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023 - Reise ohne Wiederkehr

023 - Reise ohne Wiederkehr

Titel: 023 - Reise ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Cosimus sich vernehmen, als Matt ihm das Fernrohr zurückgab und Anstalten machte, an Deck zurück zu klettern. »Seid Ihr etwa nicht guten Mutes?«
    »Offen gestanden«, entgegnete Matt, »bin ich mir nicht sicher, ob es klug ist, die Insel anzulaufen. Wie Ihr sicher aus Euren Büchern wisst, neigen Vulkane gelegentlich zu Ausbrüchen. Es ist nicht ungefährlich, sich in dieser Gegend aufzuhalten.«
    »Ach, wirklich?«, fragte Cosimus erbleichend. Matt ahnte, dass in den klugen Büchern, die sich im Besitz seiner Familie befanden, Vulkane mit keiner Silbe erwähnt wurden. Möglicherweise war der berühmte Amerikaforscher Old Shatterhand nie einem solchen begegnet.
    Matt kam gerade rechtzeitig unten an, um mitzuerleben, wie Colomb ein Beiboot mit Proviant und Wassersäcken beladen ließ. Er plante offensichtlich eine Expedition auf das Eiland zu unternehmen. Neben ihm standen Tuman, Kuki, Ruley und zwei Matrosen, deren Namen Matt nicht kannte. Doch sie schienen Brüder zu sein, denn sie einte der gleiche stupide Gesichtsausdruck. Die ungeschlachten Kerle, deren Visagen wahrlich nur eine Mutter lieben konnte, standen da, als ginge sie alles nichts an, und bohrten synchron in der Nase.
    »Du kommst auch mit«, sagte Colomb. Er deutete auf Matt.
    Matthew überlief ein Schauer. Aber gegen diese Einladung konnte er sich schlecht wehren. Also sagte er: »Ay, Kapitaan!« und hoffte, dass bei seinem Glück der letzten Wochen der Vulkan nicht ausgerechnet während ihres Aufenthalts ausbrechen würde.
    Er schaute zu Kuki hinüber, der sich erneut bekreuzigte. Was hatte der Bursche nur? Kannte er die Insel etwa?
    »Solange an der Kraftmaschine gearbeitet wird, werden wir das Eiland erforschen«, ließ Colomb sich vernehmen. »Es ist auf meinen Karten nicht verzeichnet. Und auch in den Schriften wird nirgendwo eine zerklüftete Felseninsel erwähnt, die hier mitten in der Alantasee aus dem Wasser ragt.«
    »Sie ist wohl«, sagte Matt und warf dem leise vor sich hin murmelnden Kuki einen forschenden Blick zu, »erst vor wenigen Jahrzehnten durch Vulkantätigkeit entstanden.« Colomb nickte.
    »Das glaube ich auch.« Er schenkte Matt einen verwunderten Blick. Wahrscheinlich fragte er sich, wieso ausgerechnet derjenige Matrose, der doch von der Seefahrt am wenigsten verstand, über derlei Dinge Bescheid wissen konnte.
    Matt erinnerte sich daran, dass Colomb ihn schon damals, nachdem Tuman ihn auf dem Sklavenmarkt erstand, mit forschenden Blicken gemustert hatte. Der Kapitaan hatte etwas auf dem Kasten, das stand fest. Er war auch sicherlich weit in der Welt herum gekommen. Doch hatte er nur eine Nase, oder wusste er wirklich etwas?
    Matt hatte bei einem Fluchtversuch Colombs Arbeitszimmer durchstöbert und war auf eine uralte Columbusbiografie gestoßen. [4] Seither wusste er, wo die »revolutionären Theorien« des Entdeckers herrührten. Und er ahnte, dass »Colomb« nicht der wahre Name des Mannes war. Er musste so in der Lektüre aufgegangen sein, dass er sich nach Christoph Columbus genannt hatte. Trotzdem nötigte es Matt Respekt ab, wie beharrlich Colomb der Vision folgte, auch wenn es nicht seine eigene war. Und ohne Charisma, Mut und Gewandtheit hätte er es niemals so weit gebracht.
    Tuman berief Cosimus aus dem Krähennest ab. Als der junge Mann an Deck stand, erklärte Colomb ihm, dass auch er bei der Exkursion dabei sei. Er habe seinem Oheim schließlich versprochen, jede Gelegenheit zu nutzen, ihn an schwierigen Aufgaben teilhaben zu lassen.
    Cosimus klatschte erfreut in die Hände, doch die Laute, in deren Saiten er sogleich schlug, um dem Kapitaan ein Danklied zu singen, wurde ihm von Tuman aus den Händen gerissen.
    Kurz darauf ließ Jochim das Beiboot abfieren, in dem die Expeditionsteilnehmer saßen. Tuman übernahm das Kommando. Matt, Ruley und die debilen Brüder legten sich in die Riemen und steuerten das finstere Eiland an.
    Von dieser Seite aus schien es nur aus kantigen Steilfelsen zu bestehen. Kapitaan Colomb blickte durch sein Fernrohr, untersuchte angestrengt die dreißig Meter hochragende Felswand und ließ in regelmäßigen Abständen ein skeptisches
    »Hmmm« hören, was dazu beitrug, die Spannung der Ruderer unerbittlich zu steigern. Kuki war inzwischen so bleich wie der Tod.
    Matt hätte gern gewusst, was an ihm nagte, denn das Mienenspiel des Kochs sagte ihm, dass er ganz und gar nicht wild darauf war, die Insel zu betreten.
    Schließlich machte Colomb in der Ferne etwas aus und befahl Kurs darauf

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