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023 - Reise ohne Wiederkehr

023 - Reise ohne Wiederkehr

Titel: 023 - Reise ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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jemand zu helfen gewusst.
    Matt glaubte inzwischen auch zu wissen, wer der Verfasser dieser Zeilen gewesen war: Die Schwarze Natter.
    Die Indizien waren ziemlich eindeutig. Sollte er Kuki von seiner Vermutung berichten?
    Lieber nicht. Es war sicher besser, seine Erinnerungen an diesen Kerl nicht zu wecken; die Insel allein flößte seinem Freund schon genügend Grauen ein.
    Matts Blick schweifte kurz über den Rest der Bibliothek und er fragte sich, ob auch die anderen Taschenbücher Aufzeichnungen dieser Art enthielten. Falls auch die Ahnen der
    »Turists« Tagebuch geführt hatten, erfuhr er vielleicht, was der Aufprall des Kometen auf die Erde bei jenen Menschen bewirkt hatte, die die Katastrophe miterlebten. Ja es bestand sogar die Möglichkeit, dass diese Taschenbücher die komplette Geschichtsschreibung der letzten fünfhundert Jahre enthielten - freilich nur auf die Vulkaninsel beschränkt.
    Matt nahm die anderen Jack-London-Bände aus dem Regal, stapelte sie auf den staubigen Steintisch und schaute sie sich an. Und tatsächlich: Fast überall stieß er zwischen den Zeilen auf die Handschrift der Schwarzen Natter.
    Da er aber keine Ahnung hatte, wie viel Zeit ihm noch blieb, all das in sich aufzunehmen, überflog er die Seiten nur. Dennoch erfuhr er vieles über den Charakter und die Pläne der Schwarzen Natter, die schließlich darin gipfelten, die abscheulichen Belagerer, mit denen Matt selbst schon in Berührung gekommen war, [5] mit vergifteten Fischködem zu überlisten.
    Es schien ihnen tatsächlich gelungen zu sein, die Vulkaninsel mit dem Schiff der Guule zu verlassen; ansonsten wäre die Insel nicht verlassen gewesen.
    Hinter Matt ertönte plötzlich ein Hüsteln. Er drehte sich um. Colomb war hinter ihm aufgetaucht und musterte ihn, noch immer eine Mischung aus Interesse, Argwohn und Neugierde im Blick.
    Matts schluckte unwillkürlich. Der Blick des Kapitaans schien ihn zu durchdringen. Colomb steckte sich eine Kiffette an und beobachtete die Matrosen, die den vermeintlichen Schatz in die Vorhänge schlugen und selbige anschließend zusammen knoteten. Der spröde Stoff riss an vielen Stellen ein; Bücher purzelten heraus und zerbrachen am Boden.
    Offenbar wurde Colomb spätestens in diesem Moment klar, dass ihre kleine Gruppe keine Chance hatte, sämtliche Bücher zu bergen, denn er schritt vor dem Regal auf und ab.
    »Du bist ein kluger Bursche«, sagte er zu Matt. »Man sieht es daran, dass du in vielen Sprachen bewandert bist und dich gewählt auszudrücken vermagst.«
    »Wenn Ihr meint, Kapitaan«, sagte Matt nur. Er spitzte die Ohren. Er ahnte, dass Colomb etwas auf dem Herzen hatte. Etwas, das nur er, Matthew Drax, erledigen konnte.
    »Kluge Burschen wissen vielleicht auf den ersten Blick zu unterscheiden, welche Bücher es wert sind, geborgen zu werden und welche nicht«, fuhr Colomb fort. Sein Blick heftete sich auf Matts Stirn. »Ich würde auf alle Fälle die Blauen hier mitnehmen«, sagte Matt und deutete auf den Stapel, den er auf den Tisch geschichtet hat. »Sie enthalten die Aufzeichnungen eines Menschen, der hier gelebt hat.«
    »Wer bist du?«, fragte Colomb unerwartet.
    »Wer ich bin, Kapitaan?« Matt runzelte die Stirn und schaute Colomb an. Die Miene des Kapitaans zeigte keine Regung, aber dennoch wusste er, dass es hinter seiner Stirn heftig arbeitete.
    »Der brave Cosimus gilt als Gelehrter«, fuhr Colomb fort, »doch ist er nur ein gutmütiger und ahnungsloser Trottel. Du giltst zwar nicht als Gelehrter, aber du weißt mehr als du sagst.« Er schob sich die Kiffette in den Mund und spitzte die Lippen. »Wie war noch gleich dein Name?«
    »Commander Matthew Drax. Aber man nennt mich Maddrax.«
    »Bist du von hoher Geburt, Maddrax?«
    »Nein.« Matt schüttelte den Kopf. Aber ich habe mich, wie schon mein alter Herr, immer in großen Höhen aufgehalten.
    Colomb gab nicht auf. »Woher kommst du also? Du sprichst zwar unsere Sprache, aber du betonst sie anders.«
    Matt schluckte. Wenn er gestand, woher er kam… würde Colomb ihn für einen Wichtigtuer halten, für einen Spinner oder für jemanden, der ihm den Ruhm des Entdeckers wegschnappen konnte? Wie sollte er erklären, dass seine Heimat in den Vereinigten Staaten von Amerika lag, wo doch seit der Kometenkatastrophe kein Schiff aus Meeraka mehr in einem eureeischen Hafen angelegt hatte?
    Ich bin mit einem Donnervogel herge- kommen, Kapitaan. Aber jetzt gibt es keine mehr. Der Letzte wurde vor… fünfhundert Jahren

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