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0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls

0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls

Titel: 0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kein Lösegeld für blonde Girls
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Sie sich nicht verzählen. Gehen Sie um genau zwölf Uhr zehn Minuten durch die Grünanlagen an der Nordseite der City Hall. Gehen Sie ganz langsam. Jemand wird Ihnen die Aktentasche aus der Hand nehmen. Versuchen Sie nicht, ihm unter den Hut zu sehen oder gar ihm zu folgen. Lassen Sie auch Ihre verfluchten Detektive aus dem Spiel. Der Betreffende ist nicht allein, und Sie würden doch den kürzeren ziehen. Fahren Sie dann wieder nach Hause und warten Sie, bis Ihre Tochter kommt. Ich werde sie Ihnen sofort nach Erhalt des Geldes in einem Taxi schicken. Hüten Sie sich, Unsinn zu machen. Es wäre Kays Tod. Ich scherze nicht. Merken Sie sich das!‹
    Ich hatte Angst, Ihnen Nachricht zu geben, denn ich hatte gemerkt, daß Sie mir nicht trauen und mich bewachen lassen. Darum verließ ich mein Haus durch den Garten an der Rückfront und kam in der 72. Straße heraus. Meinen Diener Jean hatte ich instruiert, ein paarmal so durchs Zimmer zu gehen, daß ein undeutlicher Schatten auf die Übergardinen fallen mußte.
    Ich nahm mir ein Taxi und fuhr nach City Hall. Um zwölf Uhr zehn ging ich genau, wie es befohlen war, durch die Grünanlagen. Um diese Zeit war es vollkommen leer. Kein Mensch war zu sehn. Ohne daß ich vorher etwas bemerkt hatte, trat ein Mann hinter einem Busch hervor, streifte dicht an mir vorbei und nahm mir die Aktentasche aus der Hand.
    Ich gab mir keine Mühe, ihn zu erkennen, und es wäre auch gar nicht möglich gewesen. Es war zu dunkel. Ich fuhr nach Hause und hoffte, Kay bereits vorzufinden, aber sie kam nicht. Wenn der Kerl sie sofort zurückgeschickt hätte, so müßte sie längst da sein.«
    Diese Erzählung war es, die mich veranlaßte, Mr. Trace einen blutigen Idioten zu nennen.
    Er war so down, daß er sich nicht einmal gegen diese Beschimpfung wehrte.
    »Ich komme sofort zu Ihnen. Ich muß verschiedenes von Ihnen wissen«, sagte ich kurz.
    Wir rissen die Hüte vom Haken und rannten los. Schon zehn Minuten später waren wir an Ort und Stelle. Mr. Trace war vollkommen fertig.
    Er hockte in einem Stuhl und heulte wie ein altes Weib. Mit Männern, die sich vor ihrer eigenen Dusseligkeit in einen hysterischen Anfall flüchten, habe ich kein Mitleid. So gerne ich ihm zuerst gewaltig den Marsch geblasen hätte, beschränkte ich mich auf sachliche Fragen.
    Die Noten waren genau wie das vorige Mal alt und kein Wert über fünfzig Dollar gewesen.
    Der Knalleffekt war jedenfalls der, daß Kay bisher noch nicht zurückgekommen war. Gewiß, es war erst eine dreiviertel Stunde vergangen, seitdem Trace zum zweitenmal Lösegeld bezahlt hatte, aber hätte der Verbrecher. Wort gehalten, so müßte das Mädchen eigentlich schon da sein. Natürlich war es immer noch möglich, daß sie etwas später eintreffe. Man wußte ja nicht, wo der Kerl sie versteckt hielt. Wenn dieses Versteck in der äußersten Ecke von Queens oder gar in Jersey oder Staten Island lag, so konnte eine weitere Stunde vergehen.
    Ich versuchte Trace das klarzumachen, obwohl ich selbst nicht daran glaubte. Innerlich kochte ich vor Zorn über seine Dummheit. Er hätte es besser wissen müssen.
    Es hatte keinen Zweck noch länger bei ihm herumzusitzen. Wir fuhren also ins Office zurück. Wir waren beide müde und übellaunig.
    Heute, so beschlossen wir, würden wir uns die Nacht nicht um die Ohren schlagen. Wir wollten nur das Notwendigste erledigen und nach Hause gehen.
    Es kommt immer anders, als man denkt. In diesem Falle kam es sogar ganz anders. Wir hatten noch nicht einmal den Hut abgesetzt, als ich am Telefon verlangt wurde. Es war wieder Mr. Trace, und er war aufgeregt wie gewöhnlich, aber diese Aufregung war freudiger Natur.
    »Kay ist wieder da«, schrie er ins Telefon. »Sie sieht etwas schlecht und mitgenommen aus, ist aber gesund.«
    »Na also!« sagte ich mit Erleichterung.
    Der Kidnapper hatte, was ich nicht für möglich gehalten hätte, Wort gehalten.
    »Was weder die Stadtpolizei noch Sie fertigbekommen haben, das hat ein ganz junger Mann vollbracht«, antwortete er.
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Die Gangster hatten Kay in Mullberrystreet bei einem alten Verbrecherehepaar versteckt, wo sie festgehalten wurde. Das furchtbarste dabei ist, daß es mein Sohn Tony war, der sie entführte. Er lieferte sie dort ab, und sie hat ihn seitdem nicht mehr wiedergesehen. Kay war vollständig mutlos. Es war ihr zwar gesagt worden, sie werde losgelassen, sobald ich bezahlt hätte, aber sie glaubte nicht daran. Als sie heute nacht

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