0228 - Der Leichenpfad
Ader in seinem Arm getroffen hatte, denn der rote Lebenssaft spritzte im Rhythmus des Pulsschlags hoch.
Ralf wurde bleich. Seine Knie gaben nach, er sank zu Boden und bemerkte den Zombie über sich, der den rechten Arm mit dem Messer zum tödlichen Stoß erhoben hatte.
Blut schimmerte auf der Klinge, die jeden Augenblick nach unten fahren mußte.
Da riß Frank Göpfert endlich die Haustür auf. So wuchtig, daß sie ihm aus der Hand geprellt wurde und mit der Klinke gegen die Wand schlug, bevor sie wieder zurückschwang.
Das Aufprallgeräusch hörte auch der Zombie.
Innerhalb einer winzigen Zeitspanne mußte sich sein untotes Gehirn entscheiden.
Er folgte dem Instinkt, denn er wollte das Mädchen. Das tödliche Schicksal wandte sich im letzten Augenblick von dem verletzten Ralf Göpfert ab, als sich der Zombie umdrehte und die Verfolgung der beiden jungen Menschen übernahm.
Schreckensbleich wälzte sich Ralf so hin, daß er seinen Handballen auf den Arm pressen konnte und den Blutfluß zum Stoppen brachte.
Frank und Chris flohen.
Auch das Mädchen hatte bemerkt, um was es ging. Das Monster durfte sie nicht kriegen, dann war sie verloren.
Mit gewaltigen Sätzen hetzte sie den Weg hinab, der in einigen Kurven den Hügel hinunter zur Straße führte. Die beiden blieben zusammen, wenn sie sich trennten, war es aus.
Frank kümmerte sich nicht um das aus seiner Nase fließende Blut. Er schaute sich hin und wieder um, sah den Weg zurück, doch das Monstrum folgte ihm nicht.
»Zur Polizei«, keuchte er. »Wir müssen zur Polizei!«
Chris nickte nur. Sie hatte jetzt Vorsprung, ihr trainierter Körper streckte sich, das Kleid klebte auf ihrer Haut, und nachdem sie die nächste Kurve hinter sich gelassen hatten, konnten sie bereits das hell gestrichene Tor erkennen, das nicht geschlossen war.
Frank Göpfert wollte einen Jubelschrei ausstoßen, als das Verhängnis über beide hereinbrach.
Den Weg hatte der Zombie nicht genommen. Eine satanische Schläue veranlaßte ihn, abzukürzen. Er lief quer durch den Steingarten und über die schrägen Grasflächen der Hügel.
Bis er die beiden unter sich sah.
Da stieß er sich ab.
Chris und Frank hörten über sich das urwelthafte Brüllen, der junge Göpfert riß noch seinen Kopf herum, sah die schreckliche Gestalt auf sich zufliegen, die Beine und Arme ausgebreitet hatte, und das Messer nicht losließ.
Dann erfolgte der Zusammenstoß.
Frank wußte nicht, ob er so geschrien hatte oder das Mädchen. Der Zombie jedenfalls erwischte beide.
Chris bekam einen fürchterlichen Tritt in den Rücken, der sie nach links in den Garten hineinkatapultierte, während Frank unter dem Monstrum begraben wurde.
Der Zombie war sofort wieder auf den Beinen. Ihm machte so ein gewagter Sprung nichts aus, außerdem verspürte er als nicht Lebender keine Schmerzen. Im Gegensatz zu Chris, die auf dem Boden lag und sich den Rücken hielt. Ihre Hacken hatte sie eingestemmt, den Oberkörper ein wenig hochgedrückt und die Hände darunter geschoben. Ihr Atem ging schnell und pumpend, sie war kaum mehr in der Lage, die Umwelt so recht wahrzunehmen.
Frank lag ebenfalls. Auch ihn hatte der Aufprall hart zu Boden geschleudert. Mit dem Hinterkopf war er gegen einen Stein geprallt. Schmerzen fluteten durch sein Gehirn, er stand dicht vor dem Rand einer Bewußtlosigkeit.
Der Zombie spürte genau, daß Frank Göpfert für ihn keine Gefahr mehr darstellte, so daß er sich unbesorgt um das Mädchen kümmern konnte. Auch die Kleine würde ihm keinen Widerstand mehr entgegensetzen, zudem hatte der Untote noch das Messer.
Als Christine Berger sich auf die Seite drehte, und ihre Hand gegen einen der hellen Steine stemmte, um hochzukommen, da war der Zombie plötzlich da.
Chris sah ihn, wollte schreien, doch der Ruf des Schreckens blieb in ihrer Kehle stecken, als sie die breite, leicht rötliche Messerklinge sah, die dicht vor ihrer Kehle zur Ruhe kam.
Nur um eine winzige Spanne brauchte der Zombie das Messer weiter vorzudrücken, dann war es um Chris geschehen.
Das wußte sie, und deshalb verhielt sie sich still.
Der Zombie schob seinen linken Arm vor, seine Hand traf den Körper der Frau, und seine Finger glitten wie dicke Würmer darüber hinweg, wobei ein widerliches Grinsen sein Gesicht verzog. Dann packte er zu. In Christines Aufschrei ging das Lachen des Zombies unter. Er riß das Mädchen in die Höhe, als hätte es überhaupt kein Gewicht und wäre nur eine Puppe.
Und wie eine Puppe klemmte
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