0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft
eigenen Namen nicht mehr weißt.«
Die schmale Straße, in der Nähe der Compton Airport, in der sich diese Szene abspielte, war bis zu diesem Augenblick unbelebt gewesen.
Jetzt aber wurde nur eine Steinwurfweite entfernt ein Gartentor geöffnet, und eine junge Frau in einem Sommerkleid trat heraus. An der rechten Hand führte sie ein kleines Mädchen. Beide kamen sie auf den Buick zu.
Wenn sie nahe genug heran sind, müssen sie die Pistole in Giradellos Hand sehen, fuhr es Gardener durch den Kopf. Vielleicht nimmt der Bluthund dann die Kanone aus meinem Nacken. Das ist meine Chance.
Gardeners Körper straffte sich unmerklich. Erst jetzt wurde dem Gejagten bewusst, dass er noch immer das brennende Feuerzeug in der Nähe seines Gesichtes hielt.
Die junge Frau und das Kind kamen näher.
»Glaub nicht, dass du mich übertölpeln kannst, wenn ich jetzt die Kanone senke«, zischte Giradello in Gardeners Ohr. »Ich halte sie in Hüfthöhe, so, dass sie genau auf deinen Rücken weist. Und bei der ersten falschen…«
Giradello kam nicht mehr dazu, den Satz zu vollenden.
Als Giradello den Arm mit der Pistole sinken ließ, fuhr Gardener blitzschnell herum. Seine mit dem brennenden Feuerzeug bewehrte Hand fuhr in Gardeners Gesicht.
Der Gangster stieß einen gellenden Schrei aus und drückte im selben Moment ab.
Aber die Kugel fuhr in das Sitzpolster neben Gardener, ohne diesen zu verletzen.
Und zu einem weiteren Schuss für Giradello war es zu spät.
Mit einer Bewegung, der man mit den Augen kaum folgen konnte, hatte Gardener seine Coltpistole aus dem Schulterhalfter gerissen. Der Schuss peitschte auf…
Die Entfernung betrug nur zwei Fuß. Das Geschoss traf Giradello genau zwischen den Augen.
Er wurde zurückgeworfen. Die Pistole entfiel seiner Hand, polterte auf den Boden des Fahrzeuges.
Für ein paar Atemzüge lang lag Giradello in den Polstern der Rücksitze, dann kippte er langsam zur Seite.
Gardener, der auf dem Vordersitz kniete, war wie erstarrt.
Die Pistole in seiner Hand war noch immer auf den Gangster gerichtet.
Das Feuerzeug lag neben Gardeners linkem Knie auf dem Sitz.
Gardener wurde durch den Schrei in die Wirklichkeit zurückgerissen, den die Frau ausstieß, die jetzt mit dem kleinen Mädchen unmittelbar neben dem Buick stand und die ganze Szene aus nächster Nähe angesehen hatte.
Gardener erwachte wie aus einer Trance. Mit eckigen Bewegungen schob er die Pistole ins Schulterhalfter, setzte sich ohne Eile im Sitz zurecht und startete den Wagen.
Er fuhr davon, ohne sich um die entsetzte Frau und das Kind zu kümmern.
Er fuhr etwa fünfhundert Yards in westlicher Richtung, gerade so weit, dass ihn die Frau und das Kind nicht mehr sehen konnten. Dann bog er rechts in eine schmale Gasse ein, die sich zwischen zwei dichten Hecken auftat. Zu seinem Glück war ihm noch niemand entgegengekommen.
Mit einem harten Ruck stoppte der Wagen. Gardener kletterte hinter dem Steuer hervor auf die Straße, öffnete die linke Hintertür und beugte sich über den Toten. Gardener überlegte sekundenlang.
Wo sollte er Giradellos Leiche lassen? Konnte er ihn hier einfach zwischen die Büsche werfen? Da kam ihm die rettende Idee, und er verlor keine weitere Sekunde.
Er packte Giradello an den Füßen und zerrte ihn in eine waagerechte Lage. Mit einer alten Plane, die er aus dem Kofferraum des Fahrzeuges holte, deckte er die Leiche zu.
Dann setzte er sich wieder hinter das Steuer und fuhr weiter. Er wusste, dass er nicht mehr viel Zeit hatte.
Wenn die Frau die City Police sofort benachrichtigte und eine genaue Beschreibung eines Buicks durchgab, dann würde man ihn in weniger als einer halben Stunde jagen.
Dann befand er sich zwischen zwei Fronten. Auf der einen Seite die Redlight-Gang, deren Mitglied er bis heute gewesen war, auf der anderen Seite die Cops.
Gardener zwang sich zum Nachdenken. Es musste ihm gelingen, seinen Unterschlupf im Norden von Los Angeles zu erreichen. Die unauffällige Blockhütte, die dort am Rande eines kleinen Waldstückes stand, konnte seine Rettung sein. Niemand von der Redlight-Gang wusste von dieser Hütte.
Dort hatte Gardener in einem kleinen Stahlsafe sein gesamtes Geld, fast fünftausend Dollar. Außerdem lag dort ein Flugticket nach Rio de Janeiro.
Er fuhr langsam die Rosecrans Avenue entlang, reihte sich in den fließenden Verkehr der Hawthorne Avenue ein und bog schließlich nach Westen in die Manchester Ave ab. Zwei Streifenwagen begegneten ihm, aber keiner der Cops
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