0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls
mehr versprochen hatte. Er verabschiedete sich von dem anderen, winkte uns zu und deutete auf ihn. Damit er uns nicht ausrücken könnte, holte ich ihn ’ran und verfrachtete ihn nach hinten. Dann fuhr ich los, und Topsy erledigte den Rest. Wir fuhren dann nach Washington Square, er gab uns die zwei Grand und rückte ab. Der Kerl hatte Angst wie ein junger Hund, Er schlotterte einfach.«
»Und sonst wissen Sie nichts?«
Er schüttelte nur den Kopf.
»Wo habt ihr das entführte Mädchen?« fragte ich weiter.
»Weiß nichts von Mädchen.«
»Lügen Sie mich nicht an, Turvy Sie wissen es ganz genau!«
Wieder schüttelte er den Kopf, wollte etwas sagen, fuhr im Bett hoch, schluckte, keuchte, und dann sickerte Blut aus seinen Mundwinkeln. Die Schwester schrie. »Schnell, holen Sie den Arzt!«
Ich rannte nach draußen, während sie Turvy stützte. Als der Arzt eine halbe Minute später hereinkam, war es schon zu spät.
»Ein Blutsturz«, sagte er. »Sie hätten ihn nicht so lange verhören dürfen. Praktisch haben Sie den Mann auf dem Gewissen.«
»Das wird meinem Gewissen wirklich wenig ausmachen«, antwortete ich. »Die beiden Kerle haben zwei Morde gestanden, und wieviel sie außerdem noch auf dem Gewissen haben, kann ich nur ahnen.«
»Glaubst du das, was er von dem unbekannten Mann erzählt hat?« fragte ich meinen Freund.
»Ich weiß es selbst nicht«, sagte dieser. »Wenn er .die Wahrheit gesagt hat, und es klang so, dann muß ein anderer im Spiel sein. Gehen wir noch einmal zu Topsy.«
Wir konnten diese Absicht nicht verwirklichen. Der Arzt, der an diesem einen unvermuteten Todesfall genug hatte, verweigerte uns standhaft den Eintritt.
Um halb zehn waren wir im Office und durchaus nicht in bester Stimmung.
Erstens wußten wir nicht, ob Turvys Aussage stimmte, und zweitens waren wir dem eigentlichen Zweck der ganzen Aktion, nämlich Kay zu finden, um keinen Schritt näher gekommen.
Im Gegenteil, je länger ich darüber nachdachte und als ich das Tonband abspielen ließ, kam ich immer mehr zu der Überzeugung, Turvy habe nicht gelogen. Dann aber mußten wir mit einer Person rechnen, von deren Existenz wir bisher keine Ahnung gehabt hatten. Wir mußten also mit unseren Nachforschungen von vorne beginnen.
Am Nachmittag endlich durften wir im Beisein des Arztes nochmals Topsy vernehmen. Zuerst lachte er uns einfach aus, als ich ihm die Aussage seines Komplicen vorhielt, als ich dann aber das Tonband abspielen ließ, sagte er nichts weiter als:
»Der Lump!« Und dann schwieg er und war durch nichts zu veranlassen, auch nur das geringste zu sagen.
Trace hatte den ganzen Tag über nichts von sich hören lassen. Unsere Boys, die ihn unaufhörlich bewachten, hatten ihn nur zwei- oder dreimal am Fenster zu Gesicht bekommen.
Mein Jaguar stand drunten vor dem Portal, und einer unserer Bereitschaftswagen mit zwölf Kameraden war alarmbereit.
Als es um halb zehn Uhr abends zu dämmern begann, wurde ich ungeduldig. Um nicht aufzufallen, ließ ich den Jaguar stehen und fuhr nach der 73. Straße.
»Gerade hat der Diener die Übergardinen vorgezogen«, meldete mein Kollege. »Wie Sie sehen, Jerry, brennt das Licht, und ich habe ihn oder vielmehr seinen Schatten hin und her gehen sehen.«
Ich wartete selbst eine Viertelstunde und fuhr dann zurück.
Es wurde halb elf und damit Nacht, Trace war immer noch zu Hause.
***
Es schien doch so, als ob Turvy selbst im Angesicht des Todes gelogen habe. Die Kerle hatten Kay irgendwo versteckt und konnten nun ihre Absicht, nochmals eine halbe Million zu kassieren, nicht ausführen.
Selbstverständlich hatten wir ihr Zimmer im East Manhattan Hotel gründlich durchsuchen lassen, aber dort war außer einem Koffer mit Einbrecherwerkzeugen und einigen Kästchen Patronen nichts gefunden worden.
Es wurde halb zwölf und es wurde zwölf.
Immer noch nichts.
Um zwölf Uhr fünfundvierzig rasselte der Fernsprecher auf meinem Schreibtisch. Endlich, dachte ich, als ich Alger Trace sprechen hörte. Was ich aber dann vernahm, war so unerwartet und so niederschmetternd, daß ich mich nicht enthalten konnte, ihn einen blutigen Idioten zu nennen.
»Ich glaube, ich habe eine wahnsinnige Dummheit gemacht.« sagte er. »Um elf Uhr dreißig bekam ich einen Anruf:
›Sie wissen schon, wer ich bin‹, sagte der Kidnapper. ›Wenn Sie Ihre Tochter in dieser Nacht noch lebend zurücksehen wollen, so machen Sie das Folgende: Packen Sie die Dollars in eine Aktentasche und geben Sie acht, daß
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