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0230 - Im Land der Unheils

0230 - Im Land der Unheils

Titel: 0230 - Im Land der Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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kraftvollen Bewegung und schlug mit aller Gewalt zu. Der geschliffene Stahl krachte auf die häßliche Reptilienschnauze des Sauriers herunter und bohrte sich tief in Fleisch und Knochen. Ein gellender, krächzender Schrei zerriß die Luft. Das Monster warf den Kopf in den Nacken, schlug, blind vor Schmerz, mit den winzigen Greifarmen um sich und begrub Fleming unter seinen gigantischen Füßen. Der Amerikaner stieß einen fürchterlichen Schrei aus und war dann still.
    »Nein!« keuchte Nicole. »Nicht… nicht das.« Sie war - ebenso wie Zamorra - stehengeblieben und starrte aus ungläubig aufgerissenen Augen auf das grausige Schauspiel. Sie wußten, daß sie Bill nicht mehr helfen konnten, aber sie waren trotzdem unfähig, sich zu rühren.
    Zamorra sah erst auf, als er das Geräusch schwerer Schritte hinter sich hörte und ihn eine Hand an der Schulter berührte.
    Es war der Magier. »Worauf warten Sie?« keuchte er. Sein Atem ging schnell, und sein Blick irrte immer wieder angstvoll zu der schuppigen Echse hinüber, die reglos über ihrem Opfer stand und ernsthaft zu überlegen schien, ob sie sich mit diesem einen begnügen oder sich die drei anderen Bissen auch noch schnappen sollte. »Bis sie Sie auch noch tötet! Kommen Sie! Sie können Ihrem Freund nicht mehr helfen!«
    Zamorra und Nicole folgten dem Alten wie in Trance. Zamorra sah kaum noch, wohin er ging. Vor seinen Augen lief immer wieder diese einzige, schreckliche Szene ab, das Bild, das er nie in seinem Leben würde vergessen können: Bill, der sich in den sicheren Tod gestürzt hatte, um Nicole und ihn zu retten.
    Geopfert…
    Das Wort echote ein paarmal hinter seiner Stirn. Aber es hatte plötzlich nichts Heldenhaftes oder Ehrenvolles mehr an sich, sondern klang nur noch bitter und voller Trauer.
    Sie liefen den Gang hinunter, durchquerten eine zweite, leere Halle und liefen eine endlos lange, gewundene Treppe hinunter. Erst dann blieb ihr Führer stehen.
    »Wir sind außer Gefahr«, erklärte er schweratmend. »Bis hierhin kann sie uns nicht folgen.«
    Nicole brach neben ihm in die Knie, verbarg das Gesicht zwischen den Händen und begann hemmungslos und von schmerzaften Krämpfen geschüttelt zu weinen. »Bill«, wimmerte sie immer wieder. »Mein Gott, Bill.«
    Auch Zamorra kämpfte einen Moment lang gegen die Tränen. Bill war sein Freund gewesen, vielleicht der beste Freund, den er jemals gehabt hatte. Und jetzt war er tot. Gestorben in einem Kampf, von dem sie nicht einmal wußten, gegen wen sie ihn eigentlich kämpften. Sein Bewußtsein weigerte sich einfach, den Gedanken zu akzeptieren.
    »Ich kann mir vorstellen, was in Ihnen vorgeht«, erklärte der Magier. Seine Stimme hatte ihren befehlenden Klang wieder verloren und war nun überraschend sanft. Für einen kurzen Moment glaubte Zamorra sogar so etwas wie Mitgefühl darin zu hören.
    »Aber es mußte sein«, fuhr er fort. »Er war der Schwächste von euch.«
    Die Worte sickerten nur langsam in Zamorras Bewußtsein ein. Er schluckte ein paarmal, drehte sich dann mit erzwungen langsamen Bewegungen um und starrte den Alten fassungslos an. »Sie… Sie haben…«
    »Sie fordert ein Opfer«, sagte der Alte ungerührt. »Niemand kann das Schwert der Macht an sich nehmen, ohne dafür zu bezahlen.«
    Nicoles Kopf flog mit einem Ruck in den Nacken. Ein halblauter, kaum noch menschlich klingender Schrei kam über ihre Lippen.
    »Sie haben es gewußt?« keuchte Zamorra. »Sie wußten, daß einer von uns sterben würde, wenn ich dieses Schwert aufhebe?«
    »Ja. Das ist der Preis, der dafür gezahlt werden muß. Aber ohne diese Waffe hätte keiner von euch eine Chance. Einer für alle, das ist das Gesetz hier unten. Die Kette reißt am schwächsten Glied der Kette.«
    »Hören Sie auf!« keuchte Zamorra.
    Aber der Alte sprach ungerührt weiter. »Ihr Freund war schon tot, als er sein Augenlicht verlor«, sagte er. »Niemand, der nicht wirklich im Vollbesitz seiner Kräfte ist, kann hier unten überleben. Er hätte Sie in Gefahr gebracht. So hat sein Tod wenigstens noch einen Sinn gehabt. Sie haben die Waffe.«
    »Hören Sie auf!« sagte Zamorra noch einmal. Er hatte Mühe, seine Stimme unter Kontrolle zu behalten, und für einen Moment mußte er mit aller Macht gegen das Verlangen ankämpfen, sich einfach auf den Alten zu stürzen.
    »Sie geben mir die Schuld an seinem Tod«, fuhr der Magier ruhig fort. »Das ist verständlich. Aber ich habe ihn nicht hierhergebracht, vergessen Sie das nicht. Ich hätte

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