Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
023 - Reise ohne Wiederkehr

023 - Reise ohne Wiederkehr

Titel: 023 - Reise ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
erhöhten Ausblick zu haben.
    Das Inselinnere war ein gigantischer Krater, in dessen Mitte der Vulkan in den Himmel ragte. Sie waren in einer öden Erdkuhle gelandet, die über zweitausend Meter durchmaß. Aus zahlreichen Erdspalten stieg Dunst auf, der nach Schwefel roch.
    Die Landschaft wirkte alles andere als freundlich. Matt erblickte die bleigraue Wasserfläche eines blubbernden Tümpels und kahle, von keinem Baum gekrönte Höhen.
    Rechts erstreckte sich ein Sumpf, aus dem faulige Gase aufstiegen; darüber leuchtete das melancholische Licht des allmählich hereinbrechenden Abends. Die Aussicht, sich hier zu Fuß zu bewegen, war nicht verlockend.
    Colomb und Tuman erklommen den Abhang des Kuhlenrandes und lugten, oben angekommen, durch ihre Fernrohre. Während die anderen das Gepäck ablegten und sich eine Pause gönnten, stiefelte Matt hinter den beiden her und riskierte einen Blick aufs Meer. Die Santanna lag friedlich vor Anker. Die Sonne war im Begriff unterzugehen. Kurz darauf legte sich der gespenstische zweigezackte Inselschatten über die Santanna, bis sie im Dunkel mit der See verschmolz…
    Bis die Insel vollständig von der Finsternis eingehüllt wurde und Sterne und Mond kalt vom Himmel auf sie herab glitzerten, durchquerte das Entdeckerhäuflein im Gänsemarsch den Krater. Bis sie auf etwas stießen, das Matthew niemals hier vermutet hätte: Vor ihnen erstreckte sich ein schmaler Steg aus geflochtenem Bast über den Sumpf!
    Alle blieben stehen und schauten sich um.
    Ein Steg bedeutete zwangsläufig, dass jemand ihn gebaut hatte. War diese geheimnisvolle Insel etwa bewohnt? Matt schaute sich den Steg genauer an, vermochte aber nicht zu erkennen, wann er zuletzt benutzt worden war. Der Bast war durch die Feuchtigkeit verrottet. Sie würden in weiten Abständen gehen und vor jedem Schritt prüfen müssen, ob er hielt.Das letzte Licht schwand.
    Tuman und Kuki entzündeten Laternen und schwenkten sie hin und her.
    »Vorsicht«, sagte Tuman. »Ich habe dort drüben Schlangen gesehen. Bleibt dicht beisammen. Das Feuer hält sie fern.«
    Matt lief ein Schauer über den Rücken und die debilen Brüder schauten sich mit angstvollen Mienen um. Ruley schien sich nicht vor Schlangen zu fürchten; vielleicht baute er darauf, dass die Schlangen Angst vor ihm hatten.
    Kapitaan Colomb führte die Gruppe an, als sie den Steg überquerten. Anschließend ging es ein Stück über Sandboden, bis er etwa dreißig Schritte weiter vor einem Felskegel anhielt, der aus dem nächsten Sumpfloch in die Höhe ragte.
    Ein Stöhnen drang aus Kukis Mund. Dann sahen die Anderen es auch: Glänzende Schlangenleiber schoben sich im Mondlicht über das Gestein. Es waren Dutzende, feiste Bestien mit dreieckigem Kopf, alle oberarmdick und keine kürzer als drei Meter. Sie wanden sich in greulichen Nestern durcheinander und erzeugten, indem ihre Schuppen sich in trägem Gleiten über den Stein schoben, ein widerliches Schaben.
    Jetzt setzte auch Ruley eine furchtsame Miene auf. Er wirkte nun gar nicht mehr wie der wilde Kerl, den er so gerne abgab.
    Vorsichtig, um das sich schlängelnde Viehzeug nicht aufzuscheuchen, gingen sie weiter, einen Hang hinauf, auf dem sie hoffentlich sicherer waren. Über ihnen hing der Mond und erhellte geisterhaft das Bild. Alle atmeten sie den fauligen Mief ein, der von den Sümpfen kam.
    Kuki spuckte aus. Er hielt die Laterne in der linken und einen seiner Dolche in der rechten Hand.
    »Bringen wir diese Gegend schnell hinter uns«, sagte Colomb, »und suchen einen Platz, an dem wir ein Nachtlager aufschlagen können.«
    »Was für ein schreckliches Land!«, sprach Tuman aus, was sie alle dachten, und schüttelte sich.
    Als sie zwischen übelriechenden Nebelschwaden vorsichtig einen erneuten Abhang hinab schritten, sagte Cosimus: »Ich frage mich allmählich wirklich, ob es hier etwas zu finden gibt. Was glaubt Ihr, Kapitaan?«
    »Ich weiß es nicht, werter Cosimus«, erwiderte Colomb, dem es Spaß zu machen schien, die antiken Redewendungen des jungen Mannes nachzuahmen. »Aber meint Ihr nicht auch, dass es eines wissbegierigen Menschen würdig ist, stets nachzuschauen, was sich hinter dem nächsten Hügel verbirgt?«
    »Gewiss, Kapitaan«, erwiderte Cosimus freudig. »Nur die Neugier bringt den Menschen weiter.«
    »Wohl gesprochen«, entgegnete Colomb.
    »Dann geht voran, Cosimus! Und vergesst nicht, uns vor Gefahren zu warnen.«
    Während dem jungen Gelehrten das Lächeln aus dem Gesicht fiel, tauchte

Weitere Kostenlose Bücher