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0227 - Gefangen in der Totenstadt

0227 - Gefangen in der Totenstadt

Titel: 0227 - Gefangen in der Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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illo!«
    Und von irgendwoher drängte sich die Übersetzung dieser Worte in Sandras Gedächtnis.
    »In uns wohnt ein Gott - Wir erglühen durch seine Belebung!«
    Das konnte nur bedeuten, daß sie zu einer Art Gottesdienst gebracht wurde. Sandra Jamis fiel ein, daß bei den Altardiensten der alten Völker auch meist Blut geflossen war.
    Denn auch die Melodie hatte eine Art sakralen Charakter. Sie war fremd und ungewöhnlich, aber nicht häßlich. Sandra wurde etwas an die Orgelwerke von Bach erinnert.
    Wie hatte sie vorhin diesen Claudio Sejano reden gehört?
    »Dein Platz ist der Altar von Asmodis. Der Fürst der Finsternis liebt es, das entweichende Leben von Jungfrauen in sich aufzunehmen!«
    Claudio Sejano hatte deutsch zu ihr gesprochen. Und Sandra Jamis gab sich keinen Illusionen hin, daß diese ganze Sache nur inszeniert wurde, um ihr einen gehörigen Schrecken einzujagen.
    Man wollte sie auf dem Altar irgendeiner finsteren Gottheit, die hier Asmodis genannt wurde, schlachten. Riesenhaft drohend erwuchs vor Sandra Jamis die Gestalt des Todes. Hohläugig grinste der kahle Schädel. Der knöcherne Finger winkte. Vergebens wand sich das Mädchen in den Fäusten, die sie wie Stahlklammem hielten.
    Und wieder der Gesang, den die Wände in schauerlichem Echo widerhallen ließen.
    »Est deus in nobis. - Agitante calescimus illo!«
    »Versuche nicht zu entkommen!« flüsterte Sejanos Stimme in Sandras Ohr. »In diesen Nekropolen finden sich nur ortskundige Leute zurecht. Manch einer hat sich schon in diesen kilometerlangen Gängen verirrt. Da, sieh her!«
    Seine Hand griff in das lange, dunkle Haar Sandras und schob den Kopf leicht nach rechts.
    »Sieh auf die Erde!« zischte die Stimme. »Das war einer der Narren…«
    Sandras Blick folgte der angegebenen Richtung.
    Was sie sah, traf sie wie ein Keulenschlag.
    In sonderbarer Verrenkung lag ein Skelett auf dem Boden. Zusammengekrümmt hatte dieser vor Hunger und Durst wahnsinnig gewordene Unglückliche das Ende in der Nachtschwärze der Katakombe erwarten müssen. Seine Gebete und Flüche waren verhallt. Vergeblich hatte er das Leder seiner Schuhsohlen gekaut.
    Welche Tragödie mochte sich hier abgespielt haben?
    Welche Gedanken hatten das gemarterte Hirn des Unglücklichen durchrast, der hier entkräftet darauf wartete, daß der Tod sich gnädiger erweisen würde als das Leben?
    »Das war einer von denen, welche die Gier nach Gold in das Dunkel des Totenreiches trieb!« raunte der Dämon. »Einen hohen Preis hat er gezahlt für die Neugier und die Grabschändung. Nun gehört er selbst zu den Seelen, die diesen Ort bis zum Ende aller Tage umschwirren. Ein Narr, der den trügerischen Glanz des Goldes mit dem gleißenden Licht der Sonne vertauschte. Ohne Überlegung drang er in die Gänge ein. Seine Gier trieb ihn vorwärts. Und er machte sich keine Zeichen an den Wänden, mit denen er den Weg zurückfinden konnte. Die Gänge sehen sich hier ähnlich wie ein Ei dem anderen. Er hat sich hoffnungslos verirrt und den höchsten Preis gezahlt. Dieser hier, schönes Mädchen, ist nur einer von vielen, deren Leiber die Katakomben von Rom nicht mehr freigegeben haben. Und wenn es dir gelingen sollte, dich zu befreien, wirst auch du keinen Weg mehr nach draußen finden. Darum ergib dich in dein Schicksal!«
    Ein leises, meckerndes Lachen von Sejano ließ Sandra Jamis daran zweifeln, daß dieser Mensch bei klarem Verstand war. Ein Irrer. Ganz offensichtlich ein Wahnsinniger.
    Sandra Jamis war, als griffe die Hölle nach ihr, als Claudio Sejano leicht über ihr langes Haar strich. Keinen größeren Triumph gab es für den Diener des mächtigen Asmodis, als dem Fürsten der Finsternis die makellose Seele eines jungen Mädchens zu opfern.
    Wilde Vorfreude kommenden Triumphes durchraste den Dämon.
    Dann war der Gang zu Ende…
    ***
    Die dezent-vornehme Einrichtung seines Zimmers im Savoy-Hotel verschaffte Professor Zamorra sofort eine anheimelnde Atmosphäre. Er ließ sich auf den Stuhl hinter dem im Empirestil gebauten Mahagonischreibtisch fallen und wählte die Nummer der Rezeption.
    Einige Minuten später hatte er Frankreich. Wenige Herzschläge danach meldete sich Raffael, der greise Diener von Châeau Montagne.
    Was der zu berichten hatte, ließ dem Meister des Übersinnlichen die Haare zu Berge stehen.
    »Es ist wirklich wahr!« beteuerte der Haushofmeister vom Domizil des Professors. »Mademoiselle Duval ist auf unbestimmte Zeit in die Hauptstadt gefahren. In Sachen

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