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0226 - Tokatas Erbe

0226 - Tokatas Erbe

Titel: 0226 - Tokatas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Nadine wollte im Hintergrund bleiben.
    Sie hatte eine Aufgabe zugeteilt bekommen, sorgte für den Schutz des kleinen Johnnys, und diesen Schutz nahm sie auch sehr ernst.
    Plötzlich sträubte sich ihr Fell. Irgend etwas mußte sie gestört haben, denn es blieb nicht bei der ersten Reaktion, sondern mit einem plötzlichen Ruck stand sie auf den Pfoten. Es war eine witternde Abwehrhaltung.
    Denn Nadine hatte etwas gewittert.
    Gefahr!
    Deutlich spürte sie es. Gefahr lag in der Luft, aber nicht hier in der Umgebung des Hauses, woanders drängte sich die Gefahr zusammen, und zwar über Personen, die Nadine Berger sehr nahe standen. Deshalb spürte sie auch mit ihren übersensiblen Fühlern, daß sich etwas ereignet hatte.
    Es ging um die Personen, die sie beschützen wollte. Nadine wurde immer unruhiger. Sie lief einen Kreis auf der Terrasse, hob den Kopf und knurrte drohend, aber es war ihr nicht möglich, einzugreifen und zu helfen.
    Die andere Gefahr war schon da! Und sie schwebte unsichtbar über den Köpfen ihrer Schützlinge. Nicht nur Johnny befand sich in höchster Lebensgefahr, sondern auch John Sinclair.
    Der Wolf stieß ein Heulen aus. Er konnte nicht mehr an sich halten. Und es klang wie das Klagelied für einen Toten…
    ***
    Wir fuhren Achterbahn!
    Mein Patenkind saß neben mir, hatte seine kleinen Hände um den Haltegriff geklammert und fühlte sich ansonsten pudelwohl. Diese Fahrt machte Johnny einen Heidenspaß, hier konnte er endlich mal schreien, ohne daß jemand schimpfte.
    Noch war es nicht soweit. Wir erlebten das Gefühl der inneren Spannung, das vor dem großen Ereignis steht. Bei vielen Fahrgästen begannen jetzt die Herzen stärker zu klopfen, wenn es den Weg hochging, andere lachten, wieder andere hatten ein großes Mundwerk, um Unsicherheiten zu verbergen.
    Ich warf einen schrägen Blick auf den Kleinen. Sein Gesicht zeigte eine kindliche Freude, aber auch eine gewisse Spannung. Angst oder Unsicherheit konnte ich bei ihm nicht feststellen. Er hatte sich die Fahrt mit der Achterbahn so sehr gewünscht, und ich hielt das Versprechen ein, das ich ihm vor Wochen gegeben hatte. Ansonsten wäre ich mir wie ein Schuft vorgekommen.
    Wir befanden uns bereits auf dem letzten Drittel. Ich warf einen Blick nach links und gleichzeitig in die Tiefe. Die Menschen wurden kleiner, auch die zahlreichen Buden und Karussells schrumpften zusammen. Von hier oben konnte ich den Staub sehen, der über dem Jahrmarkt lag. Die einzelnen Partikel flirrten in der unwahrscheinlichen Hitze.
    »Onkel John, gleich sind wir da!« Johnny freute sich und klatschte in die Hände. »Das ist richtig gefährlich, nicht?«
    »Nein«, schwächte ich ab. »Es ist nicht gefährlich.«
    »Ist da schon mal was passiert?«
    »Ich glaube nicht.«
    Er nickte. »Wenn wir so rasen, glaube ich immer, wir könnten fliegen.«
    Das sollte er sich lieber nicht wünschen. Und wieder dachte ich an das Erlebnis, das ich auf einer dieser Achterbahnen gehabt hatte. Es war gefährlich gewesen, und ich hoffte inständig, daß sich ähnliches nicht wiederholte. Noch ein paar Yards, dann hatten wir den Endpunkt der Schräge erreicht. Ich setzte mich ein wenig anders hin und ermahnte den Jungen, sich gut festzuhalten.
    »Das mache ich schon, Onkel John.«
    Dann hatten wir das Ende erreicht. Für eine endlos lange Sekunde stand der kleine Wagen waagerecht auf der Schiene, und wir hatten einen fantastischen Blick über die Kirmes. Nur das Riesenrad überragte die Achterbahn noch.
    Ansonsten lag uns alles zu Füßen. Auch der Hyde Park, wobei im Hintergrund das Gewässer The Serpentine schimmerte. Das Wasser sah blaugrau aus. Die bunten Segel der Boote und Surfbretter gaben dem See einen farbigen Touch.
    »Jetzt geht es runter!« schrie Johnny und hatte die Worte kaum ausgesprochen, als der Wagen kippte. Und wie er fiel.
    Ich hörte den Kleinen schreien, ich selbst schrie ebenfalls, es tat gut, denn die Geschwindigkeit steigerte sich unwahrscheinlich, wir wurden fast so schnell, daß man das Gefühl haben konnte, leicht abzuheben. Es war eine wilde Raserei, die nur Sekunden dauerte, uns jedoch ungemein lang vorkam.
    Johnny hatte einen Heidenspaß. Er freute sich, schrie und hörte damit sofort auf, als der Wagen einen Schlag erhielt und von der eigenen Geschwindigkeit noch auf eine Schräge gebracht wurde, die in die Höhe führte. Augenblicklich wurden wir langsamer.
    Man konnte das Gefühl haben, zu stehen, bis wir uns an den neuen Rhythmus gewöhnt hatten

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