak natürlich, als er mich sah. Er ließ seine Süße los. Die Süße merkte, dass ich sie anstarrte, und sie drehte den Kopf zur Seite. Damit waren wir auch schon aneinander vorbei. Ich wäre ihnen ganz gern nachgegangen, aber schließlich war ich auch nicht allein, und mein Gastgeber hatte andere Sachen im Kopf, als mit mir den Detektiv zu spielen. Schließlich konnte niemand wissen, dass Benny rund zwei Wochen später so verrückt sein würde, mit einer Kanone in der Hand auf einen G-man loszugehen.«
Ihr fiel etwas ein. Sie musterte mich scharf und fragte: »Hören Sie, G-man, haben Sie irgendwann einmal einem schwarzhaarigen Girl, wie ich es Ihnen beschrieben habe, etwas zuleide getan?«
»Sie meinen, die Unbekannte von Atlantic Beach könnte Benny Melroy zu dem Mordversuch verleitet haben? Nein, Miss Reeswen, ich kann mich keines Falles entsinnen, in dem eine schwarzhaarige Frau eine Rolle gespielt hätte. Genauer gesagt: Ich weiß keine Frau, die irgendetwas mit einem erledigten Fall zu tun hatte, und die noch frei herumläuft. -'Jedenfalls vielen Dank für Ihre Auskünfte, Miss Reeswen. Ihre Beobachtungsgabe ist bemerkenswert. Sie sollten zur Polizei gehen.«
Sie stand auf.
»Zum Henker, ich täte es lieber, als den Männern im Klub schöne Augen zu machen, aber beim FBI nehmen sie Vorbestrafte nicht, und ich habe zweimal in die Brieftasche eines Gastes gegriffen, der noch nicht betrunken genug war, um es nicht zu merken. - Gute Nacht, G-men. - Wenn Melroy mich auch hat sitzen lassen, so würde es mich doch interessieren, ob die Schwarzhaarige schuld daran ist, dass er sich mit Ihnen anlegte. Lassen Sie es mich wissen, falls Sie es herausbekommen.«
Sie ging zu ihrem Tisch hinüber, an dem der dicke Viehhändler bereits ungeduldig nach ihr Ausschau hielt.
Ich warf das Geld für die beiden Drinks auf den Tisch, und wir verließen den Hawaii Nightclub.
Draußen vor dem Eingang stand der Portier zusammen mit dem Geschäftsführer. Der Portier hatte seine fünf Sinne offensichtlich noch nicht ganz zusammen, denn er trug seine Mütze mit dem Schirm nach hinten auf dem Schädel. Als er uns sah, trat er erschrocken zurück. Die Lektion hatte gewirkt.
Die Fuchsaugen des Geschäftsführers musterten uns.
»Hatten Sie Erfolg?«, fragte er. Es klang so süß wie ein ganzer Eimer voll Honig. Wir würdigten ihn keiner Antwort, aber mich beschlich das unangenehme Gefühl, dass ich mit diesem Jungen noch zu tun bekommen würde.
***
Gess Sunder verließ den Atlantic Express auf der Main Station in New York. Gess benutzte auf seinen Geschäftsreisen nie ein Flugzeug. Stewardessen merken sich die Gesichter ihrer Fluggäste leichter als das Personal in den Zügen.
Die Leute, mit denen Sunder das Abteil geteilt hatte, atmeten erleichtert auf, als der Mann ausstieg, obwohl sich sicherlich keiner von ihnen der Erleichterung bewusst war, die er empfand. Aber Gess Sunders Gegenwart ging den meisten Menschen auf die Nerven, obwohl auf den ersten Blick nichts Besonderes an ihm zu entdecken war.
Sunder war ein Mann nahe den Vierzig. Er war dicklich, besaß runde, abfallende Schultern und bevorzugte unauffällige, graue Anzüge und breitkrempige Hüte. Sein Gesicht war leicht aufgedunsen und eigentlich ohne jeden Ausdruck. Die Augen allein verrieten, dass Sunder ein ungewöhnlicher Mann war. Ihre eisige Bläue lähmte jeden, der mit ihm ein Gespräch beginnen wollte. Auch Gess Sunders Hände, die mager und kraftvoll mit knotigen Gelenken waren, passten nicht zu dem Eindruck des durchschnittlichen Bürgers, den er zu erwecken versuchte.
In einem einfachen Lederkoffer trug Gess Sunder bei sich, was er als sein Handwerkszeug bezeichnete. Dieser Koffer enthielt alle Geräte, die Sunder zum Aufbrechen eines Autos benötigte, aber diese Dinge waren gewissermaßen nur Hilfsmittel. Mittels Halterungen befestigt
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