0227 - Gefangen in der Totenstadt
überfließen. Das konnte kein Dämon überstehen. Aber auch Zamorra würde sicherlich im Nichts vergehen, wenn sein Körper jetzt Kontakt mit der Silberscheibe bekam. Der Schmerz war schon im Anfangsstadium unerträglich gewesen.
Professor Zamorra wußte, daß er alles auf eine Karte setzen mußte. Der Lauf hatte ihm fast alles abverlangt. Er fühlte sich niçht in der Lage, ein direktes magisches Duell mit dem Gegner zu beginnen. Um die Zaubersprüche mit der richtigen Betonung zu murmeln, brauchte man Ruhe und Ausgeglichenheit, damit sie ihre Kraft entfalten konnten. Da er aber von dem schnellen Lauf nach Atem rang, war auch nur eine annähernd richtige Betonung der Zauberworte unmöglich.
Es galt, den Diener des Bösen mit dem Amulett in Berührung zu bringen, bevor dieser die Schwäche des Parapsychologen feststellte.
Professor Zamorra stürmte vor. In seiner Hand wirbelten an einer dünnen Silberkette die Kraft einer entarteten Sonne und die eingefangene Energie einer magischen Materialschlacht.
Da schlug Nguruthos zu! Kosmische Energie raste aus seinen beiden Zauberstäben auf den Professor zu. Mit der Reaktion eines Berglöwen duckte sich der Parapsychologe.
Heiß brandete es über Zamorras Rücken hinweg. Die Kraft des Bösen hatte den Meister des Übersinnlichen verfehlt. Er war nur gestreift worden. Dennoch war ihm, als hätte man seinen Rücken mit einer brennenden Fackel bearbeitet.
Dann war Professor Zamorra heran!
Ein schriller, disharmonischer Angstschrei des Dämons durchriß die Nacht! Ein blendender Blitz, heller als das Innere einer Sonne, ließ für den Bruchteil eines Herzschlags die Umgebung in gleißender Helligkeit erstrahlen.
Dann war es vorbei.
Nguruthos, der sich den Menschen unter dem Namen Claudio Sejano genähert hatte, war nicht mehr. Ein Starker hatte dafür gesorgt, daß diese Ausgeburt des Höllengezüchts keinen Schaden mehr anrichten konnte.
Asmodis’ Diener hatte sein großes Spiel gespielt. Er hatte hoch gesetzt -und verloren!
Die ewige Finsternis nahm ihn auf!
***
»Die Stunde ist gekommen!«
Hohl hallten Amun-Res Worte über den palatinischen Hügel. Unter ihm schlief die Stadt Rom. Wenn sie erwachte, war sie fest in seiner Hand. Die erste Festung, das erste Bollwerk seiner Macht - das sollte die Stadt Rom werden.
Das neue Atlantis!
Die Gestalten in den Kapuzengewändern hatten die Stelle erreicht, wohin sie ihr Herr und Meister Amun-Re geführt hatte. Zwar zeugten nur noch fragmentarische Reste der Grundmauern von dem einstigen Tempel, aber Amun-Re wußte, daß an diesem Ort in der Zeit des wahnsinnigen Kaisers Elagabal hier zu Ehren der Cybele die abscheulichsten und orgiastischsten Riten durchgeführt wurden, die Rom je gesehen hatte.
Es war der richtige Ort, um zur Keimzelle eines neuen Zauberreiches zu werden. Dieser Ort, von den Blutopfern unheiliger Riten getränkt, würde der Magie des Amun-Re zusätzliche Kräfte verleihen.
Mit beiden Händen hob der Herrscher des Krakenthrons von Atlantis die uralte Krone von Romulus auf sein Haupt…
***
»Da war noch so ein Typ. Der hatte so einen violetten Fummel mit Goldverzierungen an!« erzählte Sandra Jamis. Sie sah in Aurelians brauner Mönchskutte mehr als seltsam aus. Sie war noch ganz vom Schrecken der Nacht gezeichnet. Nur beiläufig hatte sie wahrgenommen, daß der im letzten Moment erschienene Retter eben dieser Professor Zamorra war, von dem ihr schon ihre Freundin Tina Berner soviel berichtet hatte. Stockend erzählte sie dem Parapsychologen und Pater Aurelian von der unheimlichen Versammlung in der Katakombe.
»Seine Bekleidung war von violetter Farbe?« fragte Aurelian noch einmal zur Sicherheit und sah den Meister des Übersinnlichen vielsagend an.
»Ja, sicher!« bekräftigte das Mädchen. »Der Goldreif um die Stirn sah aus wie eine Schlange, und dann hatte er so etwas wie große Goldplatten umhängen… !«
»Amun-Re!« flüsterte Professor Zamorra tonlos. »Kein Zweifel. Das ist er! Dann war der Kampf vorhin ein Kinderspiel!«
Sandra Jamis sah ihre beiden Retter verständnislos an.
»Wo mag er sich jetzt befinden? Und was für einen Plan wird sein teuflisches Gehirn jetzt ausbrüten?« dachte Professor Zamorra laut.
»Das wird uns der Spiegel von Saro-esh-dyn sagen!« entgegnete Pater Aurelian. Er nahm den Brustschild ab und versenkte sich in die spiegelglatte Fläche. Professor Zamorra merkte, daß sich der Freund ungeheuer zu konzentrieren begann. Neugierig sah er über die breiten
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