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023 - Reise ohne Wiederkehr

023 - Reise ohne Wiederkehr

Titel: 023 - Reise ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Er schüttelte sich.
    »Ich glaube, hier wohnt niemand mehr«, sagte Colomb, der sich zu ihnen gesellte. »Oder seht ihr irgendwo Licht?« Die Logik seiner Worte war nicht von der Hand zu weisen.
    Vorausgesetzt, die Bewohner der Festung hatten die Lichter nicht gelöscht.
    Tuman und Colomb zückten ihre Säbel und schritten mutig voran. Matt und Kuki schlossen sich ihnen an, dann folgten der leise vor sich hin murmelnde Cosimus und die Matrosen.Das Tor wurde von Nebelschwaden umhüllt. Es stand weit offen. Dahinter erstreckte sich ein Hof, von dem man trotz der Laternen, die die Entdecker hoch empor hoben, kaum etwas erkannte. Der Boden war gepflastert. Zwischen den Steinen wuchsen hohe Stachelpflanzen, die ihnen beim Vorübergehen in die Beinkleider pieksten.
    Nachdem sie sich eine Weile auf dem Hof umgesehen hatten, entdeckte Colomb eine metallene Tür, die ins Hauptgebäude führte. Er machte sich nicht die Mühe anzuklopfen, sondern trat sie mit einem schwungvollem Stiefeltritt auf, dass es krachte und der Flugrost staubte. Der Lärm war so laut, dass alle erschreckt verharrten und sich umschauten.
    Wenn die Festung wirklich bewohnt war, mussten die Bewohner spätestens jetzt auf den ungebetenen Besuch reagieren.
    Doch kein Laut war zu hören außer dem verhaltenen Atmen der Eindringlinge. Als sich auch eine Minute später noch nichts gerührt hatte, sagte Colomb: »Na also, der alte Kasten ist verlassen!«
    Er ging beherzt weiter. Tuman wandte sich an der Tür um und befahl den drei Matrosen, am Eingang Wache zu halten. Diesem Wunsch kamen sie gern nach, denn sie hatten keine Lust, sich bei dieser Beleuchtung in ein Gemäuer vorzuwagen, dessen Anblick allein ihnen schon Angst einjagte.
    Matt und Cosimus schlossen auf und folgten Kuki, der ihnen mit der Laterne leuchtete. Nachdem sie einen kurzen Gang durchquert hatten, betraten sie eine kahle Vorhalle und schauten sich um. Türen gingen nach allen Seiten ab. Eine führte in eine Art Salon, auf dessen Boden zentimeterhoch der Staub lag. Die Möbel aus Tonerde, Leder und Bast wirkten brüchig.
    »Wo sind wir nur?«, fragte Cosimus. »Und wieso ist hier niemand?«
    »Diese Insel ist verflucht«, sagte Kuki plötzlich und trat vor.
    Er drehte sich im Kreis und leuchtete in alle Ecken.
    »Ich glaube, ich war schon mal hier… Früher, als ich mit der Schwarzen Natter gefahren bin.«
    »Mit der Schwarzen Natter?«, fragte Tuman, seufzte und verdrehte die Augen.
    »Erzähl mir mehr«, sagte Colomb und musterte den Koch interessiert. Der Kapitaan war der Einzige an Bord, den Kuki noch nicht mit seinen Geschichten gemartert hatte. Bis jetzt. »Hat dieser Mann wirklich gelebt?«
    »Und ob«, sagte Kuki. Er holte weit aus. Während Kuki den Kapitaan und den Ersten Lytnant der Santanna wortgewandt über seine atemberaubende Lebensgeschichte ins Bild setzte, folgte Matt dem Gelehrten Cosimus, der Tumans Laterne übernommen hatte, ans Ende des Raumes. Dort traten sie durch eine Stahltür, hinter der ein weiteres Zimmer lag. Ein Geruch stieg in Matts Nase, der ihn an seine Jugend und zahlreiche verbrachte Stunden in der Stadtbibliothek seiner Heimatstadt Riverside erinnerte. Es roch nach altem Papier.
    Die beiden durchquerten den Raum in dem mageren Licht, das Tumans Laterne ihnen spendete, und kamen an einem langen Tisch und zwölf Stühlen vorbei. Nebenher entdeckten sie noch einen längst erkalteten Kamin, Stapel von Dungballen und diverses Gerumpel.
    Am Ende des Raumes sog Cosimus plötzlich scharf die Luft ein und deutete aufgeregt auf die mehrheitlich im Dunkeln liegende Wand. Matt eilte sofort zu ihm hin.
    Er hatte es geahnt. Es war eine Bibliothek!
    »Eine Biblotek!«, rief auch Cosimus aus und leuchtete die verstaubte, nach verrottetem Papier riechende Regalwand ab. »Tatsächlich eine Biblotek! Schätze uralten Wissens!« Er war völlig aus dem Häuschen.
    Das Regal aus geschichteten Steinplatten nahm fünf Meter der Wand ein, und Matts staunendes Auge erblickte Tausende von Büchern, die dicht aneinander gereiht standen. Es waren fast ausschließlich Taschenbücher, deren Rücken auf amerikanische oder britische Autoren seiner Zeit hinwiesen. Als er die Hand ausstreckte und nach einem der Bände griff, schrie Cosimus entsetzt: »Ich bitte Euch, seid vorsichtig, mein lieber Freund! Sie könnten auseinander fallen!«
    Womit er Recht hatte. Das Buch in Matts Hand fühlte sich spröde und leicht an. Alle Feuchtigkeit war längst daraus gewichen, und wenn er den Druck

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