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0230 - Im Land der Unheils

0230 - Im Land der Unheils

Titel: 0230 - Im Land der Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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Wenn sein Tod einen Sinn haben sollte - wenn der Tod eines Menschen überhaupt einen Sinn hatte - dann waren sie verpflichtet, weiterzukämpfen. Und sei es nur, um den zu bestrafen, der für diese grausame Menschenfalle verantwortlich war.
    Er ging in die Hocke, berührte Nicole sanft an der Schulter und zwang sich zu einem Lächeln, als sie erschrocken auffuhr.
    »Was…«, machte sie.
    »Schon gut«, sagte Zamorra. »Wir sind in Sicherheit. Im Moment wenigstens.«
    Nicole blinzelte, hob die Hände an den Kopf und berührte ihre Schläfen.
    »Kopfschmerzen?«
    »Ein… bißchen.«
    »Mir geht es genauso«, sagte Zamorra. »Das muß an der schlechten Luft hier unten liegen.« Er trat zurück, half Nicole beim Aufstehen und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Tunnel. »Wir gehen am besten gleich weiter. Je eher wir hier heraus sind, desto besser ist es.«
    Nicole sah sich stirnrunzelnd in der Kammer um.
    »Was suchst du?« fragte Zamorra.
    »Wasser. Eine Waschgelegenheit wäre nicht schlecht. Und vielleicht etwas zu essen.«
    »Wieso?« fragte eine Stimme hinter ihrem Rücken. »Sind Sie dermaßen hungrig?«
    Zamorra zuckte erschrocken zusammen und fuhr herum. Seine Hand glitt automatisch zum Schwertgriff. Aber es war nur der Alte. Er hatte den Raum unbemerkt betreten und stand vielleicht schon eine geraume Zeit hier, ohne daß sie seine Anwesenheit bemerkt hätten.
    »Sie werden feststellen, daß Ihre körperlichen Bedürfnisse hier nicht mehr zählen«, sagte er ruhig. »Sie brauchen weder zu Essen noch zu Trinken. Und auf Annehmlichkeiten wie Waschen oder gar Baden werden Sie leider auch verzichten müssen. Sind Sie bereit, weiterzugehen?«
    »Wo waren Sie?« fragte Zamorra, ohne auf seine Frage zu reagieren.
    »Ich habe den Weg erkundet«, antwortete der Alte. »Ich brauche nicht zu schlafen, wissen Sie? Wenn Sie länger hierblieben, würden Sie feststellen, daß Sie es auch nicht mehr brauchen. Sie waren nur müde, weil Ihr Körper sich an die regelmäßigen Pausen gewöhnt hat. Daher auch Ihre Kopfschmerzen - sie vergehen, je seltener Sie sich zu einem Schlaf zwingen, der nicht mehr notwendig ist.«
    »Ich glaube nicht, daß wir lange genug hierbleiben, um das festzustellen«, antwortete Zamorra grob. »Aber wir sind bereit. Wie geht es weiter?«
    Der Alte deutete mit einer Kopfbewegung auf den Durchgang am anderen Ende des Raumes. »Dort entlang. Der Gang ist relativ sicher, aber danach kommt die Schlangengrube.«
    »Schlangengrube?« sagte Nicole erschrocken.
    »Ich habe sie so genannt. Vielleicht sind es auch keine Schlangen - ich habe nie versucht, es herauszubekommen. Aber wenn Sie genau tun, was ich Ihnen sage, kann nichts geschehen.«
    Nicoles Gesicht verfinsterte sich. »So wie gestern?«
    Der Magier schwieg einen Moment, dann schüttelte er den Kopf und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Ich kann Ihre Verzweiflung verstehen«, sagte er betont. »Aber Sie haben nur die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten - mir zu vertrauen oder nicht. Ein Wort von Ihnen genügt, und ich gehe- Sie werden mich nie Wiedersehen. Aber wenn ich Sie führe, so verlange ich Vertrauen. Ich bin nicht Ihr Feind. Wäre ich es, hätte ich nichts anderes zu tun brauchen als abzuwarten. Sie wären der Echse direkt in die Fänge gelaufen, hätte ich Sie nicht gewarnt.«
    »Das ist kein Beweis«, antwortete Nicole. Aber der Klang ihrer Stimme verriet, daß es nur noch Trotz war.
    »Warum sollte ich Sie erst retten, um Sie dann doch zu töten?« fragte der Alte sanft. »Wir stehen auf der gleichen Seite, begreifen Sie das nicht? Sie und ich, wir sind beide Gefangene hier. Ich habe die Hoffnung, noch einmal herauszukommen, längst aufgegeben. Aber ich gönne es Ihnen, es zu schaffen. Auch wenn ich weiß, daß Sie keine Chance haben.«
    »Diese Diskussion führt zu nichts«, murrte Zamorra. »Gehen wir weiter.«
    »Vertrauen Sie mir?«
    Zamorra lächelte flüchtig. »Nein«, sagte er. »Dazu weiß ich zu wenig über Sie. Aber ich folge Ihnen trotzdem.«
    »Dann kommen Sie. Beide.«
    Sie gingen los. Der Gang unterschied sich in nichts von den Stollen, durch die sie bis jetzt gegangen waren. Wieder war es Zamorra nicht möglich, die Zeit, die sie in dem engen Tunnel verbrachten, zu schätzen. Nach einer Ewigkeit wichen die Wände vor ihnen zurück, und sie standen im Eingang einer ungeheuren Halle. Die Decke war so hoch, daß sie sie nicht mehr sehen konnten, sondern sich ihr Blick irgendwo in wallenden Schatten verlor. Ein

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