Stirb schön
Eine junge Frau wartet auf ihren Geliebten. Ruhelos geht sie im Zimmer umher. In diesem Moment öffnet sich die Tür und ein Mann tritt ein. Er umarmt sie von hinten, dann plötzlich zieht er ein Messer und sticht zu. Wieder und wieder.
Als Tom Bryce diese gespenstische Szene auf seinem Computer sieht, glaubt er noch an einen besonders harten Erotikthriller. Doch als er am nächsten Morgen in der Zeitung das Foto der jungen Frau erkennt, weiß er plötzlich, warum die CD, die er durch Zufall im Pendlerzug von London nach Brighton einsteckte, so brisant ist. So brisant, dass er jetzt auch um sein Leben und das seiner Familie fürchten muss. Denn die Killer haben sich schon bei ihm gemeldet – per Mail, natürlich.
PETER JAMES, geb. 1948, ist Schriftsteller und Filmproduzent, liebt schnelle Autos und hat ein Faible für das Übersinnliche. Er hat lange Jahre in den USA gelebt und war dort als Drehbuchautor und Filmproduzent tätig. Mittlerweile leitet er seine eigene Filmproduktionsfirma in England. An der Premiere seines neuesten Films »Der Kaufmann von Venedig« mit Al Pacino und Jeremy Irons nahm der Prince of Wales teil. Peter James lebt heute in Sussex und in London.
Besuchen Sie den Autor auf seiner Website:
www.peterjames.com
Peter James
STIRB SCHÖN
Thriller
Aus dem Englischen
von Susanne Goga-Klinkenberg
Scherz
www.fischerverlage.de
Erschienen bei Scherz, ein Verlag der
S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Die Originalausgabe erschien 2006 unter dem Titel
›Looking Good Dead‹ bei Macmillan,
an imprint of Pan Macmillan Ltd. London
© Really Scary Books/Peter James 2006
Für die deutsche Ausgabe:
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2006
Gesamtherstellung: Ebner & Spiegel, Ulm
Printed in Germany
ISBN-13: 978-3-502-10045-4
ISBN-10: 3-502-10045-4
Für Helen
1
DIE TÜR EINES EHEMALS ELEGANTEN REIHENHAUSES öffnete sich, und eine langbeinige junge Frau in kurzem Seidenkleid, das sich wie eine zweite Haut um ihren Körper schmiegte, trat in die warme Junisonne. Es sollte der letzte Tag ihres Lebens sein.
Vor hundert Jahren hatten die hohen weißen Villen, die nur einen Steinwurf von Brightons Seepromenade entfernt lagen, Londons Schickeria als Wochenenddomizil gedient. Heutzutage verbargen sich hinter den salzzerfressenen Fassaden Appartements und billige Wohnungen. Die Türklopfer aus Messing waren durch Sprechanlagen ersetzt worden, in den Vorgärten hingen die bunten Schilder der Immobilienmakler, und aus den Mülleimern auf dem Gehweg quoll Abfall. Viele der Autos, die sich in den wenigen Parklücken drängten, waren verbeult, rostig und mit Tauben- und Möwendreck bekleckert.
Doch die junge Frau, die lässig die blonden Haare über die Schulter warf, verströmte Klasse. Schicke Sonnenbrille, Glitzerarmband von Cartier, Schultertasche von Anya Hindmarsh, fitnessgestählter Körper, mediterrane Bräune, ein Hauch von Issey Miyake – sie hätte besser zwischen die Verkaufstische von Bergdorf Goodman, in die Bar des Schrager Hotels oder an Bord einer Luxusjacht in St. Tropez gepasst.
Nicht übel für eine Jurastudentin, die eigentlich von einem eher bescheidenen Einkommen hätte leben müssen.
Doch Janie Strettons Vater hatte seine schöne Tochter über die Maßen verwöhnt, nachdem ihre Mutter gestorben war, sodass Bescheidenheit nicht zu ihrem Wortschatz gehörte. Geld verdienen fiel ihr leicht. Ob sie es jedoch in ihrem künftigen Beruf verdienen würde, war eine andere Sache. Der Anwaltsberuf war hart. Sie hatte vier Jahre Studium hinter sich und würde in den kommenden zwei Jahren als Referendarin für einen Scheidungsanwalt in Brighton arbeiten, was ganz okay war, selbst wenn manche Fälle ganz schön bizarr waren.
So wie gestern. Der Klient hieß Bernie Milsin und war ein sanfter Herr in den Siebzigern mit adrettem grauen Anzug und sorgfältig geknoteter Krawatte. Janie hatte still in einer Ecke gesessen, während sich Martin Broom, der fünfunddreißigjährige Sozius, Notizen machte. Mr Milsin beklagte sich, seine drei Jahre ältere Frau gebe ihm erst dann etwas zu essen, wenn er sie zuvor oral befriedigt habe.
»Und das dreimal täglich«, erklärte er Martin Broom. »Das schaffe ich in meinem Alter
Weitere Kostenlose Bücher