0230 - Dr. Tods Rache
aus, die Bewegung kam von unten.
Unterhalb dieser geschmolzenen und auf dem Wasser treibenden Masse mußte sich etwas abspielen.
Die Vampirin wußte nicht, was es war. Sie wollte auf Nummer Sicher gehen, bewegte die Schultern, und wie von selbst glitt die Maschinenpistole über den Schulterbogen an ihrem Arm entlang nach unten. Dann hielt sie die Waffe in der Hand, senkte die Mündung und zielte auf die sich bewegende Masse.
Sie wurde durchbrochen.
Plötzlich stieß eine Hand daraus hervor. Auch grünlich schimmernd, doch sehr schnell wieder die alte Farbe zeigend, da das Zeug an der Hand entlangrann.
Eine milchig schimmernde Klaue kam zum Vorschein. Lady X lächelte plötzlich. Sie zog ihre Lippen so weit in die Breite, daß die Vampirzähne sichtbar wurden.
Dann flüsterte sie nur einen Namen.
»Xorron!«
***
Er war es tatsächlich!
Der Herr der Zombies und Untoten hatte also überlebt. Wie Lady X es sich dachte. So leicht konnte man Xorron nicht vernichten. Er war ein Wesen, das man schon fast als unbesiegbar bezeichnen konnte. Dem Feuer, Säure, Kugeln und Granaten nichts ausmachten, weil er aus einem Material bestand, das es wohl auf dieser Erde nicht gab. Unter dieser grünen Masse hatte er sich verborgen gehabt, und er mußte geahnt haben, daß er Besuch bekommen hatte, sonst wäre er wohl nicht an die Oberfläche getaucht.
Mehrmals hintereinander flüsterte Lady X Xorrons Namen. Und sie hoffte, daß er sogar noch mehr gerettet hatte, als nur sich selbst.
Vielleicht auch den Würfel des Unheils — oder Dr. Tod…
»Komm«, sagte sie, »komm endlich, wir warten auf dich, Xorron.«
Als hätte das Monster die Worte verstanden, so bewegte es sich dem Ufer zu, und er zeigte mehr von sich, als nur seine Hand oder einen Teil des Arms.
Auch die Schulter erschien und dann der Kopf.
Über die milchige Haut liefen die dicken, grünen Schlieren. Sie sahen aus wie Leim, der auf der glatten Haut sehr schnell seinen Weg nach unten fand.
Xorron öffnete das Maul. Mund konnte man dazu nicht sagen.
Lady X starrte auf seine metallisch glänzenden Zahnreihen, mit denen er fast alles zerreißen konnte. Menschen hatten keine Chance…
Er mußte Grund unter den Füßen spüren. Am Verlauf der Wellen erkannte Lady X, daß er über den Grund schritt und sich immer mehr dem Ufer näherte. Dabei hielt er den linken Arm seltsam verkrampft und nach hinten gedrückt, so, als würde er irgend etwas hinter sich herziehen. Natürlich dachte die Scott sofort an den Würfel, und sie hoffte inständig, sich nicht getäuscht zu haben.
Xorron stand am Ufer. Mit der rechten Hand stützte er sich ab, bückte sich und zog dann auch den linken Arm aus dem Wasser.
Nein, den Würfel des Unheils brachte er nicht ans Ufer. Aber etwas anderes, eine Leiche.
Es war Solo Morasso!
***
»Nein!« flüsterte Lady X, als sie dies sah. Sie schüttelte sogar den Kopf, wollte das Bild irgendwie wegwischen, aber es war eine Tatsache und blieb.
Xorron hatte Dr. Tod gerettet — aber wie sah er aus! Furchtbar!
Die Piranhas hatten schrecklich gewütet. Dr. Tod war kaum zu erkennen. Die linke Seite war ein Opfer der rasiermesserscharfen Zähne geworden. Die Fische mußten sich in einem Anfall von Wahn auf ihn gestürzt haben, aber sie hatten nur seine linke Seite zerstört. Vielleicht kam es daher, daß Xorron Dr. Tod nachgesprungen war und versucht hatte, ihn zu retten. Unbewußt hatte das Monster dann die rechte Seite des Solo Morasso geschützt. Egal, wie es auch war, überleben konnte so etwas niemand.
Obwohl Dr. Tod kein Mensch gewesen war, sondern ein Mensch-Dämon. Vielleicht…
Lady X dachte nicht mehr weiter. Sie schaute zu, wie Xorron seinen Herrn an Land schleifte. Plötzlich wurden die Augen der Blutsaugerin groß. Sie erkannte den Würfel. Im Todeskampf hatte Dr. Tod seinen Arm um den Würfel des Unheils gekrallt und ihn festgehalten. Den Zähnen der Fische hatte der Würfel ebenfalls widerstanden, so daß er völlig normal aussah und keinen Kratzer aufwies.
Xorron legte Dr. Tod zu Boden, richtete sich auf und starrte auf die Schreckensgestalt.
Lady X und Vampiro-del-mar hatten ihre Blicke ebenfalls gesenkt.
Niemand sprach ein Wort, aber vielleicht dachten sie an die Mordliga und deren Zerstörung. Mit dem Ableben ihres Führers hatte sie ihr Ende gefunden.
Die Trennung lief fast kerzengerade durch Solo Morassos Körpermitte. Die Kleidung war ebenso zerfetzt worden wie die Haut. Abgenagt, so daß nur die bleichen Knochen zu
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