0232 - Plutons Zauberbuch
du gesehen, wie dieser Taskanoff ins Taxi stieg? Ich las seine Gedanken.«
»Und, Boß?« fragte Bud leise.
Mister G. saß in der Hotelbar an einem der kleinen Tische. Der Raum wurde beherrscht von der ringförmigen Theke, hinter der ein Bediensteter in roter Jacke wirbelte. Der Gnom sprach sehr leise; die Ohren des Keepers waren scharf, und er war ein Sprachtalent und pflegte mit vier Gästen aus vier verschiedenen Nationen zugleich Konversation.
»Taskanoff fährt, um Zamorra umzubringen. Das enthebt uns vieler Sorgen. Ich hatte den ganzen Tag über Angst, daß ich als der« Fassadenkletterer »entlarvt würde. Aber so…«
»Boß, Zamorra ist schwer zu töten«, sagte der Leibwächter. »Taskanoff hat heute schon einmal versagt.«
»Ich weiß«, sagte Mister G. und fragte sich, woher sein Diener dieses Wissen hatte. »Aber um so mehr wird er sich anstrengen, diesmal nicht zu versagen. Wir können diesen Zamorra also getrost vergessen und uns einer anderen Sache widmen.«
»Welcher Sache, Boß?«
»Die Dämonenhexe«, sagte der Gnom. »Sie ist im Moment allein. Bis ihr Sklave Taskanoff zurückkehrt, dauert es eine Weile, und der verdammte Panther existiert nicht mehr. Aber weil mich das Biest gebissen hat, wenn auch nur bei der Geistberührung, aber ich hinke immer noch - muß sie sterben. Du wirst sie töten.«
Der Leibwächter nickte. »Sie müßte in ihrem Zimmer sein«, sagte er.
»Du bist erstaunlich gut informiert«, sagte Mister G. »Woher? So kenne ich dich gar nicht.«
»Die identische Masse wurde reduziert. Die Kraft meines Zwillings ging auf mich über und damit auch sein Können. Ich denke jetzt für zwei«, gestand Bud. Mister G. nickte. So etwas Ähnliches hatte er bereits vermutet.
»Dann sieh zu, daß du die Hexe fertig machst«, befahl er.
Der Leibwächter nickte und zog sich zurück.
So ganz klappte es mit seinem Denken doch noch nicht, stellte Mister G. fest, diesmal darüber sogar zufrieden. Denn Bud kam gar nicht auf den Gedanken, daß die Dämonenhexe stärker sein konnte als er, und daß er lediglich geopfert wurde.
Ein Trick!
Mister G. wartete ein paar Minuten. Dann winkte er der Bedienung, zahlte seinen Drink und verließ die Bar ebenfalls.
Er mußte den Augenblick der Überraschung und die Chance nutzen, die ihm sein Diener Zuspielen würde.
***
»Ich bin absolut sicher«, sagte Ute Enkheim energisch. »Ich fühle mich so frei wie seit Tagen nicht mehr. Der Bann ist gebrochen. Der Chinese hat keine Macht mehr über mich.«
Zamorra wiegte zweifelnd den Kopf. Eine steile Falte bildete sich über seiner Nasenwurzel.
»Ich möchte es dennoch überprüfen«, sagte er. »Sicher ist sicher. Dämonen arbeiten mit vielen Tricks, bei denen sogar ich alter Fuchs oft Schwierigkeiten habe, sie zu durchschauen. Vielleicht hat er sich nur vorübergehend aus Ihrem Bewußtsein zurückgezogen.«
»Ich bleibe dabei«, beharrte Ute. »Seit ich den Dolch benutzte, ist seine Macht erloschen. Wahrscheinlich ahnt er nicht einmal, daß ich den Panther niederstach und nicht Ted.«
»Warum eigentlich?« fragte Zamorra. »Warum gingen Sie nicht auf Ted los?«
»Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen«, erwiderte das Mädchen und sah mit schwachem Interesse auf das Amulett, das Zamorra aus dem geöffneten Hemd holte. »Vielleicht… vielleicht… wollte ich den Mord selbst begehen, um dem Zwang zu gehorchen… wollte ihn nicht dem Panther überlassen. Und dann war ich plötzlich frei… ach, lassen Sie mich doch damit endlich in Ruhe.«
Ted Ewigk sah Zamorra an. »Was meinen Sie? Möglich ist das natürlich, daß sie nur auf einmaligen Gebrauch der Waffe konditioniert wurde…«
»Was ich nicht verstehe«, sagte Zamorra, »ist, daß sie die ganze Zeit über nicht zuschlug, als sie mit Ihnen hier allein war, Ted. Erst im Hotel brach der Befehl durch. Wenn unser schlitzäugiger Freund auf diese trickreiche Weise arbeitet, kann er auch noch andere Tricks auf Lager haben.«
»Also gut«, sagte Ute beleidigt. »Dann machen Sie doch Ihren blöden Test. Wie wollen Sie überhaupt feststellen, ob ich noch beeinflußt bin? Mich hypnotisieren oder…?«
»Zamorra hypnotisiert niemanden gegen seinen eigenen Willen«, sagte Nicole von der Tür her. Sie betrat gerade wieder den Wohnraum, nachdem sie sich in der Küche um Kaffee gekümmert hatte. »Können Sie nicht vertrauen, Ute? Oder will der Dämon in Ihnen dieses Vertrauen blockieren?«
»Sie sind ja alle miteinander verrückt«, murmelte die
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