023 - Reise ohne Wiederkehr
transportieren?«, unterbrach ihn Kuki mit einem bösen Seitenblick. Man konnte doch dem Kapitaan nicht widersprechen! »Bücher sind schwer! Und es sind sehr viele!«
»Schau nach, ob du irgendwo Tragkörbe findest«, sagte Colomb. »Und hol die drei Matrosen, die draußen warten. Sie sollen dir bei der Suche helfen.« Er schaute Matt an. »Du bleibst hier und organisierst den Abtransport.«
Er winkte Tuman und Cosimus zu. »Kommt mit, ihr beiden. Wir werden auch die restlichen Räume erforschen. Vielleicht finden, wir weitere Schätze.«
Matt ließ ihn kopfschüttelnd ziehen. Wenn Colomb sein Wissen aus trivialer Literatur ziehen wollte - bitte, sollte er doch. Immerhin waren ein paar Klassiker dabei. Vielleicht sogar die gesammelten Werke von Jules Verne.
Obwohl dann zu befürchten war, dass Colombs nächste Reise 20.000 Meilen unter den Meeren oder gleich zum Mond stattfand…
***
Nachdem mich die feige Brut, die sich meine Mannschaft nennt, auf diesem Eiland allein zurückgelassen und die Flucht ergriffen hat, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich auf mein taktisches Genie zu besinnen, um in mein geliebtes Fraace zurückzukehren.
Die Guule, die die Insel erobert haben und meine Gastgeber seit zahllosen Monden belagern, sind vor Hunger fast wahnsinnig, sodass sich alle meine Versuche, von den Türmen der Festung herab mit ihnen zu verhandeln, als fruchtlos erwiesen haben. Obwohl ich ihre knurrende Sprache recht gut verstehe, da sie wie ich aus Fraace stammen, scheinen sie auch in mir nur Nahrung zu sehen. Ich kann von großem Glück reden, dass es mir gelungen ist, mich nach dem Tod etlicher meiner Männer zur Festung durchzuwinden wie die Schlange, die ich im Wappen führe.
Die Menschen, die seit vielen Generationen auf dieser Insel leben, bezeichnen sich als Turists und stammen von einstigen Bewohnern Britanas ab. Wie ich erfahren habe, befanden sich ihre Ahnen während der Großen Katastrophe mit einem Schiff namens
»Quee'lisbes II« auf einer »Kroyzfart« (ein Ausdruck, der mir nicht geläufig ist) und hielten sich in einer Gegend auf, die man »Karybik« nennt.
Auf der Rückreise nach Euree sahen sie, wie Kristofluu das Firmament rot färbte. Kurz darauf wurde ihr Schiff von einer gewaltigen Flutwelle und einem heißen Höllensturm ergriffen und weit ans Ufer dieses dem Meere entstiegenen Eilands geschleudert, das sie also nicht mehr verlassen konnten. Allen Unbilden zum Trotz haben die Überlebenden des Unglücks den Mut jedoch nicht verloren, sondern das Schiff ausgeschlachtet und sich hier eingerichtet.
Ihr Wissen ist groß, denn sie versorgen sich seit vielen Generationen selbst. Sie bestellten die Insel mit den Pflanzen von Bord ihres Schiffes, und sie haben alle Künste und handwerklichen Fertigkeiten ihrer Ahnen am Leben erhalten.
Auch besitzen sie zahllose gut erhaltene Bücher, die von Bord des Schiffes stammen. Aufgrund ihrer großen Belesenheit wissen sie unzählige Dinge. So berichteten sie mir von einer riesigen Landmasse im Westen, die Merica heißt. Dort gibt es eine Stadt namens
»Nuu'ork« mit Häusern so hoch, dass sie an den Wolken kratzen. Die dort lebenden Menschen können sich auf keine Sprache einigen, sodass jeder seine eigene spricht. Aber dorthin' zurück oder in ihre Heimat konnten die Turists nie gelangen, da es nicht genügend Bäume auf dieser Insel gibt, um ein neues Schiff zu bauen.
Stünden die Guule nicht vor unseren Toren, ließe sich auf dieser Insel wunderbar leben. An Nahrung herrscht kein Mangel, auch wenn die Turists vorwiegend von Fisch und Gemüse leben. Eine wunderbare Erfindung, ein Haus fast nur aus Glas gebaut, entledigt sie aller Sorgen, denn darunter wachsen viele Köstlichkeiten das ganze Jahr über.
Doch nun sehe ich Licht am Horizont! So erschreckend der Angriff der menschenfressenden Ungeheuer auch ist, so trägt er doch auch etwas Gutes in sich: Die Guule haben ein Schiff! Wir müssen uns dem Kampf stellen und diese Wesen besiegen, dann ist der Fluchtweg von diesem Eiland endlich frei…
***
Während die Matrosen unter Kukis Anleitung damit beschäftigt waren, die Taschenbücher aus den Regalen zu nehmen und auf am Boden liegende Vorhangstoffe zu stapeln, die sie von irgendwelchen Fenstern gerissen hatten, fuhr Matts Blick fasziniert über die winzigen Buchstaben, mit denen der Chronist die Räume zwischen den gedruckten Zeilen des Romans Martin Eden bedeckt hatte. Papier war auch in Euree knapp, doch auf dieser Insel hatte sich
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