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0230 - Im Land der Unheils

0230 - Im Land der Unheils

Titel: 0230 - Im Land der Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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Zentrum des Saales zuging. Plötzlich hatte er das instinktive Gefühl von Gefahr. Er spürte einfach, daß er nicht so allein war, wie es schien. Irgend etwas beobachtete ihn. Er blieb dicht vor dem Sockel stehen, schob seine Waffe in den Gürtel zurück und griff zögernd nach der schlanken Klinge. Seine Finger verharrten wenige Millimeter über dem verzierten Griff.
    Tu es nicht, wisperte eine Stimme in seinen Gedanken. Es ist eine Falle!
    Er zögerte, sah sich noch einmal aufmerksam um und starrte sekundenlang mit beinahe morbider Faszination auf die zermalmten Skelette, die den Boden rings um ihn herum bedeckten. Kaum einer der Knochen war unbeschädigt, und an manchen konnte er die Spuren mörderischer Reißzähne entdecken.
    Mit einem entschlossenen Ruck beugte er sich vor und nahm das Schwert auf.
    Das Licht verlosch.
    Es flackerte, ging für einen Moment ganz aus und wurde dann von einem dunklen, blutigroten Glühen abgelöst. Ein heller, krächzender Schrei zerriß die Luft.
    Zamorras Herz schien einen Schlag zu überspringen und dann schneller und schmerzhafter weiterzuhämmern, als er das Ungeheuer sah.
    Im ersten Moment erinnerte ihn der Anblick an eine verkleinerte, etwas mehr als zwei Meter große Ausführung eines Tyrannosauriers. Es war eine Echse - ein schlankes, grünbraun geschupptes Ungeheuer mit zwei muskulösen Laufbeinen und einem mächtigen, peitschenden Schwanz. Zwei kleinere, armähnliche Vorderläufe endeten in dreifingrigen, mörderischen Klauen, und die winzigen Augen in dem dreieckigen Reptilienschädel schienen Zamorra mit boshafter Vorfreude anzustarren. In dem halb geöffneten Rachen blinkte ein grauenhaftes Gebiß.
    Zamorra hob das Schwert in Brusthöhe und wich Schritt für Schritt zurück. Die Echse machte keine Anstalten, ihn zu verfolgen, beobachtete aber jede seiner Bewegungen mit äußerstem Mißtrauen. Die tödlichen Klauenhände öffneten und schlossen sich mit hörbarem Klicken. Der Schwanz peitschte über den Boden, schleuderte Knochen und Steine beiseite und erzeugte schnarrende, quietschende Geräusche. Der Rachen klaffte auf, und ein dünner, giftiggrüner Speichelfaden tropfte zu Boden.
    Zamorra erwachte endlich aus seiner Erstarrung. Nicoles gellender Schreckensschrei mischte sich mit dem Krächzen des Ungeheuers, das blitzartig zur Verfolgung ansetzte.
    Zamorra rannte, so schnell er konnte. Die Raubechse holte rasch auf, aber er hatte nur die halbe Strecke zurückzulegen, und die Angst verlieh ihm zusätzliche Kraft. Er hetzte durch den Saal, übersprang jeinen Knochenhaufen und fiel mehr in den Stollen als er hineinlief. Dicht hinter ihm erzitterte der Boden unter den stampfenden Schritten der Echse.
    »Lauft!« schrie er mit überschnappender Stimme. »Nicole! Bill! Rennt um euer Leben.« Er hetzte weiter, sah sich im Laufen um und registrierte mit panischem Entsetzen, wie die Raubechse den Kopf senkte und hinter ihm in den Gang stürmte, ohne ihr Tempo merklich zu verringern. Und ihre Geschwindigkeit war merklich größer als die eines Menschen. Selbst, wenn sie in dem engen Gang nicht ihre volle Kraft entfalten konnte, war es nur eine Frage von Augenblicken, bis sie ihn eingeholt hatte. Er lief noch schneller weiter, packte Nicole grob am Arm und zerrte sie und Bill rücksichtslos hinter sich her. Von dem Alten war keine Spur mehr zu sehen. Er mußte schon beim ersten Auftauchen des Sauriers die Flucht ergriffen haben.
    »Lauft!« schrie er verzweifelt. »Schnell!«
    Der Gang dröhnte unter den hämmernden Schritten der klauenbewehrten Füße, und für einen Moment glaubte Zamorra den heißen, stinkenden Atem der Bestie im Nacken zu fühlen. Er sah sich gehetzt um und erkannte, daß der Abstand zwischen Nicole und dem Saurier auf weniger als zehn Meter zusammengeschmolzen war. Und er schrumpfte mit jeder Sekunde weiter. Erbarmungslos.
    Eine Hand griff nach seinem Gürtel, nestelte blind daran herum und riß dann mit einer plötzlichen Bewegung das Schwert aus der Scheide. Bill!
    Zamorra begriff zu spät, was der Amerikaner vorhatte.
    Fleming wirbelte herum, schwang das Schwert mit beiden Händen hoch über dem Kopf und trat der heranstürmenden Bestie entgegen. Er konnte das Monstrum nicht sehen, aber was er hörte und fühlte, mußte ihm genug über ihre Situation gesagt haben.
    »Bill!« schrie Zamorra verzweifelt. »Tu es nicht!«
    Aber wenn Fleming seine Worte überhaupt hörte, so reagierte er nicht darauf. Er schwang seine Waffe mit einer beidhändigen,

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