0232 - Die Zeitfalle
Kurvenecken verbanden sich durch neue Risse. Die stehengebliebenen „Inseln" schmolzen und versanken im hervorquellenden Magma. Der Riß reichte bis zum Kern des Planeten. Der Planet brach auseinander ...
Rakal nahm Tronar beim Arm und zog ihn mit sich aus der Zentrale. „Was ist denn?"
„Ich kann nicht länger warten, Tronar. Gucky oder nicht - ich muß es jetzt versuchen, ehe es zu spät ist. Wahrscheinlich haben die merkwürdigen Energieimpulse nichts mit dem Planeten selbst zu tun - wenigstens nicht mit dem sterbenden Planeten dort unten - aber wer kann das so sicher wissen?" Tronar sah ihn voller Zweifel an. „Wenn deine Theorie stimmt ... wenn du wirklich den Energieimpuls des Zeitfeldes aufgespürt hast, Rakal, dann lassen wir Gucky im Stich. Ob das Experiment und die Rückkehr gelingen oder nicht."
„Du hast recht, aber ich kann es nicht ändern."
„Warte noch. Wir haben Zeit. Das Zeitfeld existiert auch dann noch, wenn der Planet längst aufgehört hat zu bestehen."
„Das stimmt." Rakal lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand des Korridors. „Das Zeitfeld ist davon unabhängig. Wenn Gucky sich jetzt auf einer Hornisse befindet, ist er in Sicherheit. Ich wollte nur, er fände uns bald."
Tronar stand ihm gegenüber, an die andere Wand gelehnt.
„Und du bist fest davon überzeugt, daß du die Energieströme des Zeitfeldes entdeckt hast? Kann es sich nicht genausogut um die Justierungsstation für den Transmitter handeln? Ich meine, ohne es auszuprobieren, können wir doch niemals sicher sein."
„Natürlich sind wir ni cht sicher. Aber ich spüre die Impulse überall. Sie sind immer um uns, gleichmäßig und von allen Seiten kommend. Ich bin sicher, es kann sich nur um den Projektor für die Zeitfalle handeln.
Er steht irgendwo auf dem Trümmerstück Kalif, tausend Jahre in der Zukunft. Dorthin haben die Meister der Insel ihn gestellt. Vielleicht wissen sie nicht einmal, wie weit er denjenigen, der in seinen Wirkungsbereich gerät, in die Vergangenheit schleudert. Vielleicht wurde er auch schon früher errichtet, als ich annehme. Tatsache jedoch ist, daß er in jenem Augenblick existiert, in dem wir - in tausend Jahren - von der CREST ausgeschleust wurden... oder werden. Und ich will versuchen, auf den Impulsen in die Zukunft zu gelangen, die Maschine zu finden und sie zu vernichten."
Tronar schaute Rakal erstaunt an. „Vernichten? Was geschieht, wenn du sie vernichtest? Und - wie soll es dir gelingen, die Jetztzeit zu verlassen, um in die Zukunft zu gelangen? Es gibt keine Zeitreise, das hast du selbst bestätigt."
„Es ist keine Zeitreise in dem Sinne, Tronar. Wir beide haben die Fähigkeit, mit Energieimpulsen reisen zu können. Der Zeitprojektor auf Kalif benötigt Energie, um eine Brücke in die Vergangenheit zu schlagen.
Dieser Energiestrom kommt hier an; also endet die Brücke in unserer Relativgegenwart. Wir spüren ihn.
Wenn wir uns in ihn einfädeln, müssen wir, zwangsläufig zu seiner Quelle gelangen, auch wenn sie tausend Jahre in der Zukunft liegt. Wir reisen also in körperlosem Zustand durch die Zeit."
„Rein theoretisch hört sich das großartig an, aber ..."
„Ein Aber ist immer dabei, Tronar. Aber wenn du es entdeckt hättest, würdest du keine Sekunde zögern, deine Theorie zu beweisen und uns zu retten. Wer hat schon Gelegenheit, eine Zeitreise zu unternehmen."
„Wir, Rakal, und ich habe davon gründlich die Nase voll." Sie kehrten in die Zentrale zurück. Auf den Bildschirmen sahen sie, daß der Planet bereits aus vier Teilen bestand, die weiter auseinanderbrachen und sich allmählich voneinander entfernten. Sie erkalteten allmählich wieder und wurden fest.
Der Asteroidengürtel wurde geboren.
6.
Als Gucky in der Zentrale der Hornisse materialisierte, hatte er es nicht nötig, sich eigens vorzustellen.
Die anwesenden Maahks behandelten ihn mit Höflichkeit und Hochachtung, obwohl sie so groß waren, daß er zwischen ihnen regelrecht verschwand.
Gucky genoß ihre Gedanken mit einer wahren Wollust.
Der Überall-zugleich-Töter...! Er beehrt nun auch uns! Wir werden die Feinde ins Verderben schicken...
Wenn er bei uns ist, sind wir unbesiegbar ...! Er ist der größte Kämpfer des Universums...
„Danke, verehrte Sichelhauben", flötete er geschmeichelt, obwohl sie ihn nicht verstanden. Es genügte ja, daß er sie verstand. „Und nun wollen wir den Insulanern mal zeigen, was eine Harke ist. Freunde!" Er deutete nach Norden. „Ja, das ist die
Weitere Kostenlose Bücher