0232 - Plutons Zauberbuch
hielt. Sie schnellte sich vorwärts, als der Panther die Oberhand gewann und stieß mit dem Dolch zu.
Die mit magischen Zeichen versehene Waffe landete zwischen den Zähnen des Raubtiers.
Brüllend wich der Panther zurück.
Schwarzes Blut rann aus seinem Rachen hervor. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er Ute Enkheim an.
Ihr Herz stand fast still. Sie fürchtete, trotz der Wunde werde der Panther sie anspringen. Aber das geschah nicht.
Der Panther fuhr herum und jagte mit einem weiten Sprung zur Balkontür hinaus. Dabei begann er auf eigentümliche Art zu schrumpfen.
Und er jagte genau durch die Lücke im Geländer und verschwand in der Tiefe. Ein langgezogener Schrei hallte auf, der nicht der eines Raubtiers war, sondern eines Menschen, und der dann abrupt abriß. Es war Ute, als zucke ein grüner Blitz aus der Tiefe empor.
Sie hastete zum Balkon, beugte sich über die Kante.
Sie sah einen Mann dort unten liegen. War das nicht Professor Zamorra? Aber was lag da auf ihm?
Ein Skelett? Das Skelett einer Katze?
Ute Enkheim taumelte. Vor ihren Augen wollte es schwarz werden. Sie verlor das Gleichgewicht und kippte vorwärts.
Da packten Fäuste zu, rissen sie zurück.
Sie starrte Ted Ewigk an, der aus etlichen Wunden blutete.
Der Reporter zerrte sie herum, fort von der Kante, schob sie ins Zimmer.
»Danke«, preßte er hervor.
Ute Enkheim starrte ihn an.
Etwas zerbrach.
»Ich - ich sollte dich töten!« stieß sie hervor. »Dich, Ted…«
Und dann verlor sie doch das Bewußtsein.
***
Die Hexe erschrak. Sie fühlte den Todesimpuls, als Kater starb. Kaltes Entsetzen griff nach ihr.
Sie konzentrierte sich darauf. Und sie sah einen magisch präparierten Dolch, der auf jeden Fall tötete, der auch gegen dämonische Wesen wirkte. Und die Magie, die wirksam wurde, war schwarz!
Sylvie Mandar eilte auf den Balkon hinaus. Sie sah nach unten. Da lag Zamorra, und auf ihm Katers Skelett. Wenigstens war Zamorra auch tot! Aber wer hatte Kater umgebracht? Sie konnte es nicht sehen. Etwas verschleierte das Bild, störte ihre Hexenkräfte.
Aber zwischen den Kiefern des Katers steckte etwas Silbernes.
Sylvie Mandar achtete nicht darauf, ob jemand sie sehen konnte. Sie schrie ein Zauberwort und streckte die Hand aus. Das Silberding löste sich und schoß, der Schwerkraft Hohn sprechend, senkrecht empor. Sie packte zu.
Es war kein Silber, es glänzte nur so. Ein Dolch.
Sylvie Mandar zog sich ins Zimmer zurück. Mißmutig starrte sie auf den toten Wassilowitch. Sie würde ihn auflösen müssen. Aber das hatte Zeit. Sie nahm den Dolch in näheren Augenschein.
Magische Zeichen… das sah fernöstlich aus.
Der Chinese! Sheng Li-Nong! Hatte er Kater getötet?
Warte, Freundchen, dachte die Hexe. Mit dir rechne ich auch noch ab! Fühle dich nur sicher…
Sie war entschlossen, in diesem mörderischen Intrigenspiel die Oberhand zu behalten und nicht nur das Buch zu bekommen, sondern auch zu überleben.
Auch ohne Kater!
***
»Rekapitulieren wir«, sagte Nicole Duval Stunden später. Sie hatten das Hotel verlassen und bewegten sich durch die Stadt. Es erschien nicht nur Zamorra sicherer, das Hotel zu meiden, sondern auch Ted Ewigk. Zu dritt saßen sie in der Hexenstube, einer kleinen Gaststätte im gemütlichen Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen. »Ausgerechnet Hexenstube, wenn das kein böses Omen ist«, hatte Nicole geunkt. Aber der Äppelwoi war trinkbar und schmeckte nach mehr, wenn man sich erst einmal an das herbe Getränk gewöhnt hatte.
Ted Ewigk war verpflastert worden und fühlte sich etwas erschöpft, aber durchaus lebendig. Auch Zamorra hatte sich von seinem Sturz erholt. In der Tat hatte das Amulett ein magisches Feld aufgebaut, das seinen Aufprall weitgehend gedämpft hatte.
Nach kurzer Absprache hatten Zamorra und Ted darauf verzichtet, Taskanoff der Polizei zu übergeben. »Er kann uns seine Hintermänner verraten«, war Zamorras Motiv. »Irgendwann begeht er einen Fehler, vor allem, wenn er überraschend feststellt, daß ich noch lebe.«
»Rekapitulieren wir, was wir Zusammentragen konnten. Da sind zum einen die Russen.«
»Vermutlich KGB«, sagte Zamorra. »Ich schätze, sie wissen um die Zauberkraft, die in dem Buch steckt und wollen sie gegen Tanja Semjonowa einsetzen.«
»Die Vampirlady?« staunte Nicole. »Sicher. Sie wissen, daß sie noch lebt, und sie werden es nicht dulden können, daß jemand dem Dienst den Rücken kehrt. Und die östlichen Geheimdienste haben sich schon seit jeher mit
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