0226 - Tokatas Erbe
Johnny?«
Bill verzog das Gesicht.
»Ich weiß nicht so recht. Das mit der goldenen Figur klingt doch ein wenig fantastisch.«
»Es stimmt aber, Daddy«, beschwerte sich der Kleine, weil man ihm nicht glauben wollte.
»Onkel John ist weggerissen worden.«
Bill nickte.
»Natürlich, wir glauben dir ja.«
»Was willst du tun?« fragte Sheila.
»Ich erkundige mich mal an der Kasse, ob es tatsächlich so eine Figur gibt. Dann muß man den Betrieb stoppen und die Geisterbahn durchsuchen.«
»Das wäre eine Möglichkeit.«
Der Reporter ließ seine Familie stehen und eilte auf die Schlange der Wartenden vor der Kasse zu. Rücksicht konnte er nicht nehmen, deshalb drängte er sich vor. Die Frau im Kassenhäuschen verzog grimmig das Gesicht, als Bill vor der Scheibe auftauchte und zu einer Erklärung ansetzen wollte. Soweit aber ließ sie es nicht kommen, drehte ihren Kopf und rief den Namen Ivy.
Ivy war einer der Männer, die an der Geisterbahn arbeiteten. Er war ein kräftiger Typ. Mit einem Satz setzte er über das Gitter hinweg und riß Bill herum.
»Nun mach mal keinen Ärger, Mister, sonst kriechst du hier auf allen vieren vom Rummelplatz…«
»Verdammt noch mal, es ist was passiert.«
Ivy stutzte. »Wie?«
»Lassen Sie mich ausreden.«
Bill berichtete dem Mann von den Vorkommnissen und verschwieg auch nicht, was sein Sohn gesehen hatte.
»Eine goldene Figur? Die haben wir nicht.«
»Sind Sie sicher?«
»Klar, Mensch. Ich habe die Geisterbahn doch selbst mit aufgebaut. Muß schließlich wissen, welche Monster wir haben. Ihr Sohn hat gelogen. Der ist auch viel zu jung für so eine Fahrt.«
»Und Wo steckt mein Freund? Ich habe selbst gesehen, wie er hineingefahren ist.«
»Keine Ahnung. Woher soll ich das denn wissen?«
»Gut, wir werden ihn suchen.«
»Nein, das werden wir nicht.«
»Aber er muß gefunden werden. Vielleicht ist ihm was passiert. Oder soll ich die Polizei holen?«
Die Frau streckte ihren Kopf durch die Öffnung in der Glasscheibe.
»Keine Polizei!« kreischte sie. »Das Geschäft läuft gerade so gut.«
Bill drehte sich halb um.
»Dann sehe ich selbst nach.«
»Okay, meinetwegen, aber Ivy geht mit.«
»Das muß er sogar.«
Der dunkelhaarige Ivy war davon nicht begeistert. Wütend stieß er seine Hände in die ausgebeulten Hosentaschen und nickte dem Reporter zu.
Bill folgte ihm. Er schaute auch noch zu Sheila und sah die Sorge auf ihrem Gesicht. Wenn Bill ehrlich war, dann mußte er zugeben, daß ihm persönlich auch nicht sehr wohl bei der Sache war. Er ahnte, daß dieser Jahrmarktsbesuch doch keine so gute Idee gewesen war…
***
Der Typ hinter mir hatte Kraft. Und er setzte sie auch eiskalt ein, indem er mich nach hinten riß, ich den Kontakt mit dem Boden verlor und umkippte. Jetzt hing ich voll in seinem Griff.
»Ich werde dir helfen, hier herumzuschnüffeln«, hörte ich seine rauhe und nach Whisky klingende Stimme dicht an meinem Ohr. »Wir machen mit Schnüfflern wie dir immer kurzen Prozeß.«
Er wußte genau, was er wollte und zog mich in den finsteren Hintergrund des Gebäudes. Ich wehrte mich vorerst nicht, denn ich war froh, keinem schwarzmagischen Gegner in die Hände gefallen zu sein. Der Mann hinter mir war wohl ein Angestellter. Hinter mir hörte ich ein dumpfes Geräusch, danach wurde es heller, weil rötliches Licht uns umschwebte.
Ich wurde in eine enge Bude gezogen, in der mein unbekannter Gegner wohl seinen Arbeitsplatz hatte. Dort schleuderte er mich in eine Ecke, wo auch zahlreiche Kabel lagen und ich auf den Rollen hockenblieb.
Zum erstenmal sah ich den Typ. Er war kleiner als ich, dafür jedoch mit gewaltigen Muskelpaketen bepackt. Sein schmutziges Hemd stand fast bis zum Bauchnabel offen, auf seiner Brust glänzte der Schweiß. Durch das Licht hatte er einen rötlichen Schimmer bekommen. Seine Augen blickten tückisch, die großen Hände öffneten und schlossen sich krampfhaft.
Irgendwie konnte ich den Mann sogar verstehen. Er mußte mich für einen Eindringling und Einbrecher halten, aber daß er gleich zu diesen Radikalmitteln greifen wollte, war doch ein wenig übertrieben.
»Bist du schon mal zusammengeschlagen worden?« erkundigte er sich knurrend.
»Eigentlich nicht, und das wird auch in Zukunft so bleiben«, erwiderte ich, wobei ich gleichzeitig die Beretta unter dem Hemd hervorholte und ihn in die Mündung schauen ließ.
Der Kerl öffnete seinen Mund. Er vergaß, ihn wieder zu schließen. Ich erhob mich, behielt den Mann im
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