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0230 - Im Land der Unheils

0230 - Im Land der Unheils

Titel: 0230 - Im Land der Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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sinnlose Windungen und Kehren, und ein paarmal kamen sie an teils offenen, teils geschlossenen Türen vorbei. Die Räume dahinter waren, soweit Zamorra hineinsehen konnte, leer. Winzige, würfelförmige Kammern aus grauem Fels.
    »Sie sind leergeräumt«, erklärte der Magier auf eine entsprechende Frage Zamorras. Er sprach leise und in einem hastigen Flüsterton, als hätte er Angst, belauscht zu werden. »Bis hier sind viele gekommen. Aber das wird sich bald ändern.«
    Wieder fragte sich Zamorra, was der Alte wohl mit seinen geheimnisvollen Äußerungen sagen wollte. Seine Hand glitt in die Tasche und schloß sich um die glatte, kalte Kristallkugel. Ein Blick hinein würde ihm zeigen, was auf sie lauerte…
    »Ich würde das nicht tun«, sagte der Alte. »Sie funktioniert nur ein einziges Mal. Sie werden sie noch dringender brauchen, glauben Sie mir.«
    Zamorra zog enttäuscht die Hand zurück. Sie gingen weiter. Obwohl sie Bill wie ein hilfloses Kind zwischen sich führen mußten, kamen sie gut voran. Aber der Gang schien endlos zu sein.
    Schließlich deutete ihr Führer auf einen verwaschenen Lichtfleck am Ende des Stollens. »Keinen Laut mehr jetzt«, zischte er. »Wir sind da!«
    Zamorra löste vorsichtig Bills Hand von seiner Schulter, zog seine Waffe und stellte sich neben den Alten. Er glaubte eine vage Bewegung zu erkennen, das gleiche Gefühl, das er schon einmal, ganz zu Anfang ihrer Odyssee, gehabt hatte. Aber so wie beim ersten Mal entzog sich, was immer dort vorne war, auf geheimnisvolle Weise seinen Blicken.
    Sie schlichen lautlos weiter. Nicole war zusammen mit Bill ein Stück zurückgeblieben.
    Nach einer Ewigkeit, wie es Zamorra vorkam, erreichten sie das Ende des Stollens. Vor ihnen lag eine Halle gleich der, in der sie auf das Spinnenungeheuer gestoßen waren. Der Magier legte warnend den Zeigefinger über die Lippen und deutete auf die gegenüberliegende Seite. Im ersten Moment erkannte Zamorra nichts außer einer scheinbar amorphen, farblosgrauen Masse. Erst dann wurde ihm klar, was ihm der Alte hatte zeigen wollen.
    Die ganze Halle war über und über mit Knochen bedeckt. Es gab diesen großen Haufen vor ihnen, ein wahrer Berg menschlicher Skelette und einzelner, zerborstener Knochenteile, aber außerdem lagen überall die Reste der grausigen Mahlzeiten herum, die der Bewohner der Halle gehalten hatte.
    »Was…«, flüsterte Zamorra, brach aber sofort ab, als der Magier ihn warnend anblickte.
    »Sie ist nicht da«, wisperte der Alte. »Wahrscheinlich streift sie irgendwo durch die Gänge. Aber sie wird kommen. Sie wittert Beute auf große Entfernung.«
    Zamorra fragte sich verzweifelt, wen oder was der Alte mit sie meinte, aber der Zauberer schien nicht geneigt, weitere Auskünfte zu geben. »Die Gelegenheit ist günstig«, fuhr er im Flüsterton fort. »Gehen wir.«
    Zamorra nickte und wollte loseilen, aber der Alte hielt ihn mit einem raschen Griff am Arm zurück. »Sehen Sie das?« fragte er.
    Zamorra folgte der Richtung, in die die Hand des Alten deutete. Im Zentrum der Halle stand ein flacher, steinerner Sockel. Und darauf lag ein Schwert. Es unterschied sich kaum von dem, das er in der Hand hatte, nur war es ein wenig länger, vielleicht auch schlanker.
    »Es wäre gut, wenn Sie es sich holen würden. Sie werden es dringend brauchen, weiter unten.«
    »Warum?«
    »Es ist ein besonderes Schwert«, erklärte der Zauberer ungeduldig. »Manche von den Wesen, die sich hier herumtreiben, sind mit normalen Waffen nicht zu besiegen. Damit vielleicht.«
    Zamorra starrte unschlüssig auf die Waffe. Das Risiko, sie zu holen, schien denkbar gering. Aber gerade das gefiel ihm nicht. Es sah zu sehr nach einer Falle aus.
    »In Ordnung«, flüsterte er. »Ich versuche es. Aber erst, wenn Sie mit Nicole und Bill auf der anderen Seite sind.«
    Der Alte schwieg einen Moment und zuckte dann die Achseln. »Wie Sie wollen.« Er gab Nicole einen Wink, wartete, bis sie und Bill neben ihn getreten waren und griff nach der freien Hand des Amerikaners. Schnell und nahezu lautlos gingen sie los.
    Zamorra wartete mit klopfendem Herzen, bis sie in einem der gegenüberliegenden Stollen verschwunden waren. Er rechnete jeden Augenblick mit dem Auftauchen eines weiteren Alptraumungeheuers. Aber die weite, leere Halle blieb still. Die drei erreichten unbehelligt den Gang und verschwanden in der Sicherheit des Stollens.
    Er wartete noch ein paar Sekunden, ehe er mit zögernden Bewegungen auf den steinernen Sockel im

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