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023 - Reise ohne Wiederkehr

023 - Reise ohne Wiederkehr

Titel: 023 - Reise ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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zu halten.
    Wie sich zeigte, klaffte in der gewaltigen schwarzbraunen Felsenwand der Eingang zu einer Grotte. Dreihundert kräftige Schläge weiter glitt das Boot in sie hinein. Die Ruderer stemmten die Riemen ins Wasser und bremsten ab. Gespannt schauten sie sich um. Ihre Augen brauchten eine Weile, um sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Das Tageslicht brach sich im Wasser und warf tanzende Reflexe an die Wände - und auf den kleinen Geröllstrand in der linken Ecke der Grotte.
    Der unterirdische »See« war etwa zwanzig Meter lang und fünfzehn Meter breit. Tuman kletterte auf eine Ruderbank und konnte die Decke mit ausgestrecktem Arm erreichen. Im klaren blauen Wasser war jeder Stein zu erkennen. Der größte Teil des Grottenbodens war von blauem Schlingtang bewachsen, der sich wie ein Wald aus verzweifelt um Hilfe bettelnden Totenarmen in der Dünung hin und her bewegte. Helle Muscheln glitzerten dazwischen wie starre Augen. Überall krochen Krebse in allen Formen, Farben und Größen herum, und kleine bleiche Fische huschten umher.
    »Wir legen an«, entschied Kapitaan Colomb.
    »Bei Wudan«, sagte Cosimus, »ich habe in meinem Leben schon Manches gesehen, aber so etwas wie das hier noch nie.«
    Der Kiel des Beibootes knirschte über Gestein. Kuki und Tuman sprangen hinaus, stapften mit hohen Schaftstiefeln durchs Wasser und zogen das Boot auf den Strand. Cosimus folgte ihnen; er warf vorsichtige Blicke um sich, als befürchte er eine Attacke durch Seeungeheuer.
    Dann kamen Matt, Colomb und die drei Matrosen.
    Als sie auf dem Trockenen standen, unterzogen sie die Grotte einer eingehenden Untersuchung, ohne irgendetwas Auffälliges zu entdecken. Die Felsen waren glattgewaschen und wiesen keine Vorsprünge oder Nischen auf.
    Die Decke war leicht gewölbt. Hier und da wuchs in einer Ritze eine kümmerliches Pflänzchen.
    »Was glaubst, du hier zu finden, Kapitaan?«, fragte Kuki. Er wirkte, seinem Rang ungemäß, recht ungeduldig.
    »Ich kann beim besten Willen nichts entdecken, was an diesem Gestein von Wert ist!«
    »Wer weiß, was sich hier findet«, sagte Cosimus und schaute sich höchst interessiert um. »Mir steht der Sinn ohnehin nicht nach Reichtümern - das Wissen ist es, was zählt! Nicht wahr, mein lieber Matthew?«
    »Ja, sicher«, sagte Matt. Er nahm sich vor, Kuki bei nächster Gelegenheit beiseite zu nehmen und auszuquetschen, warum er sich so eigenartig verhielt. Der alte Knabe wirkte allmählich wie ein Nervenbündel auf ihn: Er befingerte nahezu pausenlos die langen Messer an seinem Gürtel.
    Witterte er irgendwelche Gefahren? Und wenn ja, welche?
    »Wenn wir einen Schatz fänden«, ließ Cosimus sich vernehmen, »wäre es aber auch nicht schlecht. Mein Oheim würde es gewiss zu schätzen wissen, wenn wir mehr zurückbrächten als nur seine Investition und den Ruhm des Entdeckers.«
    »Ja, sicher«, seufzte Matt.
    Er fragte sich, ob es nicht allmählich an der Zeit war, Cosimus zum Schweigen zu bringen oder ihm eine Aufgabe zuzuweisen, die ihn beschäftigt hielt.
    Dass der junge Mann kein Trottel war, erwies sich kurz darauf, als er wagemutig in den hinteren Teil der Grotte vorstieß.
    »Heureka!«
    Tuman, Colomb, Kuki und die Matrosen zückten sofort ihre Klingen. Ihre Reaktion lag natürlich darin begründet, dass sie keinen Schimmer hatten, was Cosimus' Ausruf zu bedeuten hatte.
    Vermutlich hielten sie »Heureka« für die Bezeichnung eines schrecklichen Monstrums.
    Matt ahnte hingegen sofort, dass der junge Mann eine Entdeckung gemacht hatte. Und da er als erster bei ihm war, hatte er auch das Privileg, sie als erster zu schauen. Es war ein schmaler, leicht ansteigender Gang, der offenbar ins Freie führte, denn an seinem Ende schien das Licht der Sonne.
    »Super, Cosimus«, sagte Matt mit ironischem Klang und klopfte ihm auf die Schulter. »Der Weg ins Licht. Old Shatterhand wäre stolz auf dich.«
    ***
    Colomb bellte ein Kommando, und die Expedition setzte sich erneut in Bewegung. Ruley und die debilen Brüder schleppten den Proviant und die Wassersäcke, was ihnen entschieden gegen den Strich ging, denn sie waren daran gewöhnt, dass für derlei niedere Arbeiten der Schiffsjunge zuständig war.
    Der Gang war zu ihrer Erleichterung nur etwa sechzig Schritte lang. Als sie sein Ende erreichten, fanden sie sich in einer merkwürdigen Landschaft wieder.
    Kuki schüttelte sich, als er ins Freie trat. Matt ließ seinen Blick schweifen. Cosimus eilte sofort zu einem Felsen, um einen

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