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0227 - Gefangen in der Totenstadt

0227 - Gefangen in der Totenstadt

Titel: 0227 - Gefangen in der Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Mit hohlen Schreien stürzten sich diese menschlichen Schattenwesen auf sie. Gerade, als das Mädchen die rettende Lücke erreicht hatte, waren sie heran.
    Sandra hatte ihr klares Denken ausgeschaltet. Und so bemerkte sie kaum, daß sich Finger in ihrer Kleidung verkrallten. Aber die Wucht des wohl gebremsten, aber nicht aufzuhaltenden Laufes war zu groß. Einer der Häscher brüllte auf, als seine langen Fingernägel abbrachen. Sandra hörte es wie aus weiter Feme. Sie nahm auch nicht wahr, daß ihre meergrüne Disco-Kombination in Fetzen ging und die Häscher hinter ihr wütend abgerissene Stoff fragmente zu Boden schleuderten. Und sie merkte nicht, daß die langen Fingernägel der Kuttenmänner blutige Spuren auf ihrem Körper hinterließen.
    Dann war sie hindurch! Hinter ihr das wütende Brüllen der Unheimlichen.
    Sandra Jamis sah nicht mehr hinter sich. Sie floh in die Nacht. Dort links war Rom. Aber der Weg dahin war ihr durch eine jetzt lang auseinandergezogene Kuttenreihe versperrt.
    Ihr blieb nur noch die Flucht über die Felder. Dort hinten - das uralte Gemäuer! Da konnte sie sich vielleicht verstecken.
    Hinter sich hörte Sandra das hechelnde Atmen der Verfolger!
    ***
    Dem Mann konnte man nicht ansehen, daß er bereits sein drittes Leben lebte. Und auch nicht, daß er Zeiten gesehen hatte, die in den Augen des heutigen Menschen unvorstellbar sind.
    Drei handtellergroße Goldplatten, in die unheilige Schriftzeichen eingraviert waren und die er an einer Kette um die Brust trug, schienen zu pulsieren. Das lange violette Gewand wirkte im fahlen Licht des Mondes wie ein Mantel aus glitzernden Blutperlen. Ein Kopftuch aus gleichem Stoff, ähnlich, wie es Ägyptens Pharaonen trugen, bedeckte einen geisterhaft bleichen Schädel. Der Goldreif darum lief in den Kopf einer Schlange aus, die sich in den Schwanz beißt.
    Diesen Mann fürchtete selbst die Hölle. Das kantige, fast fleischlose Gesicht war nicht häßlich. Aber es lag etwas abgrundtief Schlechtes darin. Die Augen sprühten wie zwei explodierende Sterne.
    Er, Amun-Re, war in den Tagen, bevor die Ozeane die verlorenen Kontinente hinabschlürften, der mächtigste Magier, den die Erde getragen hatte.
    Ein böses Geschick hatte ihn in seinem Totentempel erwachen lassen. Sofort hatte er nur daran gedacht, sich die Welt wieder untertan zu machen.
    Aber im Verhältnis zu früheren Zeiten war er schwach geworden. Die Kunst, die er in den alten Tagen beherrschte, schlummerte zum größten Teil noch in seinem Unterbewußtsein und kam ihm nur langsam wieder in Erinnerung.
    Der Hexenkönig von Atlantis war zu viele tausend Jahre tot gewesen, um sich sofort an alles zu erinnern, was er einst zum Schaden der Menschheit eingesetzt hatte. Durch wie viele Höllen aus glutflüssiger Lava und grellweiße Magma hatten ihn die Dämonen seiner Hölle gehen lassen? Unermeßlich war die Pein gewesen.
    Und dann sah er sich kurz nach seinem Erwachen einem Gegner aus alten Tagen gegenüber. Zamorra …
    Wie, bei den blutigroten Höllen Tsat-hogguahs, hatte es dieser Mann geschafft, die Zeiten zu überbrücken? Denn in den Tagen des alten Atlantis war Zamorra zeitweilig als Gefährte jenes Gunnar aufgetaucht, der ihm, Amun-Re, damals mit seinen beiden Zauberschwertem den Tod gab.
    Diesen Zamorra mußte er vernichten. Koste es, was es wolle. Aber vorerst mußte Amun-Re seine magische Kraft noch stärken. Denn sonst mochte Zamorra Sieger bleiben. Zamorra, der damals jenen Ju-Ju-Stab führte, der schon in den Tagen der Namenlosen Alten eine Legende war Amun-Re mußte Menschen um sich scharen, die irgendwann seine willfährigen Diener wurden. Aber das war in seinem Fall gar nicht so einfach. Wohl stieg auf dem ganzen Erdkreis das Interesse an Magie und Zauberei spürbar an, so daß es ihm eigentlich keine Schwierigkeiten bereiten dürfte, Helfer und menschliche Werkzeuge für seine finsteren Pläne zu finden. Aber die Sache hatte einen Haken.
    Er war nicht unverwundbar. Und die rituelle Kleidung enthüllte ihn und sein finsteres Treiben sofort. Denn ansonsten wäre er zu mächtig für den Widerstand der Dämonenjäger gewesen, die auf der ganzen Erde im Zeichen der guten Sache kämpften.
    Der Göttersohn Achilles war an der Ferse verwundbar und der germanische Recke Siegfried zwischen den Schultern, wo ein Lindenblatt die Hornhaut des Drachen vereitelte. Was aber die Mächte des Überirdischen dem gewaltigen Amun-Re zumuteten, war geradezu grotesk.
    Er konnte weder sein Gewand noch

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