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0227 - Gefangen in der Totenstadt

0227 - Gefangen in der Totenstadt

Titel: 0227 - Gefangen in der Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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etwas abgrundtief Bösartiges von dieser Gestalt ausging. Statt polarer Kälte schienen die Augen lebendiges Feuer zu sprühen.
    »Was soll mit ihr geschehen, o Claudio Sejano?« wurde von irgendwo gefragt.
    Sandra Jamis fühlte den Blick des Angesprochenen über ihren Körper gleiten. Und es war ihr, als würde dieser Blick durch sie hindurchgehen. Alles, was sie bisher gefühlt und gedacht hatte, ja, selbst ihre geheimsten Gedanken schienen vor diesem dämonenhaften Menschen wie ein aufgeschlagenes Buch zu sein.
    Dem Mädchen war, als würde etwas Rauhes über seinen Köiper gleiten. Dann war die Stimme des Claudio Sejano zu vernehmen.
    »Bringt sie in unseren heiligen Tempel. Denn wahrlich, zu lange schon wurden die Götter mit Tieropfem gespeist. Laßt uns, meine Freunde, den Ewigen wieder ein Opfer spenden wie in den Tagen der Alten. Auf dem Altar soll sie geopfert werden… Zu Ehren von Asmodis!«
    ***
    Antonio Gigli gehörte nicht zu denen, die die Arbeit erfunden hatten. Immer war er daran interessiert, durch die Dummheit seiner Mitmenschen Geld zu verdienen. Und jetzt war ihm der große Coup gelungen.
    Erst war es nur eine Idee gewesen. Aber bei Licht besehen, konnte man damit viel Geld verdienen. Andere, die so etwas schon früher aufgezogen hatten, dirigierten in der Zwischenzeit weltweite Wirtschaftsimperien, während ihre Gefolgschaft auf der Straße betteln ging.
    Antonio Gigli, dessen Wiege einst im düsteren Hafenviertel von Neapel gestanden hatte, beschloß, eine neue Sekte zu gründen und so auf Kosten seiner Mitmenschen reich zu werden. Es fanden sich immer wieder Gutgläubige, die auf so etwas hereinfielen.
    Allerdings hatten die indischen Gurus bereits das Nirwana für sich gepachtet. Und es gab religiöse Schwärmer, die sich bereits als den letzten Propheten, den Gott senden würde, erkannt hatten. Die Chancen für eine andere Religion standen nicht gut.
    Aber Antonio Gigli hatte die Marktlücke gefunden. Hatte nicht sogar der römische Senat nach dem Einfall von Alarichs Goten und Geiserichs Vandalen ernsthaft in Erwägung gezogen, sich von dem Gekreuzigten abzuwenden und Jupiter wieder zu Ehren kommen zu lassen? Wenn es Menschen gab, die irgendwelche Hindu-Götter wie Krishna und Kali, Brahma und Wishnu verehrten, warum sollten sie nicht auch wieder an Jupiter und Mars, an Neptun oder Minerva glauben?
    Und die Idee des Neapolitaners fand Anhänger. Der Kreis der Menschen, die sich von der milden Lehre des Christentums zur Verehrung alter Heidengötter wandten, wurde immer größer. Und wie die ersten Christen zur Zeit der Cäsaren hielten sie ihre geheimen Versammlungen außerhalb von Rom in den Katakomben ab.
    Die Totenstädte unter der Erde waren ihnen eine sichere Zuflucht.
    Das Projekt des Antonio Gigli stieß natürlich in der Hölle auf große Zustimmung. Schon in der Geheimen Offenbarung des Johannes stand geschrieben, daß die Menschen falschen Propheten folgen würden.
    Die Idee Giglis deckte sich mit gewissen Plänen, die Asmodis, der höllische Herr der Finsternis, schon lange hegte. Auf diese Art konnte Satans Reich auf Erden sich am besten ausbreiten.
    Und Asmodis setzte einen seiner Dämonen darauf an, diesen Antonio Gigli in der Ausführung seiner Idee zu bestärken. Er wollte, wie einst Mephistopheles bei Doktor Faust, darauf achten, daß Gigli und die Menschen, die ihm folgten, folgsame Diener des Teufels würden.
    Nur von wenigen seiner Leute begleitet schritt Antonio Gigli auf der alten Via Tuscolana dahin. Unter seinem Gewand verbarg er etwas, das wie ein menschlicher Schädel wirkte. Und selbst seinen Begleitern hatte er nicht verraten, was es war, das er da durch puren Zufall in der Nähe des zerfallenen Diana-Tempels am Nemi-See in den Albaner Bergen gefunden hatte.
    Denn in diesem Geheimnis ruhte die Weltherrschaft. Das, was Rom einst zur Herrin des Erdkreises gemacht hatte, es war aus dem Dunkel der Vergangenheit erneut ans Licht gekommen.
    ***
    Es war, als würde sich die Erde öffnen.
    Wie der aufgerissene Rachen eines urweltliehen Ungeheuers gähnte etwas abseits von den klobigen Pflastersteinen der Via Appia eine Öffnung in der Erde. Schützendes Piniendickicht verbarg sie am Tag vor allzu neugierigen Besuchern. Denn nur ein geringer Teil aller Katakomben in Rom sind bekannt und erforscht. Immer wieder werden geheime Eingänge zu diesen unterirdischen Totenstädten gefunden.
    Stablampen flammten auf, als die Gestalten in den wallenden Gewändern das Tor

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