0232 - Plutons Zauberbuch
Braunhaarige.
Plötzlich spitzte Ted Ewigk die Ohren.
»Da ist etwas«, sagte er leise und erhob sich in einer geschmeidigen Bewegung. »Jemand versucht einzudringen!«
»Ein Dämon?« Zamorra sprang auf.
»Ich weiß es nicht«, murmelte der Reporter. Er ging in den Flur, griff an der Garderobe in die Innentasche seiner dort hängenden Jacke und holte etwas heraus, das bläulich schimmerte und in seine Faust paßte. Er umschloß es. Zamorra konnte nicht erkennen, um was für einen Gegenstand es sich handelte.
Das Amulett blieb ruhig. Es zeigte keine dämonische Aktivität an. Aber sie hörten jetzt, wie das Schloß von außen kaum merklich bearbeitet wurde. Ein Kombischlüssel am Werk!
Zamorra atmete tief durch. Er kannte diese Schlüssel, deren Zacken verstellbar waren, und die eigentlich nur in Polizeikreisen oder bei Geheimdiensten Verwendung fanden. Damit ließ sich fast jedes Zylinderschloß öffnen, weil der Schlüsselbart dem Schloß durch Einstellen und Drehen angepaßt wurde.
»Einbrecher«, murmelte er. »Keine Dämonen. Vielleicht…«
»Taskanoff oder seine sogenannte Frau«, flüsterte der Reporter. »Was wollen die hier?«
Er machte eine schnelle Kopfbewegung. Zamorra begriff und huschte in die offenstehende Tür zum Bad. Ted Ewigk selbst nahm so hinter der Tür Aufstellung, daß er von ihr verdeckt wurde, wenn sie nach innen aufschwang.
»Was ist denn los?« fragte Ute Enkheim aus der Wohnlandschaft.
Ted unterdrückte eine Verwünschung.
Da klickte das Schloß. Die Tür wurde lautlos nach innen gedrückt.
Zamorras Hand schoß vor. Der Parapsychologe packte zu, umfaßte dünnen Stoff und riß die Russin direkt auf sich zu. Stoff zerriß, und ein unterdrückter Fluch folgte. Dann traf ein Handkantenschlag den Professor. Aber Zamorra duckte sich leicht, so daß der Hieb nicht die Stelle traf, welcher er zugedacht war. Mit einem Fußhebel brachte Zamorra die Agentin zu Fall.
Im gleichen Moment schmetterte Ted die Wohnungstür gegen den sofort nachsetzenden Taskanoff. Der Agent taumelte gegen die Wand, schleuderte dann die Tür wieder zurück. In Teds Hand blitzte etwas bläulich auf. Aber Taskanoff ließ sich davon nicht beeindrucken.
Zamorra rang noch mit seiner Gegnerin. Die Agentin hatte kaum weniger Tricks auf Lager als er selbst, und er war dadurch gehandicapt, daß er es mit einer Frau zu tun hatte und deshalb nicht so zuschlug, wie er es eigentlich hätte tim sollen. Plötzlich fühlte er sich angehoben und flog in weitem Bogen ins Bad. Vor dem Duschgestänge kam er zum Stehen und erkannte spätestens jetzt, daß die Russin mit weitaus weniger Skrupeln behaftet war als er selbst.
Aus den Augenwinkeln sah er, wie Ted zu Boden ging. Taskanoff griff unter die Jacke. Zamorra warf sich vorwärts, auf die Russin zu, steckte einen mörderischen Hieb ein, aber dafür hatte er die Gewißheit, daß sie sich jetzt in der Schußlinie befand.
Warum griff Nicole nicht ein?
Wieder traf ihn ein Schlag. Zamorra krümmte sich zusammen, rammte mit dem Kopf seine Gegnerin und wurde von ihr gepackt und herumgewirbelt. Unversehens begriff er, daß er jetzt genau zwischen seinen beiden Mördern war!
Taskanoff war ein paar Schritte zurück gewichen, bis fast zur Wohnlandschaft, und hielt die Pistole mit beiden Händen. Inzwischen war es für Zamorra sicher, daß Nicole nicht eingreif en konnte. Ute Enkheim mußte sie außer Gefecht gesetzt haben. Der Dämon behielt also immer noch die Kontrolle. Aber diese Erkenntnis nützte ihm hier und jetzt herzlich wenig.
Tamara Galinovsk holte mit etwas aus. Ein Dolch! Zamorra erkannte die magischen Zeichen daran. Er schaffte es gerade noch, mit dem Amulett zuzuschlagen. Dolch und Silberscheibe trafen aufeinander.
Ein entsetzlicher Ton erklang. Ein greller Blitz flammte auf, löschte alles andere aus. Zamorra glaubte, seine Augen müßten verbrennen. Aber dann war dieses Gefühl schon wieder vorbei, schneller als er gedacht hatte. Der Blitz mußte also nur eine Illusion gewesen sein, sonst hätte er die nächste halbe Stunde nicht sehen können.
Er sah, wie Tamara Galinovsk zurücktaumelte, den Mund geöffnet zu einem lautlosen Schrei.
Das war der Augenblick, in welchem Taskanoff schoß.
***
Sylvie Mandar zuckte zusammen. Wer war da an der Tür? Der Zimmerservice? Aber sie entsann sich nicht, etwas bestellt zu haben.
Es war auch niemand angemeldet, der sie hier aufsuchen wollte.
Die Dämonenhexe unterdrückte eine Verwünschung. Noch immer lag der Tote hier.
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