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023 - Reise ohne Wiederkehr

023 - Reise ohne Wiederkehr

Titel: 023 - Reise ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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ihnen. Er hob sein Fernrohr ans Auge und schaute voraus. »Tatsächlich!«, flüsterte er dann, mehr zu sich selbst. »Das muss die Santanna sein! Sie liegt vor der Südküste vor Anker.« Einen Augenblick verharrte er noch in dieser Stellung, dann fuhr er herum. »Löscht alle Lampen an Bord, schnell!«, befahl er.
    »Rudermann, zwei Strich Steuerbord! Wir fahren einen Bogen. Die Santanna darf uns nicht sehen!« Dann wandte er sich an Pieroo, der neben ihn getreten war. »Was für ein unglaublicher Zufall, dass Colomb ebenfalls auf die Insel gestoßen ist. Und welch glückliche Fügung für uns! So können wir ihn überraschen und einen Teil seiner Männer schon an Land töten!«
    Pieroo schauderte ob solcher Kaltblütigkeit, in diesem Zusammenhang von Glück zu sprechen.
    Delleray winkte den Ersten Lytnant heran.
    »Gleich sind wir nahe genug«, sagte er. »Sag Schlitzer Bescheid. Er soll sich zum Ausbooten bereit machen. Gib ihm neun Mann mit Armbrüsten und Schwertern mit!«
    »Ay, Kapitaan!« Der Erste Lytnant verschwand von der Brücke. Delleray rieb sich die Hände. »Wir nehmen sie in die Zange«, sagte er. »Sobald sie an Land sind, umrunden wir die Insel und greifen im Schutz der Dunkelheit an.« Er wandte sich an den Steuermann, der mit stoischer Miene am Ruder stand. »Vorsicht bei der Einfahrt in die Bucht! Pass auf den großen Felsen da vorn auf!«
    Er sprach schnell, wirkte irgendwie berauscht, als hätte er sich in seiner Kabine am Vino gelabt. Sein Gesicht rotfleckig, als litte er an einem Ausschlag. Es war jedoch nur Erregung. Blutdurst. Pieroo nahm mit Unbehagen wahr, dass die Augen seines Herrn gläsern waren. Dellerays Hände zitterten.
    »Bevor die Sonne aufgeht, habe ich sie aus dem Feld geschlagen«, murmelte er mit einem diabolischen Grinsen. Dellerays weiße Mähne wehte in der Brise. »Meeraka gehört mir! Mir! Keinem anderen ! In wenigen Tagen werden wir es sehen, das wunderbare Land, das nur darauf wartet, erobert zu werden…«
    Pieroo fragte sich schon seit Tagen, ob sein Herr überhaupt bei Sinnen war. Die anderen kümmerte sein sonderbares Verhalten nicht. Sie waren es nicht gewohnt, Fragen zu stellen.
    Als Delleray an die Reling trat, steuerte die Krahac die Einfahrt an. Die Felsen, die zu beiden Seiten in die Höhe ragten, waren mindestens dreihundert Ellen hoch und lagen hundert Ellen auseinander. Die seichte Bucht, die sich vor ihnen öffnete, endete an einem Ufer, das von dichtem Gestrüpp bewachsen war.
    Schlitzer und seine Mannen ließen sich in einem Ruderboot abfieren. Auch sie hatte die Erregung auf den bevorstehenden Kampf gepackt. Der Kapitaan hatte ihnen fette Beute versprochen, denn es war anzunehmen, dass der Eigner der Santanna und seine Offiziere sich bei einem Angriff mit sämtlichen Wertgegenständen, die auf dem anderen Schiff lagerten, an Land flüchteten.
    »Kein Pardon«, rasselte Delleray. »Jeder, den ihr an Land trefft, wird niedergemacht, auch wenn er die weiße Fahne schwenkt.« Er griff so plötzlich nach Schlitzers Ärmel, dass dieser beinahe aus dem schon halb abgefierten Boot ins Wasser gestürzt wäre. »Das gilt auch für jene, die behaupten, in meinem Sold zu stehen.«
    »Aber…«, setzte Schlitzer an.
    »Nichts aber!«, fuhr ihm Delleray dazwischen. »Seid nicht dumm. So bleibt mehr für euch von der Beute! Und wer umgibt sich schon gern mit Verrätern?«
    »Aye, Kapitaan.«
    Pieroo überlief ein Schauer. Es befanden sich also Verräter an Bord des anderen Schiffes, vermutlich Saboteure. Ein körperliches Unbehagen ergriff ihn, das schlimmer war als jedes zuvor. Delleray ging wahrlich über Leichen. Menschen waren ihm nichts wert. Nicht einmal die, die in seinem Sold standen und den Hals für ihn riskierten. Welch abgrundtiefe Verschlagenheit!
    Schlitzer verschwand mit seinem Kommando unter ihm in der Finsternis. Kurz darauf vernahm Pieroo das Klatschen der Riemen im Wasser. Das Beiboot hatte abgelegt. Die Takelage der Krahac knirschte und knarzte. Delleray packte den Arm seines Persönlichen Wachmanns und zog ihn mit zum Ruderhaus, wo das Licht zweier einsamer Laternen sein Gesicht in einen gespenstischen Schein tauchte.
    »Hör zu, Pieroo… Es werden keine Gefangenen gemacht. Sie könnten später in Britana gegen uns aussagen und meinen Ruhm zunichte machen.«
    Ich bin Bestandteil eines Mordkomplotts, dachte Pieroo fassungslos. Ich bin verdammt. Am liebsten hätte er seinem Herrn die Faust auf die Nase gesetzt, aber ihm war klar, dass er es

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