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0230 - Im Land der Unheils

0230 - Im Land der Unheils

Titel: 0230 - Im Land der Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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kann, oder?«
    »Es gibt Spiele, die kann man nicht gewinnen«, antwortete der Alte geheimnisvoll. »Aber Sie werden selbst herausfinden müssen, daß es so ist. Sie sind ein erstaunlicher Mann. Vielleicht haben Sie wirklich eine Chance, die Schatzkammer zu erreichen. Aber dort werden Sie scheitern.«
    »Warten wir ab«, knurrte Zamorra. »Vorerst sind wir noch nicht tot. Aber wir müssen weiter!«
    »Wozu die Eile?« fragte der Zauberer. »Sie sind in Sicherheit, solange Sie das Gewölbe nicht verlassen. Die Wächterin kann Ihnen nichts mehr tun. Für Sie existiert sie nicht mehr. Genausowenig wie für mich.« Plötzlich lächelte er. »Übrigens hätten Sie sie leichter besiegen können.«
    »Und wie?«
    »Anders«, sagte der Alte ausweichend. »Aber das spielt nun keine Holle mehr. Wenn ihr wirklich weiter hinabwollt, so werde ich euch führen.«
    Zamorra tauschte einen raschen Blick mit Nicole. Die junge Französin schien aus dem seltsamen Alten ebensowenig schlau zu werden wie er. Schließlich nickte sie widerstrebend. Sie konnten dem Alten trauen oder nicht, eine dritte Möglichkeit blieb ihnen kaum. Stand er wirklich auf ihrer Seite, so konnte er ein wertvoller Verbündeter sein. Wenn nicht, war es vielleicht immer noch besser, ihn im Auge zu behalten.
    »Ihr könnt noch ausruhen, wenn ihr wollt«, sagte der Alte. »Hier seid ihr sicher.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Nein. Wir…wollen so rasch wie möglich hier heraus.«
    Der Alte nickte, bedachte Zamorra mit einem letzten, undeutbaren Blick und wandte sich dann um. Zamorra und Nicole nahmen Bill in die Mitte und folgten ihm in wenigen Schritten Abstand.
    »Was hältst du von ihm?« flüsterte Nicole so leise, daß ihr seltsamer Führer die Worte nicht hören konnte.
    Zamorra zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht…«, murmelte er hilflos. »Wenn er die Wahrheit sagt…«
    »Dann wäre dieses Labyrinth eine gigantische Menschenfalle«, vollendete Bill den Satz. »Aber warum? Und wer hat sie aufgestellt?«
    »Vielleicht könnte unser seltsamer Freund die Frage beantworten«, vermutete Nicole. »Wer immer dieses Wahnsinnslabyrinth errichtet hat, hat sich seine Opfer sicher mit Bedacht ausgesucht. Oder glaubst du im Ernst, es war Zufall, daß ausgerechnet wir das Spiel bekommen haben? Man müßte mehr über ihn erfahren.«
    »Frag ihn doch«, sagte Zamorra mit einer Mischung aus Spott und Resignation. »Ich glaube nicht, daß du etwas anderes als ausweichende Antworten bekommst. Aus irgendeinem Grund will er nicht über seine Vergangenheit sprechen. Noch nicht. Vielleicht ändert sich das, wenn wir länger zusammen sind.«
    »Wir werden nicht lange zusammen sein«, sagte der Alte, ohne sich umzudrehen. Zamorra fuhr erschrocken zusammen. Obwohl sie leise gesprochen hatten, mußte er jedes Wort verstanden haben. »Ich begleite euch, soweit ich kann, und dann seid ihr auf euch allein gestellt.«
    »Wir könnten es zusammen versuchen«, schlug Zamorra vor. »Mit Ihrer Ortskenntnis und…«
    Der Alte blieb nun doch stehen, drehte sich zögernd um und sah Zamorra lange und beinahe traurig an. »Vielleicht würden wir es wirklich schaffen«, sagte er leise und in einem Tonfall, als rede er gar nicht mit Zamorra, sondern mit sich selbst. »Aber ich glaube nicht, daß ich zurückkönnte. Ich glaube nicht, daß es ein Zurück für mich gibt. Ebensowenig wie für Sie. Nicht, wenn Sie zu lange zögern. Vielleicht ist es meine Aufgabe, als Führer zu fungieren. Doch nun schweigt. Wir nähern uns der zweiten Ebene. Es ist gefährlich, dort zu reden.«
    »Was erwartet uns dort?« fragte Nicole.
    »Gefahr«, antwortete der Alte ausweichend. »Eine größere Gefahr als die, der ihr entkommen seid. Mehr kann ich euch nicht sagen. Aber ich werde versuchen, euch zu helfen.«
    »Eine feine Hilfe, wenn Sie uns nicht einmal sagen, gegen was wir kämpfen müssen«, maulte Bill.
    Der Alte lächelte. »Gegen das Wesen, das dort auf uns lauert, kann man nicht kämpfen«, erklärte er geduldig. »Die erste Prüfung war Schläue, gepaart mit Kraft. Bei der Nächsten hilft euch nur Schnelligkeit.«
    Zamorra setzte zu einer weiteren Frage an, beließ es dann aber bei einem Achselzucken. Er würde sowieso nur eine nichtssagende Antwort erhalten.
    »Gehen wir weiter«, sagte der Alte. »Und still jetzt. Kein überflüssiges Geräusch.«
    Der Gang führte weiter in die Tiefe. Die meiste Zeit verlief er in sanfter Krümmung wie ein Schneckenhaus, manchmal vollführte er auch scheinbar

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