0228 - Der Leichenpfad
ausgeschaltet, aber langsamer geworden. Daran zu erkennen, wie mühsam er vom Boden hochkam.
Ich ließ ihn und mußte meine Beretta ziehen. Auch das Kreuz hielt ich griffbereit.
Er stemmte sich hoch. Das Messer hatte er in die linke Hand gewechselt. Aus seinem Maul drangen tierische Laute.
Dann schoß ich.
Einmal!
Der Kopf des Unholds schien auseinanderzufliegen. Die Gestalt wurde herumgedroschen, klatschte gegen den Grabstein, zuckte und fing an zu brüllen. In einem Reflex wollte er noch das Messer werfen, doch die Klinge rutschte aus seinen Klauen.
Er selbst brach endgültig zusammen und hieb mit dem Kopf gegen den Grabstein, wo er langsam nach unten glitt.
Aus seinem Schädel lief eine milchige Flüssigkeit. Für mich ein Beweis, daß der Zombie endgültig vernichtet war.
Auch mich hielt nichts mehr auf diesem Friedhof. Ich drehte mich zu dem Mädchen um und lächelte. Allerdings war ich nicht sicher, daß Chris das Lächeln auch bemerkte.
Mit ihr zusammen kletterte ich über die Mauer. Sie folgte mir wie ein kleines Kind der Mutter. Ich dachte an ihren Namen. Berger, hieß sie, wie Nadine. Bei ihr war ich damals zu spät gekommen, Chris hatte ich retten können.
Es war ein gutes Gefühl…
***
Bei der Familie Göpfert herrschte helle Aufregung. Auch Will Mallmann hatte sich davon anstecken lassen. Wir kamen gerade recht, denn man wollte einen Suchtrupp losschicken.
Als ich den Manta oben vor dem Haus stoppte, waren wir sofort umringt. Fragen schwirrten durch die Dunkelheit, jeder wollte sich um Chris kümmern, ich wehrte aber ab und ließ nur den Arzt an sie heran. Danach setzte ich mich auf die Kühlerhaube.
»Der Fluch des Leichenpfads ist gelöscht«, erklärte ich. »Ihr könnt nur noch eins tun und den Pfarrer Schmitz begraben. Das ist alles.«
Will schlug mir auf die Schulter. »Verdammt, John, wir hatten uns schon Sorgen gemacht.«
Ich zeigte ein erschöpftes Grinsen. »Ja, es war wirklich hart, aber auch Zombies leben nicht ewig.«
»Was du zum Glück wieder bewiesen hast«, meinte der deutsche Kommissar.
»Und wie geht es den verletzten Vettern?«
»Den Umständen entsprechend. Ralf wird es überstehen. Frank ebenfalls, und Christine auch.«
»Ein Glück.« Ich stand wieder auf und deutete auf den Wagen.
»Was ist denn?« fragte Will.
»Ich mußte ihn leider quer durch das Gelände fahren. Kann sein, daß etwas zurückgeblieben ist!«
»Ehrlich?«
»Ja, Will.« Dann lächelte ich. »Aber du wolltest dir ja sowieso einen neuen kaufen, und für einen Freund tue ich eben alles.«
Wäre Will ein Ghoul gewesen, hätte er bestimmt versucht, mich zu fressen. So aber knirschte er nur mit den Zähnen…
ENDE
[1] Siehe John Sinclair Nr. 227 »Stellas Rattenkeller«
[2] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 010 »Disco Dracula«
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